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70 Jahre Currywurst: Delikate Frage: Ist die Currywurst wirklich eine Berlinerin?

70 Jahre Currywurst

Delikate Frage: Ist die Currywurst wirklich eine Berlinerin?

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    Beliebtes Geburtstagskind: Die Currywurst wird 70 Jahre alt.
    Beliebtes Geburtstagskind: Die Currywurst wird 70 Jahre alt. Foto: Daniel Bockwoldt, dpa

    Gehste inne Stadt, wat macht dich da satt, ’ne Currywurst“, so sang einst Herbert Grönemeyer und klang dabei, als habe er gerade bei Dönninghaus in Bochum eine mit extrascharf bestellt beziehungsweise im Hals, egal: der Pott und die Wurst, das passte einfach. Doch der Kunst kann man bekanntlich ungefähr so trauen wie der Liste mit Zusatzstoffen in einer dubiosen Imbissbude an der Ausfallstraße, denn: Die Currywurst wurde nicht etwa in Bochum oder Dortmund oder Gelsenkirchen erfunden, sondern in Berlin.

    Vor genau 70 Jahren soll dort nämlich Herta Heuwer zum ersten Mal eine Soße aus Tomatenmark, Worcestersauce und Curry zusammengerührt und – finaler Akt in einem historischen Moment – dann über eine zerstückelte Brühwurst gekippt haben. Zehn Jahre später und mittlerweile erfolgreiches Start-up geworden, ließ sich die resolute Ostpreußin ihr Soßenrezept als Schutzmarke eintragen und verfügte in der Diktion eines späteren Kanzlers und Currywurst-Connaisseurs: „Ich hab das Patent und damit basta“ – doch da war die Wurst schon in aller Munde.

    Und wie es mit allen Erfolgsgeschichten so ist, erheben auch in diesem Falle allerhand andere Anspruch auf Urheberschaft beziehungsweise kursieren zahlreiche Legenden, am schönsten vielleicht die von Uwe Timm, der in seiner Novelle „Die Entdeckung der Currywurst“ die Hamburgerin Lena Brückner auf der Treppe stürzen lässt – in der einen Hand Currypulver, in der anderen Ketchup – und fertig ist die Soße. Und vom Ruhrpott und Bochum hatten wir es ja schon, wo der Metzger Otto Dönninghaus nachweislich ab 1952 mit seiner eigenen Wurst und Soße nach Geheimrezept die Feinschmecker im Revier begeisterte.

    Eher vernachlässigbar ist hingegen die Behauptung von Alexander Fürst zu Schaumburg-Lippe, wonach neuerdings die wahre Geburtsstunde der Currywurst bereits 1946 in seiner Schlossküche in Bückeburg schlug, als ein Koch für britische Offiziere mit Aprikosenmarmelade, Ketchup und Curry experimentierte – der Adel fordert halt gerade so ziemlich alles zurück, von Schlössern über die Unschuld bis hin zu Soßenrezepten.

    Zum Geburtstag der Currywurst: Bloß keine gepökelte Wurst verwenden

    Fest steht jedenfalls aber zumindest dies: Die (trotz oder gerade wegen der neumodischen Konkurrenz wie Polentaröllchen und ähnlichem hippen Schmarrn) nicht ohne Grund von den Deutschen regelmäßig zum liebsten Kantinenessen gewählte Currywurst kann nicht in Schwaben erfunden worden sein, bekommt man doch hier nicht selten das Sakrileg einer roten Bratwurst unter die Soße geschoben.

    Darum hier zum Mitschreiben: Eine Currywurst darf niemals nicht gepökelt oder geräuchert sein! Dafür geht auch eine Brühwurst ohne Darm, also vulgo: Gwschollne. Das zumindest geht aus der Allgemeinen Fleischer-Zeitung in Berlin vom 20. August 1967 hervor, und die wollen wir jetzt mal als Experten gelten lassen und ganz unabhängig davon, ob dort tatsächlich Herta Heuwer die Currywurst erfunden hat. Hauptsache, sie schmeckt.

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