England macht Schluss mit allen Corona-Maßnahmen
Die Corona-Fallzahlen sind fast so hoch wie zum Höhepunkt der zweiten Welle. Trotzdem beendet England mit dem heutigen Tag alle Corona-Maßnahmen.
Trotz dramatisch steigender Infektionszahlen sind am Montag in England fast alle Corona-Maßnahmen aufgehoben worden. Weder das Tragen von Masken noch Abstandsregeln oder zahlenmäßige Beschränkungen für Veranstaltungen sind im größten britischen Landesteil fortan vorgeschrieben.
Premierminister Boris Johnson setzt auf die Eigenverantwortung der Menschen. Doch Experten warnen, dass die Situation trotz hoher Impfquote außer Kontrolle geraten könnte. Bereits jetzt werden täglich zum Teil mehr als 50.000 Fälle registriert - beinahe so viele wie zum Höhepunkt der zweiten Welle zum Jahreswechsel.
Gewerkschaften und Unternehmerverbände sprachen sich unterdessen für eine Beibehaltung der Maskenpflicht und ein gleichzeitiges Ende der Pflicht zur Selbstisolation bei geimpften Kontaktpersonen aus. Schon jetzt kommt es in vielen Branchen, vor allem bei Verkehrsbetrieben, zu Engpässen, weil viele Mitarbeiter in Selbstisolation sind. Der Chef der Verkehrsgewerkschaft RMT (The Rail, Maritime and Transport Union), Mick Lynch, warnte, der vielfach als "Freedom Day" ("Freiheitstag") gepriesene Tag der Öffnung könne sonst zum "Chaos Day" werden.
Johnson befindet sich derzeit in Selbstisolation
Zudem gab der Regierungschef am Wochenende nicht das beste Beispiel ab. Nachdem Gesundheitsminister Sajid Javid am Samstag mitgeteilt hatte, trotz zweifacher Impfung an Covid-19 erkrankt zu sein, wollten sich Johnson und sein Finanzminister Rishi Sunak zunächst um die eigentlich für Kontaktpersonen vorgeschriebene Selbstisolation drücken. Die beiden nähmen an einem Pilotprojekt teil, das stattdessen tägliche Tests vorsehe, hieß es am Sonntagmorgen.
Keine drei Stunden später, nach einem landesweiten Aufschrei - immerhin sitzen derzeit Hunderttausende Briten wegen einer Aufforderung zur Selbstisolation zu Hause - ruderte die Regierung zurück. Johnson befinde sich auf seinem Landsitz Chequers in Selbstisolation, hieß es dann.
Von dort aus wandte sich Johnson in einer Videobotschaft an seine Landsleute. Er haben "kurzzeitig darüber nachgedacht", an dem Pilotprojekt teilzunehmen, sagte Johnson. "Aber ich denke, es ist viel wichtiger, dass sich alle an dieselben Regeln halten, und deswegen werde ich bis zum 26. Juli in Selbstisolation gehen", so der konservative Politiker weiter.
Experten bezweifeln, dass der Schutz durch Impfungen ausreicht
Johnson gab sich zuversichtlich, dass die hohe Impfrate im Land auch ohne weitere Maßnahmen einen ausreichenden Schutz vor der Pandemie bietet. Inzwischen haben 88 Prozent der Erwachsenen im Vereinigten Königreich eine erste Impfung erhalten. Knapp 68 Prozent sind bereits zweimal geimpft. "Das massive Impfprogramm hat die Verbindung zwischen Ansteckung und Krankenhauseinweisung und zwischen Ansteckung und schwerer Erkrankung und Tod erheblich geschwächt", sagte Johnson.
Doch Experten zweifeln daran, ob der Schutz durch die Impfungen ausreichen wird, um einer großen Infektionswelle standzuhalten. Dem Epidemiologen Neil Ferguson vom Imperial College in London zufolge ist es "beinahe unausweichlich", dass die Zahl der täglichen Neuinfektionen die Marke von 100.000 bald überschreitet. "Die echte Frage ist, ob es sogar doppelt so viel wird, oder sogar noch mehr", sagte Ferguson der BBC am Sonntag. Im schlimmsten Fall, wenn die Zahl der Krankenhauseinweisungen 2000 oder 3000 täglich erreiche, müssten Maßnahmen ergriffen werden, um die Pandemie wieder in den Griff zu kriegen, warnte er.
Das will Johnson eigentlich unbedingt verhindern. Er hatte den Weg seines Landes aus dem Lockdown stets als "vorsichtig aber unumkehrbar" beschrieben. "Bitte, bitte, seien Sie vorsichtig", flehte er die Briten an. Ob er damit noch überzeugen kann, scheint fraglich.
Die Lockerungen gelten nur für den größten britischen Landesteil England, der keine eigene Regierung hat. Die Regionalregierungen von Wales, Schottland und Nordirland sind für ihre Gesundheitspolitik selbst verantwortlich. (dpa)
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Ein mutiger, aber richtiger Schritt. Nicht den Kopf in den Stecken, nach Vogel-Strauß Manier, sondern dem "Feind" ins Auge sehen. Das sit ein Teil des englischen Freiheitsgedankens. Wem das zu weit geht - der kann sich nachwievor einigeln. Das ist m.w. nicht verboten.
Schwer in einer offenen Welt - der richtige Schritt wäre jetzt alle Engländer bzw. alle welche von der Insel kommen erst nach 14 tägiger Quarantäne nach DE einreisen zu lassen. Aber dazu hat weder Papa Horsti noch Onkel Söder den Arsch in der Hose...
Glauben Sie, daß die Engländer zu uns wollen?