Nördlingens Trainer Matiss Rozlapa begann mit der gewohnten Startaufstellung das Pokalachtelfinale seiner Eigner Angels Nördlingen gegen die Falcons aus Bad Homburg. Der Start im äußerst stimmungsvollen Primodeus Park verlief ganz nach dem Geschmack der mitgereisten Nördlinger Fans: Wenige Minuten waren gespielt und das amerikanische Trio ließ ein 4:12 von der Anzeigentafel leuchten. Besonders Erika Davenport schien wie ein Leuchtturm heraus und lud bei fünf Minuten Spielzeit direkt zehn Punkte, einige Rebounds, Assists und Steals auf ihr Konto. Dem gegenüber stand jedoch eine elfprozentige Dreierquote, die ein deutlicheres Viertelergebnis als das 18:9 aus Nördlinger Sicht verbot. Es sollten noch weitere Schwächen aufseiten der Rieser Basketballerinnen zutage kommen.
Die individuelle Klasse der Angels wurde durch die schläfrige Defense neutralisiert. Immer wieder war man zu spät und kassierte unnötige Fouls. Lediglich wegen der schwachen Freiwurfquote der Gastgeberinnen konnten die Falcons auf Distanz gehalten werden. Hatte man als geneigter Basketballfan im ersten Viertel ob der Ideenlosigkeit und Fehleranfälligkeit noch kritisch die Leistungen der beiden Mannschaft begutachtet, zeigte sich im zweiten Viertel auf Seiten der Angels praktisch eine Leistung, die der Arbeitsverweigerung gleichkommt.
Eigner Angels: Im zweiten Viertel ist die Leistung erschreckend
Unzählige Turnover, reihenweise einfalls- und ideenlose Angriffe, die aus nicht mehr als einem Pass zu einer an der Dreierlinie abdrückenden Spielerin bestanden, und in der Defense die immergleichen Fouls, weil man stets einen Schritt zu spät war. Eine Dreierquote von 13 und eine Zweierquote von 33 Prozent bestätigen die schlechte Angriffsarbeit Nördlingens. Bad Homburg wird sich ärgern, in dieser Zeit nicht mehr Kapital aus der Schwäche der Angels geschlagen zu haben, aber 28 Prozent aus dem Zweipunktebereich und lediglich 50 Prozent von der Freiwurflinie sind selbst für solche Gegner zu wenig. Dennoch robbten sich die Falcons vor allem in Person von Geri Georgieva Stück für Stück heran und konnten mit einem 25:28 durchaus zufrieden in die Kabinen gehen.
Dort hielten sich die Angels ungewöhnlich lange auf, denn es gab auch ungewöhnlich viel zu besprechen. Man hatte sich eben viel zu sagen, sicherlich aber nicht, dass man im bisherigen Spielverlauf zu wenige Fouls gesammelt hätte. Dennoch handelte man sich innerhalb von 22 Sekunden gleich drei von ihnen ein, ehe Beasley per Dreier und Mariam Haslé-Lagemann mittels eines Fastbreak-Korblegers nach 90 Sekunden bereits die erste Bad Homburger Auszeit provozierten. Nicole Brochlitz löste nun Erika Davenport als tragende Spielerin ab, ließ für sich einen Block auf dem Spielberichtsbogen vermerken und netzte gleich doppelt von außen zum 41:30 aus Nördlinger Sicht ein. Zwar war man im Angriff jetzt zumindest einigermaßen wach, schlief aber in der Verteidigung noch immer. Ein ums andere Mal gewährten die Eigner Angels den körperlich und zahlenmäßig unterlegenen Gastgeberinnen Offensivrebounds, die in Punkte umgemünzt werden konnten. Während Nicole Brochlitz ihren dritten Distanzwurf versenkte, handelte sich Lisa Bertholdt hingegen ihr viertes Foul ein – ein rabenschwarzer Tag für die sonst so erfolgreiche Kapitänin. Brandy Beasley war es, die das 40:52 zum Ende des dritten Viertels markierte und somit wieder so etwas wie Sicherheit im Nördlinger Spiel versprühte.
Am Ende reißt sich Nördlingen noch einmal zusammen
Das letzte Viertel begann mit sieben Turnovers innerhalb von 90 Sekunden, was den auffallend chaotisch-nervösen Spielstil beider Mannschaften gut belegt. Von da an riss man sich auf Nördlinger Seite endgültig zusammen und brachte gemeinsam das Spiel in den sicheren Hafen. Brochlitz mit ihrem vierten Dreier und Roosa Lehtoranta mit zwei Fastbreak-Punkten erzielten die letzten Körbe zum 69:49-Sieg, der mehr Krampf als Eleganz war.
Eigner Angels Nördlingen: Davenport (20 Punkte), McCray (3), Brochlitz (16), Viksne (2), Lehtoranta (9), Haslé-Lagemann (2), Bertholdt (0), Beasley (14), Kambach (3)
Bei Bad Homburg fielen auf: Geri Georgieva (17), Da’Ja Green (14)