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Interview: Schauspieler Robert Stadlober hat ein Faible für russische Synthesizer

Interview

Schauspieler Robert Stadlober hat ein Faible für russische Synthesizer

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    Ein gefragter Schauspieler: Robert Stadlober.
    Ein gefragter Schauspieler: Robert Stadlober. Foto: Hendrik Schmidt (dpa)

    Herr Stadlober, was gibt es Neues aus Kallalabad?

    Robert Stadlober: Unser Institut bemüht sich weiterhin, die deutsche Kultur zu verbreiten, doch leider interessiert sich kein Mensch dafür. Deswegen müssen wir Mitarbeiter uns mit uns selbst beschäftigen.

    Weil doch noch nicht jeder die Fernseh-Sitcom „Das Institut – Oase des Scheiterns“ im Bayerischen Fernsehen kennt: Kallalabad ist die erfundene Hauptstadt des erfundenen Staates Kisbekistan. Und Sie gehören zu den Mitarbeitern eines deutschen Kulturinstituts, das vor lauter Langeweile nach jeder Folge fast einen Kampf der Kulturen heraufbeschwört.

    Stadlober: Kann man so sagen, ja.

    Was erfährt man denn in den nächsten Folgen über die Deutschen?

    Stadlober: In jedem Fall wird gezeigt, dass sie gnadenlos pedantisch sind. Der Deutsche hat einen Plan und der wird auch umgesetzt, egal wie. Und damit rennen sie in jeder anderen Kultur gegen Wände. Aber sie wollen es trotzdem nicht einsehen, dass das so ist.

    Apropos Oase des Scheiterns. Woran sind Sie in Ihrem Leben schon gescheitert?

    Stadlober: An einigen Dingen. Das bringt auch der Beruf mit sich. Einmal beispielsweise, als Michael Harnecke das „Weiße Band“ drehen wollte, war ich beim Casting in der letzten Runde. Ich war für die Rolle zwar ein bisschen zu jung, aber ich hätte sie sehr gerne gespielt. Leider war ich im letzten Vorspiel nicht wirklich gut. Da bin ich vielleicht gescheitert. Das war eine der großen Niederlagen in meiner Karriere.

    Ihnen eilt ein wenig der Ruf des Rabauken voraus. Angeblich war früher keine Hotelzimmereinrichtung vor Ihnen sicher. Wie ist das heute?

    Stadlober: Das ist kein Problem mehr. Das lag damals ein wenig an dem Film „Crazy“, in dem ich einen zurückhaltenden, schüchternen Typen gespielt habe. Und ich war damals 17 und wollte Mädchen und überhaupt alle beeindrucken und beweisen, dass ich ein ganz cooler Typ bin und nicht der nachdenkliche Junge, den ich im Film darstellte. Aber ganze Hotelzimmer habe ich nie zerlegt.

    Gehören Sie inzwischen zum Establishment?

    Stadlober: Nein, das kann ich immer noch mit stolz geschwellter Brust sagen. Aber ich arbeite mit dem Establishment. Das, was ich mache, komplett autark zu machen, würde schon große Opfer verlangen. Ich habe inzwischen ja auch Familie. Und da habe ich keine Lust, meinen Kindern in 20 Jahren zu erklären: Papa hat ganz radikale politische Kunst gemacht und deswegen habt ihr nix zum Essen gehabt.

    Mit elf Jahren waren Sie schon Synchronsprecher, anschließend spielten Sie in verschiedenen Fernsehproduktionen und Kinofilmen mit. Sie gelten als ein Mensch, der Veränderung braucht. Wird Ihnen das Schauspielern nicht langsam langweilig?

    Stadlober: Nein, das ist ja ein weites Feld. Außerdem habe ich das Gefühl, dass ich nicht nur Schauspieler bin. Ich mache ja auch Musik, literarische Abende oder inszeniere am Theater. Ich kann alles machen, was mich interessiert.

    Was schreiben Sie alles?

    Stadlober: Ich habe bei Suhrkamp mal Kurzgeschichten veröffentlicht, schreibe mir auch eigene Theaterstücke und Liedtexte. Es kommt auch immer mal die Frage auf, ob ich einen Roman schreiben will.

    Möchten Sie?

    Stadlober: Irgendwann bestimmt. Aber dazu bräuchte ich mehr Zeit. Ich müsste viele Sachen absagen. Außerdem ist das bei mir mit zwei Kindern gerade sehr schwierig. Vielleicht muss ich noch ein bisschen älter werden.

    Für welche Rolle würden Sie bezahlen, damit Sie sie spielen dürften?

    Stadlober: Es gibt einen schwulen Schriftsteller, über den sollte mal ein Film gedreht werden: Ronald M. Schernikau. Der ist 1991 an Aids gestorben. Er ist der letzte BRD-Bürger gewesen, der in die DDR im September 1989 eingebürgert worden ist. Aber über den wird wohl nie ein Film gemacht und ich sehe ihm auch gar nicht ähnlich.

    Noch zu Ihrer zweiten Leidenschaft: Was macht denn die Musik?

    Stadlober: Die liebe ich immer noch. In diesem Jahr ist Hölderlin-Jubiläum und ich habe vor, einen Hölderlin-Abend mit analogen Synthesizern aus Russland zu machen.

    Es gibt russische Synthesizer?

    Stadlober: Klar gibt es die. Das sind russische Modularsysteme, die man dann noch mit Kabel zusammensteckt. Die bekommt man übers Internet. Sie machen Dinge, die man nicht wirklich kontrollieren kann. Und das alles möchte ich zusammenprallen lassen mit dem „Hyperion“, einem Roman von Hölderlin.

    Das klingt abgefahren.

    Stadlober: Denke, das könnte ganz gut werden. Premiere ist am 9. Juli in Stuttgart.

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