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Lebensmittel: Borsten, Schlachtabfälle, Läuse-Kot: Was wirklich in unserem Essen steckt

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Borsten, Schlachtabfälle, Läuse-Kot: Was wirklich in unserem Essen steckt

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    Ganz Europa diskutiert über Pferdefleisch in der Lasagne. Doch was viele Verbraucher nicht wissen: Auch in Getränken, Brot und Frischkäse ist laut foodwatch Tier versteckt.
    Ganz Europa diskutiert über Pferdefleisch in der Lasagne. Doch was viele Verbraucher nicht wissen: Auch in Getränken, Brot und Frischkäse ist laut foodwatch Tier versteckt. Foto: dpa

    Viele haben sich geekelt, die meisten haben sich aufgeregt, aber alle fühlten sich betrogen: Der Skandal um Pferdefleisch in Lasagne, Hackbällchen oder Gulasch hat eine europaweite Debatte über Lebensmittelkontrollen ausgelöst. Doch eigentlich ist das untergemischte Fleisch nur die Spitze des Eisberges.

    Denn viele Verbraucher wissen gar nicht, wann sie in harmlosen Produkten gleichzeitig tierische Inhaltsstoffe aufnehmen. Das zum Beispiel Gummibärchen Gelatine und damit tierische Schlachtabfälle wie Knochen, Schwarte und Haut enthalten, hat sich inzwischen herumgesprochen. Aber Orangensaft mit Gelatine? Oder Brot mit Schweineborsten? Foodwatch hat die versteckten Tierchen ans Tageslicht geholt:

    Gelatine in Getränken, Quark und Frischkäse

    Als Verdickungsmittel enthalten Quark und Frischkäse oft Gelatine. Das ist zwar auf der Zutatenliste vermerkt, dennoch sind viele Verbraucher überrascht. Ebenfalls relativ unbekannt ist der Einsatz von Gelatine zur Klärung von Wein und Säften. Und auch als Träger für Vitaminzusätze lässt sich Gelatine zum Beispiel in Multivitaminsäften finden. Das bestätigten die Hersteller von Valensina und hohes C auf Nachfrage von foodwatch. Kennzeichnen müssen die Firmen die Verwendung der Träger-Gelatine laut Gesetz nicht.

    Lebensmittelskandale in Deutschland

    2013: In Supermarktprodukten wird neben dem angegebenen Rindfleisch auch Pferdefleisch gefunden.

    Kurz darauf wird bekannt, dass Millionen Eier aus Freiland- und Bodenhaltung als angebliche Bio-Eier verkauft worden sein sollen.

    2012: Im Februar stellte sich heraus, dass es schwere Hygiene-Mängel bei Müller-Brot gibt. Bereits zuvor hatte die Behörde dafür Bußgelder verlangt und die Produktion wurde teilweise gestoppt. Unteranderem wurden Schaben in Backzutaten gefunden worden.

    2011: In Deutschland sterben rund 40 Menschen an den Folgen des gefährlichen EHEC-Darmkeims.

    Später stellt sich heraus: EHEC war von belasteten Sprossen aus Ägypten ausgelöst worden.

    Ende 2010/Anfang 2011: Nach dem Fund von mit Dioxin verunreinigten Futtermitteln werden tausende Bauernhöfe vorübergehend gesperrt.

    Legehennen werden getötet, der Verkauf von Eiern aus betroffenen Betrieben wird gestoppt. Auch Schweinefleisch soll belastet sein.

    Bereits im Frühjahr 2010 waren Ökohöfe gesperrt worden, an die vermutlich mit Dioxin belastetes Bio-Futtermittel geliefert worden war.

    2008: Vergammelter Mozzarella aus Italien landet auf deutschen Käsetheken.

    Insgesamt sollen rund 11 000 Tonnen des mit Würmern und Mäusekot verunreinigten Käses europaweit als frische Ware angeboten worden sein.

    2005: Mindestens 50 Betriebe und Lager sind in Geschäfte mit verdorbenem Fleisch verwickelt. Große Mengen wurden zu Döner, Bratwurst und Geflügelnuggets verarbeitet.

