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Fall Lügde: Missbrauch in Lügde: Polizist wegen Kinderpornografie vorbestraft

Fall Lügde

Missbrauch in Lügde: Polizist wegen Kinderpornografie vorbestraft

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    Nach dem massenhaften sexuellen Missbrauch auf einem Campingplatz bei Lügde hat die Polizei erneut nach Hinweisen gesucht.
    Nach dem massenhaften sexuellen Missbrauch auf einem Campingplatz bei Lügde hat die Polizei erneut nach Hinweisen gesucht. Foto: Guido Kirchner, dpa (Archiv)

    Bei den Untersuchungen zum Polizeiskandal von Lügde ist der Sonderermittler auf den Fall eines Polizisten gestoßen, der wegen Kinderpornografie vorbestraft ist. Der Beamte sei im Jahr 2011 wegen des Besitzes und Beschaffens von Kölner Stadt-Anzeiger  unter Berufung auf das nordrhein-westfälische Innenministerium.

    Der Mann sei bei der Polizei im Kreis Lippe weiter im Dienst, allerdings nicht in die Untersuchungen zum Missbrauchsfall in Lügde oder andere Ermittlungen eingebunden, sagte ein Ministeriumssprecher der Deutschen Presse-Agentur. Die zuständige Behörde habe seinerzeit bei Gericht die Entlassung des Beamten beantragt, die Richter hätten jedoch eine Degradierung für ausreichend gehalten. 

    Fall Lügde weitete sich zu einem Polizeiskandal aus

    Auf einem Campingplatz in Lügde an der Landesgrenze zu Niedersachsen wurden nach bisherigen Ermittlungen seit 2008 mindestens 31 Kinder im Alter von 4 bis 13 Jahren in mehr als 1000 Fällen Opfer sexuellen Missbrauchs. Der Fall hatte sich zu einem Ermittlungsskandal ausgeweitet: Unter anderem sind 155 Datenträger, die im vergangenen Dezember bei dem 56 Jahre alten Hauptverdächtigen gefunden wurden, seit Wochen spurlos verschwunden.

    NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) schickte schließlich einen Sonderermittler aus dem Landeskriminalamt und ließ unter anderem nach Sexualdelikten suchen, an denen Polizisten der Kreispolizei Lippe beteiligt waren. Dabei sei noch ein weiterer Fall aus dem Jahr 2011 bekannt geworden, bei dem ein Beamter in seinem privaten Badezimmer heimlich eine Videokamera installiert habe, berichtete die Zeitung unter Berufung auf das Innenministerium. Zudem wurde ein Vorgang aus dem Jahr 2013 entdeckt, bei dem ein Tutor eine Kommissaranwärterin belästigt hatte. Beide seien weiter im Dienst.

    Opferanwalt will Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen verklagen

    Der Zeitung zufolge wies das Innenministerium die Behörde im Kreis Lippe an, "beim aktuellen und künftigen Einsatz der Polizeibeamten ihre Vorgeschichte zwingend zu berücksichtigen". Sie dürften zum Beispiel nicht in Bereichen arbeiten, die sich mit Sexualdelikten beschäftigen.

    Opferanwalt Roman von Alvensleben kündigte unterdessen an, die Länder Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen zu verklagen. Er vertritt ein zehnjähriges Mädchen, das auf dem Campingplatz in Lügde sexuell missbraucht wurde. "Hätten die Behörden nur ansatzweise ihre Arbeit ordentlich gemacht, wäre meiner Mandantin und anderen Kindern ihr Leid erspart geblieben", sagte er dem Spiegel.

    Wegen des massenhaften Missbrauchs auf dem Campingplatz sitzen drei Verdächtige in Untersuchungshaft. Ermittelt wird zudem gegen einen 16-jährigen, der kinderpornografisches Material besessen haben soll, das auf dem Campingplatz entstanden ist. Weitere Ermittlungsverfahren laufen gegen zwei Beschuldigte wegen Beihilfe und gegen eine Person wegen Strafvereitelung.

    Erneut Durchsuchungen auf Campingplatz

    Bei weiteren Durchsuchungen am vergangenen Montag und Dienstag haben Ermittler Gegenstände gefunden, die möglicherweise Beweismittel sein könnten. An den beiden Tagen seien zwei Wohnungen und ein weiterer Wohnwagen durchsucht worden, teilten Staatsanwaltschaft und Polizei mit. 

    Darunter sei eine Wohnung des 56 Jahre alten Hauptverdächtigen, in die der Mann auf Wunsch des Jugendamtes bald umziehen sollte. Zudem wurde ein weiterer Wohnwagen auf dem Campingplatz, der jahrelang Missbrauchs-Tatort gewesen sein soll, durchsucht. Um welche Gegenstände es sich handelte, gaben die Ermittler nicht bekannt.(dpa)

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