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Österreich: Angeblich live: Radiosender leistet sich peinliche Aktion

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Angeblich live: Radiosender leistet sich peinliche Aktion

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    Ein Radiosender aus Tirol hat seinen Zuhörer vorgekaukelt, live aus dem Stadion zu berichten. Dabei standen die Reporter im rund 460 Fahrtkilometer entfernten Radiostudio.
    Ein Radiosender aus Tirol hat seinen Zuhörer vorgekaukelt, live aus dem Stadion zu berichten. Dabei standen die Reporter im rund 460 Fahrtkilometer entfernten Radiostudio. Foto: Sibylle Seidl-Cesare (Symbol)

    Dem österreichischen Sender Life Radio Tirol  ist ein folgenschweres Missgeschickt unterlaufen: Bei einem Fußballspiel der WSG Swarovski Tirol gaukelten die Moderatoren den Zuhörern vor, live vor Ort im Stadion beim Auswärtsspiel gegen Sturm Graz zu sein. Dabei fieberte Reporter Rainer Dierkes nicht etwa auf der Reportertribüne mit seinem Team mit. Nein, er steht im rund 460 Fahrtkilometer entfernten Studio in Innsbruck und verfolgte das Spiel am TV-Bildschirm.

    Da die spontan eingesprungene Kollegin, welche die Stammmoderatorin Sabrina Peer vertrat, in ihrer Moderation "live" ins Stadion zu ihrem Kollegen schaltete, erweckte es nun den Eindruck, dass der Sender seine Zuhörer schamlos veräppeln will. Life Radio Tirol Geschäftsführer Gerald Pirchl versicherte nun im Gespräch mit unserer Redaktion jedoch, dass es sich nicht eher um eine besonders peinliche Panne handle. Doch noch mal einen Schritt zurück: Was genau war denn nun passiert?

    Die Studio-Webcam dokumentiert die peinliche Panne

    Auf einem Youtube-Video, mitgeschnitten von der Seite dietiwag.org, ist klar zu sehen, wie Kommentator Rainer Dierkes und seine Kollegin das Auswärtsspiel am Studio-Fernseher verfolgen. Die Moderatorin tut allerdings so, als würde Reporter Dierkes direkt vom Spielfeldrand aus berichten: "Rainer ist jetzt auch schon in Graz, im Merkur Stadion. Da sind alle schon schön bereit, aufgestellt zum Anpfiff." Anschließend wendet sie sich an den Reporter, der wenige Schritte entfernt von ihr im selben Raum steht: "Rainer, wie schaut's aus bei Dir?" Daraufhin ist deutlich die Stadion-Atmosphäre im Hintergrund zu hören, die wohl ausschließlich vom Mischpult kommt.

    Statt die Situation richtig zu stellen antwortet der eigentlich äußerst erfahrene Dierkes: "Ja, Herzklopfen natürlich ein bisschen, weil ist wieder einmal, so wie jedes Spiel, eine ganz, ganz wichtige Partie." Das Blöde an der Sache: Die Webcam, von der auch das Material für das Youtube-Video stammt, läuft die ganze Zeit mit und zeigt beide Moderatoren im Studio. Und nicht in irgendeinem Stadion.

    Sender-Chef Gerald Pirchl erklärt die Panne von Life Radio Tirol

    Geschäftsführer Gerald Pirchl erklärt die Situation nun so: "Uns ist ein wahnsinnig dummer Fehler passiert, der nicht passieren darf. Aber es ist absolut keine Verarsche, so wie es jetzt rüber kommt." Seit sieben Jahre übertrage der Radiosender nun die Spiele des Vereins. Von Anfang an sei es so gewesen, dass die Heimspiele live aus dem Stadion und die Auswärtsspiele vor dem Fernseher im Studio moderiert werden. "Die Mitarbeiter haben die strikte Anweisung, nicht den Anschein zu erwecken, im Stadion zu sein, wenn dem nicht so ist", sagt Pirchl. Da die nun betroffene Moderatorin allerdings eine Aushilfe war und von ihm nicht gut genug gebrieft worden sei, habe sie ihre Aufgabe zu gut und euphorisch machen wollen.

    Aber hätte dann nicht der langjährige Mitarbeiter und "Kult-Kommentator Rainer Dierkes", wie auf der Homepage des Senders zu lesen ist, die Anmoderation richtig stellen können? Das habe der Sender-Chef Dierkes nach dem Patzer auch gefragt: "Er war in der Situation einfach überfordert", sagt Pirchl.

    Life Radio Tirol  werde aber aus dem Vorfall lernen, verspricht der Geschäftsführer. "Die Moderatoren werden nun noch besser gebrieft. Außerdem planen wir bei der Webcam künftig einen Schriftzug für die Auswärtsspiele einzublenden", sagt er und ergänzt: "Wir wollten niemanden täuschen. Aber es tut uns leid, wenn wir doch jemanden damit getäuscht haben."

    Auf Youtube bezeichnen die Nutzer den Schwindel als "erbärmlich"

    Ob sich die Zuhörer dadurch milde stimmen lassen, bleibt offen. Was jedoch gewiss ist, dass einige Nutzer, die das entlarvende Video auf Youtube gesehen haben, zunächst jedenfalls herbe enttäuscht waren von dem Tiroler Sender: "Schade, genau bei dem Radiosender glaubte ich halbwegs etwas glauben zu können", schreibt ein User. Einige betiteln die Maskerade als "erbärmlich", "traurig" und "peinlich", ein anderer schreibt, dass er gar nicht hinschauen könne.

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