
Tipps vom Frauenflüsterer


Martin Herrmann verrät im Reimlinger Konzertstadel, warum Beziehungen so kompliziert sind. Seine hintersinnigen Pointen treffen ins Schwarze
„Warum trinken Fruchtfliegen Alkohol, wenn sie zu wenig Sex haben?“ „Was tun, wenn in der Ehe die Chemie nicht mehr stimmt?“ Diese und ähnliche Fragen werden in vielen Klatschzeitschriften und Beziehungsratgebern ausgiebig und mehr oder weniger ernsthaft diskutiert. Bei seinem Auftritt im mit rund 80 Besuchern voll besetzten Reimlinger Konzertstadel betrachtete der Musik-Kabarettist Martin Herrmann solche Probleme aus dem satirischen Blickwinkel.
„Keine Frau sucht Bauer“ heißt das Programm des selbsternannten „Frauenflüsterers“, der sich gleich zu Beginn als „extrem maskuliner Typ“ („Östrogen-Seismograf“) outet: schon sein Nachname Herr-Mann sei eine „Herausforderung für jede Gleichstellungsbeauftragte“. Folgerichtig steht der ewige Geschlechterkampf im Mittelpunkt des Abends, in der der Kabarettist seine ganz eigenen Sichtweisen auf die komplexe Thematik offenbart. So habe er als bekennender Single und angesichts einer Scheidungsrate von 50 Prozent den „Umweg“ vieler Freunde „Liebe-Ehe-Kinder-Haus-Alltag-Scheidung-Zweizimmerwohnung“ einfach abgekürzt.
Gegen Einsamkeit helfe notfalls die „Nie mehr allein-CD“, auf der „Partner-Geräusche“ wie etwa das beruhigende Schnarchen zu hören sind, die der Frau signalisieren: „Der Mann ist da, richtet aber keinen Schaden an.“ Zwar gäbe es für noch immer Ungerechtigkeiten zwischen den Geschlechtern: Während den alternden Mann „finanzielle Kompetenz“ interessant mache, würden frustrierte Frauen dazu neigen, sich Pfunde anzufuttern („aktiver Attraktivitäts-Rückbau“). Doch zumindest auf dem Gebiet der Erotik gäbe es jetzt Hoffnung, denn während beim Mann Potenzmittel längst etabliert sind („Runter mit der Pille, Schwänzchen in die Höh’“), wirke Viagra bei der Frau als Antidepressivum: „Frau hat so wenig Spaß am Sex wie vorher, nimmt es aber mit Humor.“
Sein Programm würzt der Kleinkünstler mit Liedern, zu denen er sich mit der Gitarre begleitet. In „Es liegt nur am IQ“ wird die unzureichende „Bildungsproduktion“ beklagt, das Multi-Tasking wird als problematisch beurteilt („Handy in der Suppe – Löffel am Ohr“) und schlimmstenfalls könne man einfach nur auf die Reinkarnation hoffen: „Schwimmen dir die Felle furt – Wiedergeburt!“
Ob Zölibat oder Abitur, ob Streiks oder Esoterik – in alle Richtungen lässt der Kabarettist seine ironisch-kritischen Gedanken schweifen. Zudem sorgen witzige Requisiten wie diverse „Bühnenbilder“, eine „tibetanische Taschenharfe“ (Eierschneider), ein „Analoges Gesichts-Verpixelungs-Programm“ (Küchensieb) oder ein „Kamasutra für Senioren (mit Erste-Hilfe-Anhang und Notfallnummern)“ für erheiternde Abwechslung.
Martin Herrmann präsentiert sich auf der Bühne als Meister der leisen Töne. Unprätentiös und lässig wirkt sein Vortrag, doch seine Sprachgewandtheit ist beeindruckend und die messerscharfen Pointen treffen zielsicher ins Schwarze. Der Humor des Querdenkers ist subtil und hintersinnig, sodass das Publikum stets gefordert ist. Am Ende spenden die Besucher reichlich Applaus für zwei Stunden anspruchsvollen Musik-Kabaretts, bevor der Künstler mit einer Vampir-Ballade einen kurzweiligen und unterhaltsamen Abend beendet.
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