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Kältewelle: Zittern: Es war die bislang kälteste Nacht

Kältewelle

Zittern: Es war die bislang kälteste Nacht

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    Wer in der Kälte unterwegs ist, sollte sich gut schützen. Denn der Körper ist anfälliger für Infektionen.
    Wer in der Kälte unterwegs ist, sollte sich gut schützen. Denn der Körper ist anfälliger für Infektionen. Foto: Maurizio Gambarini, dpa

    Die Nacht zum Samstag war die bisher kälteste Nacht des Winters. Minus 27,3 Grad registrierte der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Oberstdorf im Oberallgäu, in Garmisch waren es minus 21,9 Grad. Überall im Freistaat herrschte strenger Frost - an keinem Ort war es wärmer als minus zehn Grad. Die Insel Helgoland war mit minus sechs Grad der wärmste Ort in Deutschland.

    In Deutschland heißt es weiter bibbern: "Es bleibt vorerst noch kalt", sagte die Meteorologin Dorothea Paetzold vom Deutschen Wetterdienst. Ein Tief über der Ostsee bringe etwas Schnee nach Norddeutschland. Weil die Witterung nach den Fähren nun auch die Flugzeuge stoppte, sind die ostfriesischen Inseln Juist und Wangerooge komplett von der Außenwelt abgeschnitten.

    Kältewelle lahmt den Verkehr

    Bereits am Donnerstag gab es für den ADAC den einsatzstärksten Tag der Pannenhilfe in diesem Winter. Oftmals springen die Motoren bei der Eiseskälte einfach nicht mehr an. Die ADAC-Helfer rückten zu 27.512 Pannen aus. Auf vielen Autobahnen ging es auch am Freitag nur langsam voran.

    Ein kurioser Kälte-Unfall ereignete sich in Rain: Weil sich aufgrund der extremen Witterung eine Bahnschranke nicht öffnete, entstand an einem Auto ein Sachschaden von über 1.000 Euro.

    Bei der Bahn gab es bislang keine größeren Störungen im bundesweiten Zugverkehr. Probleme bereitete die Kälte allerdings den Weichen bei Treuchtlingen. Dadurch kam es zu Verspätungen im Zugverkehr. Wie ein Bahnsprecher berichtete, wurde zwischen Treuchtlingen und Pleinfeld sowie zwischen Treuchtlingen und Gunzenhausen ein Schienenersatzverkehr eingerichtet.

    Auch im Münchner S-Bahn-Betrieb ist es am Samstag vermehrt zu Störungen gekommen. Aufgrund von Schienenbruch und einer Stellwerksstörung war etwa der Streckenabschnitt Zorneding - Trudering gesperrt. Wie ein Sprecher gegenüber AZ-Online sagt, treten die Störungen vermutlich aufgrund der eisigen Kälte auf.

    Notfälle in Bayern

    Die Kältewelle sorgt in Bayern für die ersten Notfälle: Ein 60 Jahre alter Mann ist am Freitag beim Schlittschuhlaufen auf einem Baggersee beim oberfränkischen Hirschaid (Landkreis Bamberg) ins Eis eingebrochen und in letzter Sekunde gerettet worden. Am Donnerstag zog die Feuerwehr einen 49-Jährigen in München unterkühlt aus der Isar.  In Neu-Ulm rettete die Polizei einen Obdachlosen vor dem Kältetod Obdachlosen vor dem Kältetod. Der Mann lag hilflos im eiskalten Flur des Neu-Ulmer Obdachlosenheims.

    Sportler trotzen der Kälte

    Fußballspielabsagen wegen der Eiseskälte wird es dieses Wochenende wohl nicht geben, doch die Fans und Spieler werden sich im Stadion also dick einpacken müssen. "Es ist brutal. Das Aufwärmen ist schwer bei dieser Kälte", sagte Bayern Münchens Star Franck Ribéry.  Derzeit mache das Kicken "nicht viel Spaß", findet der 28-jährige Franzose. Zwei Paar Handschuhe ziehe er übereinander, aber die Finger seien noch immer kalt.

    "Ohren, Nase, Füße, Finger, Genitalbereich, sollten die Spieler vor allem schützen", meint Sportmediziner Andreas Nieß vom Uniklinikum Tübingen. Die Vereine sorgen bereits vor: Hannover 96 denkt darüber nach, die Reservisten auf der Bank mit Moonboots auszustatten. Wolfsburgs Trainer Felix Magath will sich beim Spiel eine lange Unterhose anziehen.

    Die Skifahrer dürfen sich auf Deutschlands höchstem Berg, der Zugspitze, über allerbeste Pistenbedingungen und strahlenden Sonnenschein freuen. "Allerdings muss man die Kälte aushalten können", sagte Patricia Schöndorf von der Zugspitz-Bahn am Samstag. "Aber beim Skifahren wird einem ja warm." Sie empfiehlt eine Sturmhaube und gute Funktionswäsche, um sich gegen die beißende Kälte zu schützen. Als Entschädigung für die Kälte gebe es Sonne, blauen Himmel und Fernsicht.

