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Stuttgart: Lebenslänglich für Mord in Asia-Restaurant

Stuttgart

Lebenslänglich für Mord in Asia-Restaurant

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    In Stuttgart wurden zwei Männer zu lebenslanger Haft verurteilt, weil sie die Besitzerin eines asiatischen Restaurants ermordeten.
    In Stuttgart wurden zwei Männer zu lebenslanger Haft verurteilt, weil sie die Besitzerin eines asiatischen Restaurants ermordeten. Foto: Sebastian Gollnow, dpa (Archiv)

    Zwei Jahre nach dem über Monate rätselhaften Raubmord im Restaurant "Asien-Perle" in Backnang sind am Donnerstag zwei Männer zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Landgericht Stuttgart ist überzeugt, dass die heute 43 und 46 Jahre alten Trockenbauer die Seniorchefin des Lokals in der Nacht zum 4. März 2016 heimtückisch und aus Geldnot getötet haben. Ein geplanter Mord konnte den vorbestraften Bauarbeitern indes nicht nachgewiesen werden. Vielmehr sei es ein Raub gewesen, "der aus dem Ruder gelaufen ist", wie der Vorsitzende Richter Joachim Spieth nach 24 Verhandlungstagen betonte.

    Verteidiger will in Revision gehen

    Es sei eine brutale Tat gewesen, sagte Spieth. Doch auch weil die rumänischen Haftstrafen der beiden Männer schon länger her seien, könne er keine besondere Schwere der Schuld feststellen. Damit ist eine Entlassung aus dem Gefängnis nach 15 Jahren möglich. "Es gibt keinen Entlassungsautomatismus", betonte Spieth. Der Verteidiger des einen Angeklagten, Hanno Haupt, kündigte aber an, "auf jeden Fall" Revision einzulegen. Er hatte auf eine Verurteilung wegen Raubes mit Todesfolge und eine zeitlich begrenzte Freiheitsstrafe plädiert.   

    Der Sohn der Toten bezeichnete das Urteil als "in Ordnung". Für die Familie sei wichtig, dass die Täter verurteilt seien, sagte der 31-Jährige. Die Haftentlassung nach 15 Jahren werde bei der Vorgeschichte der beiden "eher schwierig sein". Besonders schlimm seien für ihn die Monate gewesen, als auch Familienangehörige und Beschäftigte ins Visier der Ermittler gerieten. Beziehungen zur chinesischen Organisierten Kriminalität seien der Familie nachgesagt worden, erzählte der Sohn, der die "Asien-Perle" seit 2013 führt. Richter Spieth betonte, dass es dafür keine Hinweise gegeben habe.

    Angeklagte wollten die Frau wohl nicht töten

    Am Morgen des 4. März 2016 wurde die Seniorchefin der "Asien-Perle"  tot in der Damentoilette gefunden. Schwer traktiert, mit Klebeband gefesselt. Nach Feststellung des Gerichts nach sechs Monaten Prozess haben die Bauarbeiter Dumitru A. und Constantin C. der 53-Jährigen am Vorabend aufgelauert und sie beim Zähneputzen brutal attackiert. "Sie waren bereit zur Gewalt", sagte Spieth. "Den Tod der Frau haben sie billigend in Kauf genommen." Durch Schläge und Tritte brachen nahezu alle Rippen der Frau, ebenso das Brustbein. Auch der Kopf wurde schwer verletzt.

    Dass die Männer Klebeband zur Tat mitnahmen, wertete das Gericht als Zeichen dafür, dass sie nicht töten wollten. Motiv sei zunächst mal ihre "desolate finanzielle Lage" gewesen. Ihnen sei bekannt gewesen, dass die Seniorchefin meist mehrere zehntausend Euro Bargeld aus Restaurantumsatz in ihren Privaträumen aufbewahrte. Die Anklage ging noch von einer Beute von mindestens 20.000 Euro und einer wertvollen Uhr aus. Diese Summe konnte in dem Verfahren aber nicht bestätigt werden. Man glaubte den Angeklagten, dass sie in der Nacht lediglich 250 bis 300 Euro in einem Portemonnaie fanden. "Für das Urteil spielt die Höhe der Beute aber keine Rolle", erklärte der Richter. 

    Polizei ermittelte auch auf Chinesisch

    Acht Monate lang wurden 2016 die Mörder gesucht. Die 70-köpfige Soko "Perle" ermittelte auch mit Plakaten auf Chinesisch. 400 Personen werden befragt, 200 DNA-Proben abgeglichen. Nicht leichter machte das Ganze, dass die Verwandten des Opfers einen seltenen chinesischen Dialekt sprechen, mit dem die Dolmetscher kämpfen müssen.

    DNA-Spuren an der Toten und deren Abgleich mit einer rumänischen Datenbank führt zu dem heute 43-Jährigen und zu seinem älteren Landsmann. Es gebe eine "eindeutige Spurenlage", sagte Spieth. Beide saßen in ihrer Heimat schon langjährige Haftstrafen ab. Sie kamen 2013 und 2014 nach Deutschland, lebten im gleichen Haus in Backnang. Nicht den Raub, aber die Tötung stritten sie ab. Da seien auch noch andere gewesen, hieß es zuletzt. Doch Richter Spieth glaubte das nicht: "Diesen ominösen Dritten gab es nicht." (dpa/lsw)

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