Man kennt es von Ikea. Doch manchem ist das kollektive „Du“, mit dem das Möbelhaus seine Kunden anspricht, immer noch etwas suspekt – und das 43 Jahre, nachdem in Eching bei München die erste
„Welche Unterstützung bekommst du von deiner Frau Ulla, wenn es hart wird im Job?“ So umgangssprachlich interviewen schwedische Journalisten ihren Ministerpräsidenten Stefan Löfven. Auch der Richter wird vom Angeklagten und den Anwälten geduzt, der Konzernchef von seinen Arbeitern.
Früher waren die Schweden viel förmlicher. Das „Sie“ wurde nur in herablassender Form von Chefs gegenüber ihren Untergebenen benutzt, um den gesellschaftlichen Höhenunterschied zu markieren. Die Höflichkeitsanrede in
Schweden waren früh dran mit dem Duzen
In den progressiven Zeitgeist am Ende der Sechzigerjahre passten die umständlichen Anredeformen nicht mehr hinein. Da das „Sie“ wegen seines abschätzigen Rufs nicht infrage kam, ging man gleich einen Schritt weiter. Obwohl kein exakter Tag für die Du-Reform Schwedens festgelegt wurde, gilt der 3. Juli 1967 als Schlüsselereignis. „Es wird mich freuen, zu hören, dass ihr mich mit Bror ansprecht“, sagte da
„Du“ zum Chef ist schwierig
In Deutschland griff die sprachliche Gleichstellung zuletzt auch immer weiter um sich. In Unterjoch (Oberallgäu) gibt es ein Du-Hotel, die Oberstaufener Tourismus-Behörde (
„Sie“ ist Zeichen für gute Manieren
Doch auch eine gegenläufige Bewegung gibt es in Schweden, die von der Rückbesinnung auf konservative Werte und der Anhimmlung der Königsfamilie geprägt ist. Junge Leute, die in Geschäften oder Restaurants arbeiten, sagen immer häufiger „Sie“ zu ihren Kunden. Auch das „von“ in Nachnamen wird wieder gern zur Schau gestellt. Anscheinend ist die Gleichmacherei im Du-Sager-Land ein wenig aus der Mode gekommen. (mit AZ)