    Ganz Europa friert

    Bei Außentemperaturen von minus 14 Grad sind am Samstag in rund 10.000 Wohnungen in Salzburg die Heizungen kalt geblieben. Grund war der Totalausfall eines Kraftwerks, in dem in der Nacht ein Heizkessel defekt wurde.

    InItalien mussten tausende Menschen in ihren Häusern ohne Strom auskommen, Züge blieben im Schnee stecken. Ein 46-Jähriger wurde in seinem schneebedeckten Auto in einer Bergortschaft der Provinz Isernia im Süden gefunden. In Mailand starb ein Obdachloser. In Rom gab es am Freitag sogar schulfrei. 

    InSpanien wurde für Freitag bis Sonntag ein Temperatursturz bis auf etwa minus zehn Grad vorhergesagt. Bisher hatte sich der Winter in Spanien kaum blicken lassen. Noch vor ein paar Tagen herrschten fast überall etwa 15 Grad. 

    In Lothringen in Frankreich erfror am Freitag ein 82-Jähriger in einem Wald nahe der Grenze zu Rheinland-Pfalz. Nach Angaben der Rettungskräfte litt er an Alzheimer und war im Pyjama zu einem Spaziergang aufgebrochen. Für Obdachlose wurden in allen Landesteilen Notunterkünfte eingerichtet. Angesichts der Kälte erwarteten die Energieversorger neue Rekorde beim Gas- und Stromverbrauch. Viele französische Haushalten heizen traditionell mit Elektrizität.

    Die kälteste Februarnacht seit 30 Jahren in der Schweiz hat selbst die sonst zuverlässige Schweizer Bahn am Samstag in Schwierigkeiten gebracht. Wegen vereister Weichen kam es unter anderem auf der Strecke zwischen Lausanne und dem Genfer Flughafen zu Verspätungen. In Bulgarien ist die Donau-Schifffahrt stark behindert. Der Fluss sei bei den Städten Russe und Silistra bis zu 60 Prozent zugefroren.

    In der Ukraine erfroren bis Freitagmorgen mindestens 38 weitere Menschen bei bis zu minus 32 Grad. Damit stieg die Zahl der Kältetoten offiziell auf 101, wie das Zivilschutzministerium in Kiew mitteilte. Mehr als 1200 Menschen werden wegen Erfrierungen in Krankenhäusern behandelt. Die ukrainische Regierung erhöhte die Zahl der Wärmestuben auf fast 3000. Landesweit sind knapp 90 Prozent der Schulen geschlossen. In Weißrussland blieben sogar rund 900 Schulen wegen der Kälte geschlossen.

    Russlands Regierung nannte erstmals offizielle Zahlen zu den Kälteopfern: Demnach erfroren im Januar insgesamt 64 Menschen.

    InMontenegrohabenSchneeverwehungen etwa 90 Menschen in einem Straßentunnel 24 Stunden lang eingeschlossen. In dem Tunnel bei Pluzine an der Grenze zu Bosnien waren ein Bus mit Arbeitern sowie rund ein Dutzend Personenwagen einen Tag und eine Nacht lang gefangen. Die Eingeschlossenen - unter ihnen viele Kinder - hätten den Tunnel zu Fuß verlassen und seien mit Booten über die unmittelbar benachbarte Talsperre in Sicherheit gebracht worden.

    Im benachbarten Bosnien hatte die Handballmannschaft des serbischen Erstligaklubs Hemofarm 20 Kilometer vor der Stadt Mostar ebenfalls einen ganzen Tag in einem Tunnel ausgeharrt, weil Lawinen die Zugänge verschüttet hatten.

    In Polenrief Innenminister Jacek Cichocki angesichts der bisher kältesten Nacht des Winters die regionalen Behörden auf, sich verstärkt um Alte und Kranke zu kümmern. Seit Beginn der Kältewelle erfroren in Polen insgesamt 45 Menschen. Die Böhmerwald-Gemeinde Kvilda hielt am Freitag in Tschechien den Kälterekord: minus 38,1 Grad.

    Kuriositäten aus der Welt der Tiere

    Ein kasachischer Zoo gibt seinen Affen Glühwein gegen die Kälte. "Letztendlich sind Primaten doch wie Menschen: Sie mögen alkoholische Getränke - einige übertreiben es sogar", sagte die Chef-Veterinärin des Zoos von Karaganda, Kasachstan.

    Eine kleine Blaumeise sorgte in Mühlheim bei Offenbach für einen beherzten Polizeieingriff. Der Vogel war am Freitag mitten auf einer vielbefahrenen Straße mit den Füßen festgefroren. Beamten entdeckten das kleine Tier zufällig und lösten den bibbernden Vogel vorsichtig vom Asphalt gelöst.  AZ, dpa, afp

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