Jacques Audiard gewinnt mit Flüchtlingsdrama in Cannes
Jacques Audiard hat bei den Filmfestspielen von Cannes die Goldene Palme für sein Flüchtlingsdrama „Dheepan“ gewonnen. Es ist nicht der erste Triumph für den Franzosen.
Diese Goldene Palme von Cannes ist nicht der erste Triumph für den 63-jährigen französischen Regisseur und Drehbuchautor. Schon 1996 wurde er dort für sein Drehbuch „Das Leben: Eine Lüge“ mit einer Palme gewürdigt. Dann, vor sechs Jahren, folgte der „Große Preis der Jury“ für sein Gefängnisdrama „Ein Prophet“. Und bei den „Césars“, den französischen Oscars, war Audiard bereits ein halbes dutzend Mal nominiert, während er für den Europäischen Filmpreis schon dreifach ins Rennen ging.
Audiards cineastisches Talent liegt in der Familie: Vater Michel Audiard war ein bekannter Filmemacher in Frankreich, dessen Spektrum von „Kommissar Maigret“ bis zum „Käfig voller Narren III“ reichte. Der Sohn allerdings hatte sich zunächst geweigert, in die Fußstapfen des berühmten Papas zu treten. Er wollte lieber Lehrer werden. So studierte Audiard Literatur und Philosophie an der berühmten Sorbonne in Paris. Bei einem Praktikum als Cutter kam er dann doch auf den Filmgeschmack. Er brach das Studium ab und wechselte in den Schneideraum. Dort sammelte er Erfahrungen bei Regie-Größen wie Roman Polanski und Patrice Chéreau.
Jacques Audiard konzentrierte sich auf das Schreiben
1983 verfasste er, gemeinsam mit dem Vater, das Drehbuch des Psychothrillers „Das Auge“, den Krimi-Spezialist Claude Miller mit Michel Serrault und Isabelle Adjani inszenierte. Elf Jahre später wagte Audiard sein Regie-Debüt mit dem Thriller „Wenn Männer fallen“, der von einem Handelsvertreter erzählt, der einen Mord aufklärt.
Prompt wurde dieser Erstling mit drei Césars ausgezeichnet, unter anderem für das Beste Debüt. Für sein zweites Werk, „Das Leben: Eine Lüge“, das von Familiengeheimnissen während des Zweiten Weltkriegs handelt, gewann Audiard wie gesagt die Palme für das Drehbuch 1996.
In der Folgezeit konzentrierte sich der Künstler auf das Schreiben. Unter anderem war er Autor der Erfolgskomödie „Schöne Venus“, mit der Audrey Tautou zum Star wurde. 2001 verfilmte er mit „Lippenbekenntnisse“ sein eigenes Drehbuch, Vincent Cassel gibt darin einen Kriminellen, der mit Hilfe einer hörgeschädigten Sekretärin andere Ganoven betrügt.
Sein Meisterstück aber lieferte Audiard vor sechs Jahren mit dem Gefängnisdrama „Ein Prophet“. Die Geschichte um einen Waisenjungen maghrebinischer Abstammung ging sogar als französischer Beitrag ins Oscar-Rennen. Wird sich solch eine Empfehlung wiederholen nach dem vorläufigen Triumph für Audiard mit der Goldenen Palme? Ja, die Erfolgsgeschichte des Meisterregisseurs dürfte sich bei den nächsten Oscar-Wettbewerben fortsetzen.
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