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Talkshow: Maischberger gestern: Sebastian Kurz erwähnt München als potenziellen Corona-Hotspot

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Maischberger gestern: Sebastian Kurz erwähnt München als potenziellen Corona-Hotspot

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    Bayerns Ministerpräsident Markus Söder musste bei Maischberger gestern absagen. Sebastian Kurz, Kanzler in Österreich, brachte München als Corona-Hotspot ins Spiel. Journalistin Anna Planken war selbst infiziert. Publizist Wolfram Weimer findet die Merkel-Politik gut, Journalist Robin Alexander fordert Debatten, Professor Dr. Dirk Brockmann (von links oben nach rechts unten) ist besorgt über das Verhalten der Bürger.
    Bayerns Ministerpräsident Markus Söder musste bei Maischberger gestern absagen. Sebastian Kurz, Kanzler in Österreich, brachte München als Corona-Hotspot ins Spiel. Journalistin Anna Planken war selbst infiziert. Publizist Wolfram Weimer findet die Merkel-Politik gut, Journalist Robin Alexander fordert Debatten, Professor Dr. Dirk Brockmann (von links oben nach rechts unten) ist besorgt über das Verhalten der Bürger. Foto: CSU, Parlamentsdirektion/Simonis, Das Erste, WDR/M. Kohr, AllEvents

    Der österreichische Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hat gestern, 22.4.20, per Schalte in die ARD-Talkshow "Maischberger, die Woche" die Lockerungen vom Lockdown in Österreich verteidigt. Sein Land befinde sich in Phase zwei der Epidemie. In Phase eins sei es gelungen, "das Virus auszuhungern". Deshalb habe seine Regierung beschlossen, das öffentliche Leben "schön behutsam, schrittweise wieder hochzufahren".

    Markus Söder sagt Maischberger-Talk gestern ab, Sebastian Kurz erwähnt München als möglichen Corona-Hotspot

    Ursprünglich war Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zu "Maischberger, die Woche" eingeladen. Er musste kurzfristig absagen: Der Koalitionsausschuss hatte Überlänge. Söder hätte sicherlich interessiert, was Kurz zur Verbreitung des Virus in Europa zu sagen hatte. Diesbezüglich finde aktuell ein "Blame Game", ein gegenseitiges Beschuldigen, statt, an dem er sich nicht beteiligen wolle - was er im Folgenden tat: Kurz erwähnte eine Studie, nach der sich das Virus in Europa von München aus Bann gebrochen hätte. "Es gibt aber sicher nicht den einen Schuldigen", sagte Kurz.

    An Ischgl alleine habe es sicher nicht gelegen, dass sich das Virus in Europa ausgebreitet hat, dessen ist sich Kanzler Sebastian Kurz sicher. "Wenn es dort Fehlverhalten gab, wird das aber selbstverständlich bestraft."

    Wert legte Österreichs Kanzler darauf, immer wieder zu betonen, dass seine Regierung deutlich früher deutlich härtere Maßnahmen ergriffen habe als andere Länder. So seien die nun bald endenden Ausgangsbeschränkungen zum Beispiel deutlich strenger als etwa die in Deutschland. Im selben Atemzug erwähnte Kurz die gute Zusammenarbeit insbesondere mit Jens Spahn, Angela Merkel oder Markus Söder.

    Trotz Corona-Krise Urlaub in Österreich? Kanzler Sebastian Kurz macht den Deutschen bei Maischberger gestern Hoffnung

    Dank der Disziplin seiner Mitbürger sei es in Österreich gelungen, so Kurz, die Zahl der täglichen Neuinfektionen auf ungefähr 50 zu drücken. Deshalb sei die Situation etwa in den Krankenhäusern "momentan sehr entspannt". Er sei froh, dass Österreich "keine Situationen wie in Italien, Frankreich oder Spanien erleben muss".

    Mit Blick auf Deutschland sei er sehr optimistisch, "dass es auch dort gelingt, die Zahlen weiter zu senken und auf gutem Niveau zu halten". Dann könne man sehr berechtigte Hoffnungen hegen, dass die Grenzen wieder runtergefahren werden könnten und etwa Urlaub in beiden Ländern möglich werde.

