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Flug Mh370: Flug MH370: Angehörige wollen Ende der Suche nicht akzeptieren

Flug Mh370

Flug MH370: Angehörige wollen Ende der Suche nicht akzeptieren

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    Ein Seeaufklärungsflugzeug auf der Suche nach dem verschollenen Flug MH370. Die Suche wurde mittlerweile eingestellt.
    Ein Seeaufklärungsflugzeug auf der Suche nach dem verschollenen Flug MH370. Die Suche wurde mittlerweile eingestellt. Foto: Rob Griffith/dpa (Symbolbild)

    Der Franzose Ghyslain Wattrelos steckt im Pariser Feierabendverkehr. Es ist kurz nach 17 Uhr, die Menschen wollen nach dem Tag im Büro nach Hause. Nicht so Wattrelos. Denn das Nachhausekommen ist für ihn nicht mehr das, was es einmal war; seinen Job in einem internationalen Unternehmen hat er aufgegeben. Stattdessen hat er auch an diesem Tag all seine Energie in seine neue Lebensaufgabe gesteckt: die Suche nach MH370.

    Als die Malaysia-Airlines-Maschine mit dieser Flugnummer am 8. März 2014 auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking von den Radarschirmen verschwand, saßen die Frau des Franzosen und zwei seiner Kinder darin. Vergangene Woche stellten die zuständigen Behörden die Suche nach dem Flugzeug ein – unter großen Protesten der Angehörigen, die die Hoffnung noch nicht aufgegeben haben.

    Suche nach Flug MH370 wurde aufgegeben

    Die Stimme von Ghyslain Wattrelos klingt ruhig, während er die Geschichte seiner Familie erzählt. Er hat sie in den vergangenen drei Jahren oft erzählt, hat vielen Reportern ähnliche Fragen beantwortet. Er will nicht schweigen, erst recht nicht jetzt. „Wir können einfach nicht akzeptieren, dass sie nicht weitersuchen“, sagt der 52-Jährige, der sich mit Hinterbliebenen aus aller Welt vernetzt hat. Seine Sätze hält er dennoch knapp, wohl auch, damit ihn die Erinnerungen nicht zu sehr schmerzen. „Anfangs war das Erzählen hart“, sagt er. „Doch mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt.“

    Wattrelos ist an jenem 8. März auf dem Weg von Paris nach Peking. Dort will er seine Familie treffen, ein paar gemeinsame Urlaubstage sind geplant. Der Geschäftsmann lebt damals aus beruflichen Gründen seit wenigen Monaten wieder in Frankreich, nachdem er mehrere Jahre in China gearbeitet hatte. Seine Frau blieb der Schule wegen mit den jugendlichen Kindern dort. Nach einem Malaysia-Urlaub sind die drei unter den 239 Menschen, die in den Flieger mit der Flugnummer MH370 steigen.

    Die Boeing 777 hebt in Richtung Peking ab. Nach etwa einer Stunde übermittelt ein Transponder-Funkgerät an Bord automatisch die Flugposition, dann verschwindet die Maschine vom Radar. Es wird angenommen, dass das Flugzeug anschließend vom Kurs abkam, erst in den Westen und dann in den Süden flog. Noch sieben Stunden nimmt ein Satellit sogenannte Ping-Signale auf, das Flugzeug war wohl in Richtung Indischer Ozean unterwegs. Nach etwa dieser Zeit war wohl auch der Tank leer.

    Wattrelos sitzt zu der Zeit in einem Flugzeug aus Paris. „Ich habe als Allerletzter erfahren, was passiert ist“, erinnert er sich an seine Ankunft in Peking am späten Nachmittag. Von Mitarbeitern der französischen Botschaft wird er bereits erwartet. „Sie sagten mir, dass das Flugzeug, in dem meine Familie saß, verschwunden ist.“

    Die restlichen Vermissten stammen unter anderem aus China, Malaysia, Indonesien und Australien. Angehörige gründeten den Verein Voice370; im sozialen Netzwerk Facebook finden sich Gruppen, in denen Erinnerungen und Zeitungsartikel geteilt werden und gemeinsam gehofft wird, dass es doch noch irgendwann eine Spur von Verwandten oder Freunden geben wird.

    Auch zu den neuesten Entwicklungen nehmen die Familien im Internet Stellung. Kaum hatten die Behörden aus Australien, China und Malaysia das Ende der Suche im Indischen Ozean öffentlich gemacht, regte sich bereits starker Protest. Trotz aller Anstrengung und Spitzentechnologie sei es nicht möglich gewesen, das Flugzeug zu finden, hieß es. Die fast dreijährige Suche gilt mit über 140 Millionen Euro Kosten als die teuerste der Luftfahrtgeschichte.

    Im Dezember hatten Experten ein neues Suchgebiet errechnet

    Dass sie erfolglos blieb, hat Ghyslain Wattrelos nicht überrascht. „Ich habe von Anfang an nicht geglaubt, dass man etwas in diesem Gebiet findet“, sagt der Franzose. Durch die Flugzeugtrümmer, die zwischenzeitlich an die Küste Afrikas geschwemmt wurden, wisse man, dass weiter nördlich gesucht werden müsste. Experten hatten im Dezember ein neues Suchgebiet errechnet. Dass die Behörden nun ganz die Suche einstellten, macht Wattrelos wütend. „Als 2009 die Air-France-Maschine über dem Atlantik abstürzte, wusste man wo.“ Und dennoch habe die Suche nach dem Flugschreiber zwei Jahre gedauert. „Sie müssen weitersuchen.“

    Dazu, was mit Flug MH370 passiert sein könnte, existieren verschiedenste Theorien: Terroristen, Suizid eines Piloten, ein Brand, ein Abschuss? Als am wahrscheinlichsten gilt offiziell, dass die Maschine irgendwann mit leerem Tank in den Ozean stürzte. Wattrelos glaubt das nicht, er vermisst handfeste Beweise. Wattrelos ist sich sicher: „Irgendjemand kennt die Wahrheit – und auch wir müssen diese Wahrheit kennen.“ Er und die Hinterbliebenen aus aller Welt.

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