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Tischtennis: Improvisierte Meisterfeier per Videokonferenz

Tischtennis

Improvisierte Meisterfeier per Videokonferenz

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    Der Kern des Meisterteams (oben von links): Tobias Liebl, Eugen Berg, Sven Svendsen sowie (darunter) André Hock, Ilja Gross und Marcel Kirschner.
    Der Kern des Meisterteams (oben von links): Tobias Liebl, Eugen Berg, Sven Svendsen sowie (darunter) André Hock, Ilja Gross und Marcel Kirschner.

    Wie in anderen Sportarten begann auch im Tischtennis bereits wenige Tage nach dem Saisonabbruch aufgrund des Coronavirus Mitte März die Suche nach sportrechtlich tragfähigen Lösungen für die Zukunft. Die erste Herrenmannschaft des TSV Nördlingen konnte diesem Vorgang gelassen entgegensehen. War doch die sportliche Dominanz des Teams um André Hock in der nun vergangenen Runde so deutlich, dass allein eine Saisonannullierung den avisierten Aufstieg ernsthaft in Gefahr gebracht hätte. Zu diesem Negativszenario ist es nicht gekommen. Vielmehr entschied sich der Deutsche Tischtennis-Bund (DTTB) in Abstimmung mit allen Landesverbänden diese Woche für eine Wertung des letzten Tabellenstands, also der Abschlusstabelle. In dieser rangiert die TSV-Erste mit 28:2 Punkten (bei drei ausstehenden Partien) komfortabel auf dem ersten Platz – Meisterschaft und Aufstieg sind ihr also gewiss.

    Sucht man nach den Wurzeln des Erfolgs, sticht vor allem das Agieren von André Hock hervor. Er hatte es als Nummer eins seines Teams stets mit den stärksten Gegnern zu tun, erspielte aber auch unter diesen schweren Umständen die beste Bilanz der gesamten Liga (28:2). Nach nur zwei Niederlagen in der Hinrunde gelang es Hock, die Rückrunde ohne Spielverlust zu bestreiten und mit 28 Einzelsiegen einen entscheidenden Beitrag zum Erfolg zu leisten. Im vorderen Paarkreuz sekundierte ihm Ilja Gross, der nach einer gelungenen Hinrunde in der zweiten Saisonhälfte mit einem Leistungstief und einer Reihe mental zehrender Fünfsatz-Niederlagen zu kämpfen hatte. Doch auch er punktete in der Summe nahezu ausgeglichen (14:16).

    Im mittleren Paarkreuz konnte Eugen Berg an alte Stärken anknüpfen. Nach einer längeren Schwächephase ging es in dieser Saison aufwärts und Berg schaffte es, wieder häufiger spielerische Leichtigkeit zu entfalten (Saisonbilanz: 17:7). Der zunächst an Position vier notierte Sven Svendsen wechselte nach einer durchwachsenen Saisoneröffnung in das hintere Paarkreuz. Dort agierte er zwar weitgehend ohne Fehl und Tadel, angesichts hoher technischer Fähigkeiten muss es allerdings sein Anspruch sein, wieder weiter vorne zu spielen.

    Marcel Kirschner wiederum rückte nach guten Leistungen aus dem hinteren Paarkreuz erstmals in die Mitte, um dort ebenfalls klar positiv zu spielen (15:8). So bekannt die Stärken des jüngsten Teammitglieds sind – exzellente Aufschläge, explosive Eröffnungen und wuchtige Topspins – , so bekannt sind seine Schwächen im Passivspiel. An diesen und seiner mentalen Leistung gilt es zu arbeiten, um sich als Gesamtspieler weiterzuentwickeln. Die sechste Position wurde nach dem Rotationsprinzip durch drei Spieler besetzt, unter denen insbesondere Tobias Liebl hervorzuheben ist. Der frischgebackene Vater konnte seinem Team trotz schlafloser Nächte in zahlreichen Spielen beistehen, verzeichnete dort eine starke Bilanz (10:3) und war gerade in den wichtigen Momenten an Ort und Stelle. Auch Tim Schröppel, der sich nach einem rasanten Leistungszuwachs im ersten Jahresdrittel 2019 für erste Einsätze empfahl, leistete einen Beitrag (3:2).

    Gemeinsam formten diese Spieler eine homogene Auswahl, die in der Bezirksliga kaum zu schlagen war, nun jedoch mit nüchternem Realismus auf die kommende Saison blicken muss. Angesichts des hohen Niveaus in der Bezirksoberliga sind auf allen Positionen Leistungssteigerungen nötig, um auf Basis intensiver Trainingsarbeit den Klassenerhalt realistischerweise ins Auge zu fassen. Der Zusammenhalt, der die Mannschaft in dieser Saison auch in schwierigen Situationen prägte, dürfte deshalb noch wichtiger werden. Eine Stabilisierung der oftmals zu schwankenden Doppelperformance an Position zwei und drei dürfte ebenfalls eine wichtige Baustelle für den TSV darstellen.

    Vorerst aber ruht der Schläger und es ist ungewiss, wann der Trainings- sowie Spielbetrieb wieder eröffnet wird. Auch eine gemeinsame Feier des jüngsten Erfolgs wird auf absehbare Zeit für die Nördlinger nicht möglich sein. Doch in diesen turbulenten Tagen sind kreative Lösungen gefragt und sie wurden gefunden: Noch am Abend der Verbandsentscheidung gelang es den Akteuren, sich in einer spontan organisierten Videokonferenz zumindest aus sicherer Distanz gegenseitig zu gratulieren, auszutauschen und ein wenig zu feiern. „Sobald es möglich ist, holen wir die richtige Feier nach“, so Tobias Liebl, „jetzt aber sind erst einmal andere Dinge wichtiger als der Sport.“

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