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Kinder- und Jugendreport: DAK-Studie zeigt: Stadtkinder sind öfter krank

Kinder- und Jugendreport

DAK-Studie zeigt: Stadtkinder sind öfter krank

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    Neun von zehn Kindern und Jugendlichen in Bayern mussten laut einer Studie der Krankenkasse DAK im Jahr 2016 mindestens einmal zum Arzt.
    Neun von zehn Kindern und Jugendlichen in Bayern mussten laut einer Studie der Krankenkasse DAK im Jahr 2016 mindestens einmal zum Arzt. Foto: Patrick Pleul, dpa

    Ein Kind, das bei einem Lehrer auf dem Land aufwächst, hat tendenziell gesündere Zähne als ein Kind, das bei einem Schlosser in der Stadt groß wird. Das geht aus dem Kinder- und Jugendreport der gesetzlichen Krankenkasse DAK hervor. Für die repräsentative Studie hat die Universität Bielefeld Daten aus dem Jahr 2016 von mehr als 83.000 versicherten Kindern und Heranwachsenden ausgewertet. Im Zentrum der Untersuchung die Frage: Bayern, wie gesund ist eigentlich dein Nachwuchs?

    Neun von zehn Kindern waren 2016 laut DAK mindestens einmal beim Arzt

    Die Antwort lautete: Die Kinder und Jugendlichen in Bayern sind gesünder als ihre Altersgenossen im Bundesdurchschnitt. Doch der Report kam auch zu dem Ergebnis, dass jedes vierte Kind im Freistaat körperlich chronisch krank ist – Jungen etwas häufiger als Mädchen. Am weitesten verbreitet, notiert die DAK-Analyse, sei die Hautkrankheit Neurodermitis, gefolgt von Heuschnupfen, Asthma und Entzündungen des Magen-Darm-Trakts.

    Neun von zehn Kindern und Jugendlichen in Bayern haben im Jahr 2016 mindestens einmal einen Arzt gesehen, heißt es weiter. Als häufigsten Anlass für Krankenhaus- und Praxisbesuche nennen die Forscher Atemwegserkrankungen: Etwa die Hälfte der jungen Patienten ließ sich deshalb untersuchen.

    Berufstätigkeit der Mutter soll sich auf die Gesundheit des Kindes auswirken

    Brigitte Dietz vom Berufsverband der Kinder- Jugendärzte in Bayern bestätigt diese Entwicklung. Die Zahl der Atemwegserkrankungen, das zeige ihre Erfahrung, sei in den vergangenen Jahrzehnten enorm gestiegen. Damit zu tun hat nach Ansicht der Medizinerin die Erwerbstätigkeit der Frau. Dietz, seit mehr als 25 Jahren in einer Praxis in Taufkirchen im Landkreis München tätig, beobachte etwa, dass immer mehr Mütter ihre Kinder zur Betreuung in die Krippe geben – meistens ab dem zweiten Lebensjahr. Die Kleinkinder verließen das geschützte familiärer Umfeld und stießen in der Krippe auf viele ansteckende Kinder. Ihr Immunsystem aber sei deutlich unausgereifter, worauf der Körper mit Erkrankung reagiert, erklärt Dietz. So komme es durchaus vor, dass Kleinkinder acht Mal pro Saison mit banalen Infekten in ihre Praxis kommen.

    Jedes dritte Kind in Bayern hat 2016 Antibiotika verschrieben bekommen

    Dass immer mehr Kinder in Bayern – mittlerweile ist es ein Drittel – mindestens einmal jährlich Antibiotika verschrieben bekommt, sieht Brigitte Dietz ebenfalls skeptisch. Die DAK-Datenlage habe sie irritiert, ihr zu denken gegeben, räumt die Ärztin ein. Zumal die Mehrheit der Krankheiten, unter denen Drei- bis Vierjährige leiden, auf einen Virus zurückgehe und nicht mit Antibiotika zu behandeln sei.

    Wo bayerische Kinder aufwachsen, ist nach Report-Resultaten entscheidend für deren Gesundheit. In Bayern zum Beispiel leben zwei Drittel der DAK-versichterten Kinder auf dem Land. Der Nachwuchs kämpft hier deutlich öfter gegen Bronchitis und Allergien. Stadtkinder dagegen sind laut Analyse häufiger übergewichtig und fast doppelt so oft von Zahnkaries betroffen. Gründe für die teils gravierenden Unterschiede sehen die Autoren in abweichenden Lebensbedingungen und Gewohnheiten – so auch im Bildungsniveau der Eltern: Kinder, deren Eltern keinen Bildungsabschluss haben, sind der Studie zufolge zweieinhalb Mal häufiger von Fettleibigkeit betroffen als Gleichaltrige aus anderen Familien.

    Der Report der DAK soll künftig jedes Jahr erscheinen. Ziel sei es, sagt die Leiterin der Krankenkasse in Bayern Sophie Schwab, belastbare Aussagen zu treffen – und zu sehen, wie sich Kindergesundheit entwickelt und verändert hat.

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