Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Der Fall Barschel: ARD zeigt zum Fall Barschel Politthriller: Ein Trip in die Finsternis

Der Fall Barschel

ARD zeigt zum Fall Barschel Politthriller: Ein Trip in die Finsternis

    • |
    Ministerpräsident Uwe Baschel (CDU) nach einer Sitzung der CDU-Landtagsfraktion am 15. September 1987 in Kiel.
    Ministerpräsident Uwe Baschel (CDU) nach einer Sitzung der CDU-Landtagsfraktion am 15. September 1987 in Kiel. Foto: dpa

    Der mysteriöse Tod von Uwe Barschel, des zurückgetretenen CDU-Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein, ist bis heute ungeklärt. Er wurde im Oktober 1987 kurz nach seinem Rücktritt tot in der Badewanne eines Genfer Hotels gefunden. War es Selbstmord oder Mord, fragen Regisseur und Autor Kilian Riedhof und Co-Autor Marco Wiersch - und was wäre, wenn es sich um Mord gehandelt hätte?

    Der Fall Barschel ist einer der brisantesten Politikskandale Deutschlands

    Die „Klassiker“ unter den Verschwörungstheorien

    ROSWELL: 21 Prozent der Amerikaner sind sich sicher: 1947 stürzte ein Ufo in der Wüste der Vereinigten Staaten ab. Die Regierung versteckt seitdem Ufo und Aliens vor der Weltöffentlichkeit auf dem Militärareal „Area51“.

    MCCARTNEY: Andere glauben daran, dass „Beatles“-Bassist Paul McCartney bereits 1966 bei einem Autounfall ums Leben kam. Und die Plattenfirma ihn mit einem Double ersetzt hat.

    BARSCHEL In Deutschland löste der Tod von Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Uwe Barschel Diskussionen aus. Viele vermuten den Bundesnachrichtendienst oder Agenten der DDR hinter dem in Teilen noch ungeklärten Todesfall von 1987.

    9/11: Die Attentate von New York am 11. September 2001 belebten das Geschäft mit Verschwörungstheorien. Millionen Menschen auf der ganzen Welt glauben nämlich, dass die US-Regierung selbst für die grausamen Anschläge an diesem Tag verantwortlich ist.

    In dem Politthriller "Der Fall Barschel" entwickeln sie diese Frage weiter und setzen zwei fiktive Journalisten einer liberalen Hamburger Tageszeitung auf Barschels Spuren. In einem spannenden Bogen paralleler Ereignisse zwischen Kiel, Genf und Beirut erzählen sie, wie die Ermittler immer tiefer in den Sog unheimlicher Ereignisse geraten. Die ARD strahlt den fast dreistündigen Thriller an diesem Samstag um 20.15 Uhr aus, gefolgt von der halbstündigen Dokumentation "Barschel - Das Rätsel" von Stephan Lamby und Patrik Baab (ab 23.10 Uhr).

    Der Regisseur Kilian Riedhof kommt zur Premiere des TV-Films «Der Fall Barschel» in Berlin.
    Der Regisseur Kilian Riedhof kommt zur Premiere des TV-Films «Der Fall Barschel» in Berlin. Foto: Jörg Carstensen/dpa

    Der Fall Barschel ist einer der brisantesten und größten Politskandale, den die Bundesrepublik bis heute hatte, so Riedhof -  und trotz mehrerer Filme nicht auserzählt. Auch die im Film angesprochenen illegalen Waffenexporte und die Verstrickung von Politik und Rüstungsindustrie haben bis heute nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. Riedhof, der für "Homevideo" von 2012 einen Grimmepreis erhalten hat, richtet den Fokus verstärkt auf die politischen und psychologischen Hintergründe des Falls. War Barschel in die Fänge der Geheimdienste geraten, weil er zu viel über  illegale Waffengeschäfte wusste? Oder waren alles nur Verschwörungstheorien?

    Der Thriller hat mehrere Schwerpunkte. Er erzählt zum einen die Geschichte von Uwe Barschel, dargestellt von Matthias Matschke, nach einem Flugzeugabsturz im Mai 1987, zum anderen die Geschichte der beiden Journalisten David Burger (Alexander Fehling) und Olaf Nissen (Fabian Hinrichs), die nach Art der "Watergate"-Enthüllungen ermitteln. Und dann wird auch noch die Rolle des zwielichtigen Medienreferenten Reiner Pfeiffer (Martin Brambach) durchleuchtet.

