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Berlin: "Bitte keine Araber": Bewerber erhält rassistische Absage

Berlin

"Bitte keine Araber": Bewerber erhält rassistische Absage

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    Ein Mann mit arabischem Namen bewirbt sich bei einem Berliner Architekturbüro - und erhält eine rassistische Antwort.
    Ein Mann mit arabischem Namen bewirbt sich bei einem Berliner Architekturbüro - und erhält eine rassistische Antwort. Foto: Christin Klose, dpa

    Ein junger Mann bewirbt sich um ein Praktikum bei einem Berliner Architekturbüro. Als Antwort erhält er drei Wörter. Es sei "das schlimmste Ablehnungsschreiben, dass du je bekommen kannst". Das schreibt er selbst, als er einen Screenshot der rassistischen Mail auf Facebook postet.

    "Bitte keine Araber", steht da.

    Rassisches Ablehnungsschreiben wird auf Twitter tausendfach geteilt

    Auf Twitter teilte unter anderem die Autorin Bahar Aslan den Screenshot der Mail. Sie kommentiert das Geschehen in einem Thread. Darin schreibt sie unter anderem: "Dass Menschen mit Migrationshintergrund es schwerer haben, zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden, wissen wir bereits aus zahlreichen Studien. Häufig ist dann von Diskriminierung oder Fremdenfeindlichkeit die Rede, aber leider spiegeln diese Begriffe nicht unsere Realität wider." Die Autorin, deren Eltern aus der Türkei stammen, betont: "Das was wir tagtäglich im Beruf, auf der Arbeit oder bei der Wohnungssuche erleben, ist Rassismus." Ihr Post erhielt in kurzer Zeit tausende Likes und wurde tausendfach geteilt. Viele Nutzer berichteten selbst von ihren Erfahrungen und von Diskriminierung, die sie aufgrund eines Migrationshintergrundes erfahren hätten.

    Viele Nutzer rieten, das Architekturbüro zu verklagen. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) soll unter anderem Benachteiligungen aus Gründen der Rasse oder der ethnischen Herkunft verhindern oder beseitigen. So kann ein Betroffener, wenn gegen das Diskriminierungsverbot verstoßen wird, Schadensersatz verlangen. Das AGG sieht für den Fall einer diskriminierenden Nichteinstellung bis zu drei Monatsgehälter vor.

    SPD-Politikerin Chebli: "Gut, dass das an die Öffentlichkeit gekommen ist."

    Auch SPD-Politikerin Sawsan Chebli teilte den Screenshot und schrieb: "Es ist gut, dass dieser Fall von Rassismus an die Öffentlichkeit gekommen ist. Stellt Euch vor, dass jeden Tag Menschen in Deutschland diesen Rassismus erleben. Jeden verdammten Tag. Keine Arbeit bekommen, keine Wohnung. Und kaum jemand wird zur Rechenschaft gezogen."

    Das Architekturbüro hat sich ebenfalls zu Wort gemeldet. In einer Stellungnahme, die unserer Redaktion vorliegt, heißt es, dass es sich um ein Missverständnis handele. Den Vorwurf des Rassismus wies das Unternehmen zurück. "Wir respektieren nicht nur Menschen aller Nationen, wir bauen auch mit ihnen, für sie und auf sie." Die Praktikumsbewerbung sei versehentlich falsch zugeordnet worden. Sie sei als Bewerbung für laufende Projekte in China behandelt worden. Die Qualifikationen des Bewerbers, etwa sehr gute chinesische Sprachkenntnisse, hätten für diese Stelle nicht ausgereicht.

    Architekturbüro spricht von Missverständnis

    Die fragliche Mail habe nicht an den Bewerber gehen sollen. Die Chefin des Unternehmens habe die Bewerbung "mit verkürztem Kommentar" an das Sekretariat weiterschicken wollen. "Selbstverständlich respektieren wir nicht nur Menschen, sondern auch Gesetze wie das AGG", heißt es weiter in der Stellungnahme.

    Bereits am Dienstag habe man mit dem Bewerber telefoniert und sich entschuldigt, heißt es in der Stellungnahme. Er habe diese Entschuldigung akzeptiert.

    Die Hochschule, an der die Chefin des Architekturbüros als Professorin tätig war, stellte auf ihrer Facebookseite klar, dass sie "seit einigen Jahren nicht mehr im aktiven Dienst an der Hochschule beschäftigt" sei. Die Hochschule prüfe den Sachverhalt derzeit intern. Man habe die Architektur-Professorin "als eine weltoffene Frau kennengelernt". In dem Post distanziert sich die Hochschule zudem "ausdrücklich von Rassismus in jeder denkbaren Form".

    Der Bewerber hat sich seit seinem Facebookpost, der hunderte Male kommentiert und geteilt wurde, nicht mehr öffentlich zu Wort gemeldet. (jako)

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