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Ebola-Epidemie: Große Angst in Italien: Kommt Ebola mit Flüchtlingen nach Europa?

Ebola-Epidemie

Große Angst in Italien: Kommt Ebola mit Flüchtlingen nach Europa?

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    Können westafrikanische Flüchtlinge die Ebola-Epidemie über Italien nach Europa bringen? In der italienischen Bevölkerung herrscht große Sorge.
    Können westafrikanische Flüchtlinge die Ebola-Epidemie über Italien nach Europa bringen? In der italienischen Bevölkerung herrscht große Sorge. Foto: Symbol/Italian Navy Press Office / Hand

    Immer mehr Flüchtlinge auch aus westafrikanischen Ländern strömen über Nordafrika nach Italien. Das Land befürchtet, dass die Flüchtlinge die Ebola-Epidemie nach Europa bringen könnten. In Westafrika ist die Epidemie längst außer Kontrolle geraten.

    Rund 100.000 Flüchtlinge sind bisher im Jahr 2014 über Nordafrika nach Italien geflüchtet. Manche Migranten bringen Krankheiten mit, etwa wie Tuberkulose und die Krätze. Wie groß die Gefahr ist, dass die Ebola-Epidemie auch den europäischen Süden erreicht, und ob denn von den Behörden genug zur frühzeitigen Erkennung getan wird, das hat in Italien zu Unsicherheiten geführt. Zudem löste es auch politischen Streit aus. Gesundheitsministerin Beatrice Lorenzin scheint jedoch  felsenfest davon überzeugt, für den Ernstfall präpariert zu sein.

    Westafrikanische Flüchtlinge in Italien: Ebola-Epidemie bald auch in Europa?

    Die Ebola-Epidemie - Von ersten Fällen zu geschlossenen Grenzen

    23. März: Im westafrikanischen Guinea sind laut einem Radiobericht etwa 60 Menschen an Ebola gestorben, es gibt fast 100 Infizierte. Rückblickend gehen Experten davon aus, dass es schon im Dezember 2013 erste Erkrankungen in der Region gab.

    25. März: Die Krankheit wird auch im Nachbarland Liberia nachgewiesen, mindestens fünf Menschen sind bereits gestorben.

    26. März: Die Behörden in Guinea verbieten den Verkauf und Verzehr von Wildtieren, da diese als mögliche Überträger des Erregers gelten.

    31. März: Die Epidemie breitet sich in beiden Ländern weiter aus. Der Senegal hat vorsorglich seine Landesgrenzen zu Guinea geschlossen.

    10. April: Die Regierung in Liberia kündigt eine strafrechtliche Verfolgung an, wenn sich Menschen den Gesundheitsbehörden entziehen.

    26. Mai: Nach WHO-Angaben sterben fünf Menschen in Sierra Leone. Das Land schließt daraufhin seine Grenzen.

    23. Juni: Der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen zufolge wurden in den drei Ländern an mehr als 60 Orten Ebola-Patienten ausfindig gemacht. Experten warnen, die Epidemie sei außer Kontrolle geraten.

    2. Juli: Zahlreiche westafrikanische Gesundheitsminister und Experten treffen sich in Ghana zu einer Krisensitzung. Sie einigen sich auf eine länderübergreifende Strategie und ein Maßnahmenpaket. Dazu gehören Aufklärungskampagnen und ein WHO-Kontrollzentrum in Guinea.

    10. Juli: Die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas einigt sich auf die Einrichtung eines Solidaritätsfonds.

    21. Juli: Die Vereinten Nationen warnen die Menschen in den Ebola- Regionen vor dem Verzehr von Flughunden und anderen Wildtieren.

    26. Juli: Nach dem Tod eines Ebola-Kranken in Nigeria versetzt das Land seine Sicherheitskräfte an Flughäfen, Seehäfen und Landesgrenzen in höchste Alarmbereitschaft.

    28. Juli: Liberia kündigt an, alle Grenzen zu den Nachbarstaaten zu schließen - bis auf zwei Flughäfen und drei andere Grenzpunkte, an denen Ein- und Ausreisende auf das Virus getestet werden sollen.

    29. Juli: In einer Klinik seines Landes stirbt der angesehene Arzt Sheik Umar Khan aus Sierra Leone, der sich im Kampf gegen die Seuche selbst angesteckt hatte.

    30. Juli: In Liberia wird die Schließung aller Schulen angeordnet.

    31. Juli: Auch Sierra Leone erklärt den nationalen Notstand. Laut Wissenschaftlern geht die Epidemie wohl auf Flughunde zurück. Die WHO plant ein 100-Millionen-Dollar-Programm für den Kampf gegen Ebola.