    ARD zeigt Thriller über Causa Barschel im TV

    Politik-Skandale - von Watergate bis Barschel

    WATERGATE: Während des US-Wahlkampfs 1972 installierten Einbrecher im hier ansässigen Hauptquartier der Demokratischen Partei Abhöranlagen. Die Spur führte zum Wahlkampfteam der Republikaner und ins Weiße Haus zu Präsident Richard Nixon. Nixon versuchte, die Affäre zu vertuschen, musste aber 1974 zurücktreten.

    MONICA-GATE: Eine Sexaffäre mit der Praktikantin Monica Lewinsky brachte den demokratischen US-Präsidenten Bill Clinton 1997/98 an den Rand der Amtsenthebung. Zunächst leugnete er unter Eid das Verhältnis, gab aber schließlich eine «unangemessene» Beziehung zu. Ein Antrag zu seiner Entlassung fand im Kongress keine Mehrheit. Clinton blieb im Amt.

    IRAN-CONTRA-GATE: In der Affäre ging es 1986/87 um geheime US-Waffenlieferungen an den verfeindeten Iran. Ein Teil der Erlöse wurde an die rechtsgerichteten «Contras» in Nicaragua weitergeleitet. Der republikanische Präsident Ronald Reagan wusste angeblich von nichts und blieb ungeschoren.

    WATERKANT-GATE: Einer der größten deutschen Politskandale drehte sich 1987 um Machenschaften im schleswig-holsteinischen Landtagswahlkampf. Dabei wurde SPD-Spitzenkandidat Björn Engholm illegal ausgespäht und denunziert. Ministerpräsident Uwe Barschel (CDU) gab sein «Ehrenwort», dass die Vorwürfe haltlos seien. Wenig später wurde er in Genf tot aufgefunden.

    KLIMA-GATE: Hacker kopierten 2009 Mails und Dokumente von Klimaforschern und stellten sie ins Internet. So versuchten sie, die Erkenntnisse führender Wissenschaftler ins Zwielicht zu ziehen. Diese hätten versucht, Gegner ihrer Thesen aus der Diskussion im Weltklimarat zu verdrängen.

    RUBY-GATE: Der damalige italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi kam 2010 wegen seiner Beziehung zum minderjährigen Partygirl «Ruby» in Bedrängnis. Er soll der 17-jährigen Marokkanerin auch für die Teilnahme an Sexpartys («Bunga-Bunga») viel Geld gezahlt haben - was der längst als «Frauenheld» bekannte Politiker bestreitet.

    Die Strategien der Parteien und die Auseinandersetzungen mit Barschels Gegner Björn Engholm (SPD), anfangs dominant, treten bald in den Hintergrund. Je weiter man mit den Augen der Journalisten in Barschels Geschichte hinschaue, so Riedhof, desto mehr entwickele sich die Reise nach Genf auch für die Ermittler zu einem gefährlichen Trip in die Finsternis. Der Thriller schildert eine zunehmende Paranoia Barschels, es geht um Schmutzkampagnen gegen den politischen Gegner sowie Tabletten- und Drogensucht. Auch einer der Journalisten gerät in dieses Fahrwasser und verhandelt wie Barschel mit Waffendealern und zwielichtigen Informanten.

    Uwe Barschel weist am 18. September 1987 mit einem "Ehrenwort" alle Beschuldigungen in Zusammenhang mit der Bespitzelung des ehemaligen Oppositionsführers Engholm zurück.
    Uwe Barschel weist am 18. September 1987 mit einem "Ehrenwort" alle Beschuldigungen in Zusammenhang mit der Bespitzelung des ehemaligen Oppositionsführers Engholm zurück. Foto: Werner Baum (dpa)

    Riedhof nähert sich durch das Schicksal des einen Journalisten der mutmaßlichen Mordtheorie an und demonstriert am Beispiel des anderen eindrucksvoll, wie weit die Arme der Hintermänner aus Geheimdiensten und Rüstungsindustrie reichen können. Ein Hochspannungsthriller nach dem Vorbild der "Unbestechlichen". Und darüber hinaus ein Film, in dem Dokumentarisches, nachinszenierte Fakten und Fiktionales ein solides Ganzes bilden. Der Film lässt auch ahnen, dass die Wahrheit über die Geschichte Barschels weiterhin unter Verschluss liegt, auch weil sich die politischen Verhältnisse nicht entscheidend geändert haben.

    Die halbstündige Dokumentation "Barschel - Das Rätsel" folgt um 23.10 Uhr. Darin werden die wichtigsten bis heute vorliegenden Erkenntnisse unter die Lupe genommen und zahlreiche Beteiligte wie Reiner Pfeiffer, "Stern"-Reporter Sebastian Knauer, der Leitende Oberstaatsanwalt Heinrich Wille sowie Zeitzeugen in Genf, Paris und Washington befragt. AZ/KNA

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden