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Fall Höxter: Frau berichtet über monatelange Misshandlungen in Höxter

Fall Höxter

Frau berichtet über monatelange Misshandlungen in Höxter

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    Im Haus eine in der vergangenen Woche festgenommenen Paars im nordrhein-westfälischen Höxter ist nach Angaben der Ermittler eine weitere Frau getötet worden.
    Im Haus eine in der vergangenen Woche festgenommenen Paars im nordrhein-westfälischen Höxter ist nach Angaben der Ermittler eine weitere Frau getötet worden. Foto: Marcel Kusch (dpa)

    Nach Bekanntwerden der Todesfälle durch monatelange Misshandlungen in einem Haus in Höxter hat die Polizei neue Details über ein Opfer veröffentlicht, das mit dem Leben davon gekommen war. Nach eigener Aussage war die 51-Jährige aus dem Großraum Berlin rund drei Monate lang festgehalten worden. Sie gab an, in einem Zeitraum zwischen Ende 2011 bis März 2012 von dem beschuldigten Paar körperlich misshandelt worden zu sein, wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwoch mitteilten. 

    Sie habe keine Möglichkeit zur Flucht gehabt. Nach einer "erheblichen körperlichen Auseinandersetzung" sei sie von den Beschuldigten zu einem Bahnhof gebracht und in einen Zug nach Hause gesetzt worden. Aus Angst vor angedrohter Gewalt habe sie die Polizei nicht eingeschaltet, bis nun die Misshandlungsfälle von Höxter ans Licht gekommen waren. 

    In dem früheren Bauernhaus in der kleinen Ortschaft Bosseborn soll das Paar über Jahre hinweg verschiedene Frauen festgehalten und gequält haben. Mindestens zwei Frauen aus Niedersachsen starben. Die Ermittler vermuten sadistische Machtspiele als Motiv. 

    Nach Einschätzung eines Spezialisten wollen Täter in Fällen wie diesen ihre eigene Ohnmacht "durch Gewaltausübung in das Gefühl von Allmacht" verwandeln, wie der Psychotherapeut Christian Lüdke im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur sagte. Für die Täter seien die Opfer nur ein Instrument zum Machtmissbrauch. Die Beschuldigte und Ex-Frau des mutmaßlichen Haupttäters habe wahrscheinlich Angst um ihr Leben gehabt und deshalb mit gemacht. 

    Ermittlungen in Höxter laufen auf Hochtouren

    Das weitere Opfer hatte sich am Sonntag bei der Polizei gemeldet: Die Frau hatte das Haus in den Medien wiedererkannt. Kennengelernt hatte sie den Beschuldigten, weil sie ihm auf eine Kontaktanzeige geantwortet hatte. Nach einigen Telefonaten reiste sie bereits im August 2011 erstmals ins Weserbergland. Bei diesem dreiwöchigen Besuch sei es jedoch zu keinen Übergriffen gekommen. Sie hielt Telefonkontakt und entschloss sich schließlich zu dem zweiten Aufenthalt.

    Auch die Ermittlungen in dem kleinen zu Höxter gehörenden Ort Bosseborn laufen laut Polizei auf Hochtouren. Am Mittwochvormittag sei das Wohnhaus mit Kräften einer Einsatzhundertschaft ausgeräumt worden, um weitere Spuren zu sichern. Auch Hinweisen aus der Bevölkerung geht die Polizei nach. Allerdings gebe es bislang keine neuen Hinweise auf weitere Opfer. 

    Die nur wenig mehr als 500 Einwohner zählende nordrhein-westfälische Ortschaft an der Grenze zu Niedersachsen zeigt sich fassungslos. Ein für das Wochenende geplantes Dorffest sagte der Heimatschützenverein ab. Man sei zutiefst betroffen über die Geschehnisse in dem beschaulichen Ort. dpa

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