    1. August: Das Auswärtige Amt rät von nicht notwendigen Reisen nach Liberia, Sierra Leone und Guinea ab. Für die drei Länder hatten die USA zuvor schon eine Reisewarnung herausgegeben.

    4. August: Ebola erreicht Nigeria - ein Arzt ist nach offiziellen Angaben mit dem Virus infiziert. Die Weltbank sagt von Ebola betroffenen Ländern eine Nothilfe von bis zu 200 Millionen Dollar zu.

    5. August: Experten reagieren zurückhaltend auf Meldungen über eine vermeintlich erfolgreiche Behandlung eines erkrankten US-Arztes mit dem experimentellen Mittel «ZMapp». Er war zuvor zur Behandlung in die USA zurückgeflogen worden.

    6. August: Ein möglicherweise infizierter Patient stirbt in Saudi- Arabien, nachdem er laut Gesundheitsministerium in Sierra Leone war. US-Präsident Barack Obama verspricht Hilfen bei der Ebola-Bekämpfung. Liberia verhängt einen dreimonatigen Ausnahmezustand.

    7. August: Die spanische Regierung bringt erstmals in der aktuellen Epidemie einen infizierten Staatsbürger nach Europa.

    8. August: Die WHO erklärt die Ebola-Epidemie in Westafrika zum Internationalen Gesundheitsnotfall. Die WHO kann nun völkerrechtlich verbindliche Vorschriften zur Bekämpfung der Epidemie erlassen. In Nigeria wird der nationale Notstand ausgerufen.

    9. August: Laut Angaben von Experten stelle die Ebola-Epidemie keine Gefahr für Deutschland dar. In Nigeria wurden zwei neue Ebola-Fälle bestätigt.

    19. August: Die Zahl der Ebola-Toten ist auf 1.229 Opfer gestiegen.

    24. August: Die Epidemie weitet sich aus - erste Fälle im Kongo.

    29. August: Jetzt ist auch Senegal von dem Ebola-Virus betroffen.

    05. September: Laut der WHO ist die Zahl der Ebola-Toten auf 2.000 gestiegen.

    10. September: Besonders schlimm ist die Lage in Liberia. Dort verbreitet sich der Virus rasend. Mit 2046 Patienten in Liberia ist das knapp die Hälfte der gemeldeten Ebola-Infizierten.

    25. September: Zahl der Ebola-Toten in Westafrika ist auf fast 3000 gestiegen. 1,2 Millionen Menschen sind unter Quarantäne gestellt.

    2. Oktober: In Westafrika werden weniger Ebola-Neuerkrankungen gemeldet

    11. Oktober: Im Kampf gegen Ebola stellt die internationale Gemeinschaft laut Uno zu wenig Geld bereit

    17. Oktober: Im Senegal wurde der Ausbruch für beendet erklärt.

    18. Oktober: Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die Zahl der Toten auf mindestens 4555 gestiegen.

    20. Oktober: Auch Nigeria erklärt Ebola-Ausbruch für beendet.

    23. Oktober: Der Ebola Verdacht bei einem Mann in Oberhausen hat sich nicht bestätigt.

    28. Oktober: In der Schweiz testen 120 Freiwillige einen Ebola-Impfstoff.

    9. November: Nach Angaben der WHO gibt es weltweit 14.098 Ebola-Erkrankungsfälle und bereits 5.160 Todesfälle

    13. November: Liberia hat den wegen der Ebola-Seuche verhängten Notstand wieder aufgehoben.

    "Seit dem 21. Juni unterstützt das Gesundheitsministerium die italienische Marine an Bord der Schiffe des 'Mare Nostrum'-Programms und hat bereits 33.000 Personen medizinisch kontrolliert", erläuterte Lorenzin am Donnerstag. Denn immer wieder gibt es Befürchtungen, dass angesichts des Riesenansturms von Bootsflüchtlingen eventuelle Ebola-Fälle zu spät entdeckt werden könnten. "Wir haben in einer beispiellosen Aktion ein 'Screening auf See' eingeführt", ergänzte die Ministerin. Dabei geht es nicht nur um Ebola, sondern auch um andere Krankheiten, die eingeschleppt werden.