    Maischberger - Die weiteren Gäste beim Talk über Lockerungen vom Corona-Lockdown gestern, 22.4.20

    • Prof. Dr. Dirk Brockmann (Physiker und digitaler Epidemiologe vom Robert-Koch-Institut)
    • Anna Planken (Moderatorin des ARD-Morgenmagazins)
    • Robin Alexander (stellvertretender "Welt"-Chefredakteur)
    • Wolfram Weimer (Publizist)
    • Jan Philipp Burgard (ARD-Korrespondent in Washington, zugeschaltet)

    Maischberger - Die Journalisten analysieren die Arbeit von Kanzlerin Angela Merkel, NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und Markus Söder

    Welt-Journalist Robin Alexander gab Einblicke in das Seelenleben der Regierenden. Denen falle es aktuell auch nicht leicht, Maßnahmen abzuwägen. "Angela Merkel will nicht schuld sein, wenn es schief geht. Dabei geht es gar nicht um Shutdown oder Lockerung. Es geht um einen Tausch von Freiheitsrechten. Zum Beispiel: wieder rausgehen - ja. Aber dann eben mit Maske."

    Zur Auseinandersetzung zwischen NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder kommentierte Robin Alexander: "Dass gerungen wird, wo findet man die gute Mitte, das ist nicht so schlecht." Im Gegensatz zu Merkel wolle Laschet die Öffentlichkeit teilhaben lassen an der Debatte um Lockerungen.

    Lobende Worte fand Wolfram Weimerfür die Bundesregierung. Die mache einen guten Job in der Krise, "die erste Etappe haben wir gewonnen". Nun werde es aber schwerer, es ginge um ein Abwägen der Güter. "Mit jedem Tag Shutdown wird der Schaden immens, vielleicht irreparabel."

    ARD-Moderatorin Anna Planken erzählte über die Infizierung ihrer gesamten Familie mit dem Coronavirus. Im Skiurlaub in Österreich sei es passiert, eine Skilehrerin der Tochter sei erkrankt. "Uns wurde schnell gesagt: Das wird euch alle erwischen. Und so kam es."

    Planken ist überzeugt davon, dass Manuela Schwesig, SPD-Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, ohne ihre eigene Krebserkrankung nicht so harte Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus getroffen hätte.

    Maischberger - Der Professor des RKI ist besorgt über das Verhalten der Deutschen

    Prof. Dr. Dirk Brockmann (Physiker und digitaler Epidemiologe vom Robert-Koch-Institut) zeigte sich besorgt über die vielerorts weichende Vorsicht der Bundesbürger. Er könne anhand seiner Daten feststellen, dass es Regionen gebe, in denen sich die Menschen schon fast wieder wie in normalen Zeiten bewegten. "Das ist keine so gute Nachricht", sagte Dr. Brockmann. Die Angst der Menschen sei mit der Verkündung von ersten Lockerungen gesunken. Es gebe eine Lockdown-Müdigkeit.

    Maischberger - Das Fazit: Sebastian Kurz spult sein Corona-Programm ab, ein Schlagabtausch mit Markus Söder hätte der Debatte gut getan

    Schade, dass Markus Söder und Sebastian Kurz nicht in die direkte Konfrontation gehen konnten. Beide sind eigentlich sehr darauf bedacht, nach außen Einigkeit und Harmonie widerzuspiegeln. Das wäre am Mittwochabend auf eine Probe gestellt worden - spätestens in dem Moment, in dem Kanzler Kurz die Studie erwähnte, nach der München als potenzieller Corona-Hotspot in Frage käme. Der Sendung am Mittwochabend hätte es gut getan, wenn die beiden Politiker im direkten Duell die Argumente hätten austauschen müssen.

    So war es wie immer bei Sebastian Kurz: Fast wortgleich mit jüngsten Auftritten an anderer Stelle konnte er seine Botschaften setzen. Ischgl? Blöd gelaufen, aber auch überbewertet. Seine Verantwortung dafür? Die Geschehnisse würden selbstverständlich aufgearbeitet werden. Das Format "Maischberger, die Woche" sieht leider nicht vor, dass sich die eingeladenen Journalisten mit in die direkte Befragung des Gastes einmischen können. Schade. Sonst hätte Maischberger Unterstützung bekommen können beim gewohnt schwierigen Blick hinter Kurz' Fassade.

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