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Ende der Coffeeshops: Der letzte Joint

Ende der Coffeeshops

Der letzte Joint

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    Polizei und Staatsanwaltschaft zerschlagen innerhalb weniger Jahre zwei große Rauschgiftringe in Pfaffenhofen.
    Polizei und Staatsanwaltschaft zerschlagen innerhalb weniger Jahre zwei große Rauschgiftringe in Pfaffenhofen. Foto: dpa

    Das Pärchen am Nebentisch macht einen Eindruck, als habe es das Ende der Flower-Power-Ära vor 30 Jahren irgendwie nicht mitbekommen. Nach der zweiten Hasch-Zigarette hellt sich die Stimmung der beiden erkennbar auf. Die dritte Bestellung lehnt der Kellner freundlich aber bestimmt ab: Fünf Gramm Haschisch pro Person sind erlaubt, die haben die beiden längst intus.

    Es ist Samstagvormittag im "Yellow Mellow", Amsterdams bekanntestem "Coffeeshop". Einer von 228 in dieser Stadt, einer von 700 im ganzen Land. Hier begann die Ausgabe weicher Drogen 1976. Doch der Trend ist gebrochen. Seit 1996 haben 36 Prozent der Läden wieder dichtgemacht. Die Holländer haben ihre Coffeeshops satt. Das absehbare Urteil des Europäischen Gerichtshofes aus Luxemburg wird, da sind sich alle sicher, die Entwicklung nur noch beschleunigen.

    In dem Verfahren geht es um einen Beschluss des ehemaligen Bürgermeisters von Maastricht, Geert Leers, aus dem Jahr 2006. 2,1 Millionen Besucher kommen jährlich in die Stadt, rund 70 Prozent galten damals als Haschisch-Touristen vor allem aus Deutschland und Belgien. "Das war eine kriminelle Sphäre", beschreibt eine Geschäftsfrau die Szene. Leers zog Konsequenzen und erlaubte den Besuch der Shops nur noch für Niederländer.

    Als die Polizei bei einer Razzia trotzdem ausländische Touristen mit Drogen-Keksen erwischte, schlossen die Behörden den Laden von Marc Josemans. Der wehrte sich, ging schließlich vor den Europäischen Gerichtshof und argumentierte mit der Dienstleistungsfreiheit, die durch den "Ausländer-Beschluss" eingeschränkt wurde. In der vorigen Woche gab der Luxemburger Generalanwalt Yves Bot den Tenor des Urteils, das im Herbst erwartet wird, vor: "Keine Diskriminierung." Die Kommunen, die die Verantwortung für die Shops haben, dürfen den Zugang einschränken.

    Lea Bouwmeester, Abgeordnete der niederländischen Sozialdemokraten: "Wir wollen die Coffeeshops nicht abschaffen. Leute, die verantwortlich damit umgehen, dürfen sie weiter besuchen. Die Probleme aber wollen wir lösen." Entlang der deutschen und belgischen Grenze gibt es inzwischen eine 30 Kilometer breite Zone, in der keine neuen Coffeeshops mehr eröffnet werden dürfen.

    Die Drogen zu verkaufen ist nicht legal, wird aber toleriert

    In Bergenop Zoom, wo montags bis freitags 47 000 Menschen leben, die am Wochenende von bis zu 57 000 Drogen-Touristen regelrecht überfallen wurden, sind alle Shops geschlossen worden. Auch in Rosendaal gibt es nur noch Cafés ohne Hasch. Und auch in Amsterdam wird jetzt über Zugangsbeschränkungen nachgedacht. Der originellste Vorschlag: Gäste dürfen nur noch mit EC- oder Kreditkarte zahlen. Damit könnten die Behörden deren Anonymität aufheben.

    Die Inhaber der Coffeeshops könnten sich gegen solche Anordnungen kaum wehren. Denn auch im liberalen Holland ist die Abgabe der Drogen nicht legal, sie wird lediglich toleriert. Wenn sie wollten, bräuchten die Beamten bloß am Hintereingang die Lieferanten abfangen. Für Anbau und Einfuhr von Drogen gibt es auch in Holland Gefängnishaft bis vier Jahre. Bisher hat die Politik auch mit Blick auf die eigene Bevölkerung stets mindestens ein Auge zugedrückt. Doch die hat von den kiffenden Wochenendurlaubern längst die Nase voll. Von

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