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Verbrechen: Arkansas plant sieben Hinrichtungen

Verbrechen

Arkansas plant sieben Hinrichtungen

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    Amnesty International hat im vergangenen Jahr 1031 Hinrichtungen weltweit gezählt – etwa ein Drittel weniger als im Vorjahr. In den Todeszellen der USA waren es 20 Hinrichtungen.
    Amnesty International hat im vergangenen Jahr 1031 Hinrichtungen weltweit gezählt – etwa ein Drittel weniger als im Vorjahr. In den Todeszellen der USA waren es 20 Hinrichtungen. Foto: Paul Buck, dpa

    Das Mittel Midazolam wirkt entspannend, verhindert Krampfanfälle und nimmt Ängste. Es wird bei Schlafstörungen und als Betäubungsmittel bei Operationen eingesetzt – und in den USA auch bei Hinrichtungen, als Teil eines Giftcocktails. Im Bundesstaat Arkansas läuft Ende April das Haltbarkeitsdatum für noch vorhandene Dosen des Medikaments aus. Deswegen sollen dort binnen elf Tagen sieben Menschen hingerichtet werden – ausgerechnet ab Ostermontag.

    Nicht nur Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty reagieren mit Entsetzen. Eine Aktionsgruppe gegen die Todesstrafe in Arkansas spricht von grausamen „Hinrichtungen wie am Fließband“. Bis zuletzt werden juristische Auseinandersetzungen vor Gericht erwartet. Dabei geht es im Wesentlichen um Begnadigungsgesuche, die angehört werden müssen. Dafür gibt es Fristen. Das Ziel ist es, die Hinrichtungen so vorerst zu stoppen. Eigentlich war geplant, acht Todesurteile zu vollstrecken – in einem Fall aber wurde die Strafe vom Gericht ausgesetzt.

    Kurz vor Ostern ist der Protest in den sozialen Netzwerken groß. Kirchenvertreter wenden sich gegen die Exekutionen, in Petitionen wird Gouverneur Asa Hutchinson aufgefordert, sie zu stoppen. Arkansas aber hält daran fest. „Die Familien der Opfer haben lange darauf gewartet, Gerechtigkeit für ihre Lieben zu sehen“, sagte der Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft. Gouverneur Hutchinson hatte im Februar die Termine für die Hinrichtungen unterzeichnet. Einer der ersten Todeskandidaten ist Bruce Earl Ward, der seit über 26 Jahren in der Todeszelle sitzt. Ende 1990 erhielt er für den Mord an einer 18-jährigen Verkäuferin in einem Gemischtwarenladen die Höchststrafe. Noch am selben Tag soll Don William Davis sterben, der im Jahr 1990 eine Frau bei einem Wohnungseinbruch erschossen haben soll.

    Laut Amnesty gab es 2016 in den USA 20 Hinrichtungen – so wenige wie seit 1991 nicht mehr. Arkansas aber könnte ab Ostermontag traurige Geschichte schreiben. Der Einsatz des Mittels Midazolam ist zudem umstritten. Es soll die Häftlinge betäuben, bevor zwei weitere Medikamente den Herztod herbeiführen. Zuletzt aber gab es mehrfach „Pannen“: 2014 wurde Midazolam bei zwei Hinrichtungen in Oklahoma und Arizona verwendet, bei denen die Todeskandidaten Anzeichen qualvollen Erstickens zeigten. Drei Häftlinge reichten eine Klage ein, das Mittel nicht mehr zu verwenden. Im Juni 2015 aber entschied das höchste US-Gericht, der Gebrauch von Midazolam verstoße nicht gegen die Verfassung.

    Allerdings haben die Bundesstaaten zunehmend Nachschubprobleme. Denn viele Pharmakonzerne wollen nicht mehr, dass mit ihren Substanzen getötet wird. In der EU gilt ein Exportverbot für Produkte, die für Hinrichtungen oder zur Folter verwendet werden können. Mit Blick auf die Fälle in Arkansas sagte ein Sprecher des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie in Berlin, man lehne den Einsatz von Medikamenten zur Vollstreckung von Hinrichtungen „kategorisch“ ab. „Medikamente dienen ausschließlich therapeutischen Zwecken, sie sollen Krankheiten heilen, Schmerzen lindern.“ Einzelne US-Bundesstaaten haben aber bereits auf die Probleme bei der Medikamentenbeschaffung reagiert und lassen inzwischen auch den elektrischen Stuhl oder Erschießungen als „alternative Hinrichtungsmittel“ zu. Andreas Hoenig, dpa

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