    Strenge Kontrollen auf See: Rom schließt Ebola-Epidemie in Italien aus

    Dabei kommen in Sizilien oder Kalabrien nur wenige Migranten etwa aus dem von der Epidemie betroffenen Sierra Leone an - für Westafrikaner führt der Weg nach Europa eher über Spanien als über das viel weiter entfernte Italien. Wer von der italienischen Marine oder Küstenwache an Bord geholt wird, stammt meist aus Syrien, Eritrea, Somalia oder Pakistan. Nach dem Ebola-Ausbruch habe man die Kontrollen sofort auch an den Flughäfen verstärkt, ohne dies an die große Glocke zu hängen. So zeigen sich die Gesundheitsbehörden sicher, das Virus von Italien und damit von Europa fernzuhalten. Wissenschaftler meinen, die kurze Inkubationszeit von bis zu drei Wochen mache diesen Weg ohnehin schlicht unwahrscheinlich.

    Das Ebola-Virus

    Ebola ist eine Virus-Infektion, die in den meisten Fällen tödlich verläuft.

    Seinen Ursprung hat das Ebola-Virus im Tierreich. Menschen können sich über den Kontakt etwa zu erkrankten Affen oder zu Flughunden infizieren.

    Das Virus wird durch Blut und andere Körperflüssigkeiten übertragen. Eine Übertragung durch die Luft ist bislang nicht bekannt.

    Die Inkubationszeit beträgt nach WHO-Angaben zwei Tage bis drei Wochen.

    Infizierte leiden unter anderem an Fieber, Muskelschmerzen, Durchfall und - in heftigen Fällen - an inneren  Blutungen und Organversagen.

    Erst wenn die Symptome auftreten, sind Infizierte ansteckend.

    In 50 bis 90 Prozent der Fälle verläuft die Seuche tödlich.

    Bis heute gibt es keine Impfung oder Therapie gegen das Virus.

    Beim bislang größten Ausbruch von Ebola 2014 starben mehrere tausend Menschen. Betroffen waren mehrere Länder in Westafrika, allerdings gab es auch mehrere Fälle in anderen Ländern, etwa in den USA und in Spanien.

    Benannt wurde es nach einem Fluss in der Demokratischen Republik Kongo, wo es 1976 entdeckt wurde.

    Das hat Polemiken und auch Zeitungsenten in Italien nicht verhindert. Die Gegner des von der Marine erleichterten Flüchtlingsstromes sehen die Chance, einmal mehr den Stopp für "Mare Nostrum" zu fordern. Denn damit begünstige Italien die anschwellenden Flüchtlingsmassen noch. "Diese Operation muss sofort beendet werden, denn sie ist nicht nur politisch falsch, sondern setzt uns einem höchsten Gesundheitsrisiko aus." So kommentierte etwa der konservative Senator Maurizio Gasparri von Silvio Berlusconis Partei Forza Italia (FI) die Ebola-Epidemie. 

    Flüchtlingsstrom: Gesundheitsrisiko für italienische Bevölkerung durch Ebola?

    Und eine Polizei-Gewerkschaft warf der Regierung von Matteo Renzi vor, nur zu schweigen oder das Risiko herunterzuspielen. Einer Gefahr seien auch alle ausgesetzt, die wie die Polizeibeamten an vorderster Stelle mit den ankommenden Migranten zu tun hätten. "Unser System der Kontrollen und der Vorbeugung ist absolut unwirksam", meinte der Gewerkschafter Gianni Tonelli. Er verwies auf Tbc-Ansteckungen bei vielen Beamten. Sanitäter verteilen auch Schutzmasken an Migranten. 

    Sie stehen auf der Liste der Todesursachen ganz oben. An Pneumonie sterben jährlich nahezu 4 Millionen Menschen, vorwiegend Kinder. Die Lungenentzündung ist damit trauriger Spitzenreiter der Krankheiten, die die meisten Todesopfer fordern.
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    Wir zeigen Ihnen die zehn gefährlichsten Infektionskrankheiten.

    Immer wieder tauchen, vor allem im Internet, Falschmeldungen über Ebola-Erkrankungen bei Flüchtlingen auf. Obwohl dementiert, machen sie die Runde. Die Insel Lampedusa hat jetzt einen 26-Jährigen auf zehn Millionen Euro Schadensersatz verklagt. Via Facebook soll dieser vor Ebola-Fällen auf Lampedusa gewarnt und damit dem Tourismus dort geschadet haben. Das konnte in Italien wohl nicht ausbleiben. Während das Land, allererste Anlaufstation für Flüchtlinge aus Afrika, doch nur hofft, für den Fall der Fälle vorbereitet zu sein - unter anderem mit vorbereitenden Quarantäne-Systemen auf See. "Das alles sollte die Bevölkerung beruhigen können", ist die Gesundheitsministerin sicher. AZ/dpa

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