    2005: In zwei Filialen einer Supermarktkette werden bei Hannover Mitarbeiter beim Manipulieren von Fleischverpackungen ertappt.

    Sie hatten Hackfleisch mit abgelaufenem Verbrauchsdatum neu verpackt und so das Verfallsdatum verlängert.

    1997: Ein Skandal um illegale Rindfleisch-Importe aus Großbritannien verunsichert die Verbraucher.

    Aus Angst vor der Rinderseuche BSE werden in Deutschland Tausende Tiere getötet, der Konsum von Rindfleisch geht drastisch zurück.

    Als Auslöser der Krankheit gilt die Verfütterung von Tiermehl und Tierfett, die 2001 europaweit verboten wird.

    Selbst eine unscheinbare Tomatensuppe kann tierische Produkte enthalten. So wird zum Beispiel die Markensuppe von Maggi mit Speck "verfeinert". Hier klärt nur der genaue Blick auf die Zutatenliste auf.

    Milchzucker in veganer Schokolade

    Vegane Ernährung, also der Verzicht auf sämtliche Erzeugnisse von Tieren, bringt so einige Herausforderungen mit sich. Will man zu 100 Prozent sicher sein, dass kein bisschen Tier im Essen ist, dann sollte auch auf Schokolade verzichtet werden. Das Problem ist die sogenannte Kreuzkontamination: In den Maschinen werden sowohl milchhaltige als auch michlose Lebensmittel verarbeitet.

    Chips: Sei es Kälberlab, Fisch, Schwein, Wild oder Geflügel. In den salzigen Snacks von funny-frisch sind vielerlei tierische Bestandteile enthalten, wie der Hersteller auf Nachfrage von foodwatch verrät. In den seltensten Fällen ist das auf dem Etikett gekennzeichnet. Die Produkte vom Konkurrenten Lorenz (Crunchips) kommen laut Herstellerangaben ohne „tierische Fleischbestandteile“ daher. Allerdings wird im Produktionsprozess auch tierisches Lab eingesetzt.
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    Unglaublich, aber laut foodwatch wahr: Selbst in Säften und Schokoriegeln sind tierische Anteile enthalten.

    Der Hersteller Ritter Sport gibt so zum Beispiel auf der Firmenhomepage den Milchzuckeranteil in ihren eigentlich milchlosen Sorten Halbbitter und Marzipan mit bis zu 0,4 Gramm pro Tafel an. Vor einigen Monaten pries die Firma im hauseigenen Blog die Schokoladen noch als Sorten ohne Milchbestandteile und besonders geeignet für Veganer an. Dies wurde laut Foodwatch inzwischen geändert.

    Schweineborsten zum Behandeln von Mehl

    Auch tierische Bestandteile, die als technische Hilfsstoffe eingesetzt werden, müssen dem Verbraucher nicht kenntlich gemacht werden. So wird in Großbäckereien L-Cystein zur Mehlbehandlung eingesetzt. Die Aminosäure wirkt sich auf Konsistenz und Verarbeitungseigenschaften des Teigs aus und wird zum Beispiel aus Schweineborsten oder Federn gewonnen, so foodwatch.

    Chips mit "besonderem" Aroma

    Ebenso wie Vitamine in Säfte müssen auch Aromen in Chips. Dazu verwendet der Hersteller funny-frisch laut foodwatch tierische Bestandteile aus Wild, Fisch, Geflügel, Rind, Schwein oder Lab. Gekennzeichnet sei das nur in den wenigsten Fällen.

    "E" wie "Extra undurchsichtig"

    Auch hinter den sogenannten E-Nummern kann sich so manches tierische Produkt verstecken. Zum Beispiel E 904 bezeichnet Schellack. Unter anderem wird es als Überzug für Schokoladen- und Kaugummidragées sowie Medikamenten verwendet. Gewonnen wird Schellack aus Gummilack, welcher wiederum aus den Ausscheidungen der Lackschildlaus hergestellt wird.

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