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Musik: Heino: Comeback als Rüpel-Popper

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Heino: Comeback als Rüpel-Popper

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    Brille wie eh und je, Lieder gecovert: Heino plant mit seinem Album "Mit freundlichen Grüßen" ein Comeback. Auf der CD finden sich Cover-Versionen von Liedern deutscher Rock-Größen.
    Brille wie eh und je, Lieder gecovert: Heino plant mit seinem Album "Mit freundlichen Grüßen" ein Comeback. Auf der CD finden sich Cover-Versionen von Liedern deutscher Rock-Größen. Foto: Caroline Seidel dpa

    In diesen Wochen ein Interview mit Heino zu bekommen ist nicht eben leicht. Denn der hat sich – statt mit Hannelore im eigenen Kaffeehaus in Bad Münstereifel Haselnusstorte zu futtern – mit 74 Jahren noch einmal in das Abenteuer seines Lebens gestürzt.

    Heino covert mit "freundlichen Grüßen" deutsche Rockgrößen

    Der volkstümelnde Sänger peilt ein veritables Comeback an. Und das in einem Alter, in dem andere mehr an künstliche Hüften als an Karriere denken. Heino mimt also den Rocker. Der strohblonde Star mit der schwarzen Brille und dem rrrrrollenden R hat überraschend ein Album mit den größten Hits deutscher Rock- und Popstars aufgenommen: Die Ärzte, Rammstein, Peter Fox, Sportfreunde Stiller, Westernhagen, Nena – alles mit dabei. „Mit freundlichen Grüßen“ heißt das Werk zum Imagewechsel und kommt stilecht mit Totenkopflogo daher.

    Das Medienecho ist schon vorab riesig

    Das Medienecho ist riesig, obwohl das Album erst am 1. Februar offiziell vorgestellt wird: „Es ist Heino, der immer unterschätzte Racheengel deutscher Volkstums-Musik. Während die Hellwigs und andere Volksmutanten in der Hölle schmoren oder in der Carmen- Nebel-Show, steigt Heino aus dem Schattenreich deutscher Fernsehunterhaltung und richtet seinen Bannstrahl auf jene, die sich jahrzehntelang über ihn lustig gemacht haben“, schreibt etwa die Süddeutsche Zeitung.

    Und weil den Ärzten, Rammstein oder Oomph! Heinos Rache ziemlich peinlich ist und sie gegen das Schlachtross der volkstümlichen Musik wettern, angeblich sogar mit Klagen drohen, formt Bild die griffige Schlagzeile: „Rockerkrieg gegen Heino!“ Medienwissenschaftler nennen so etwas Marketing-Coup.

    Heino: "Ich lasse mir von niemand das Singen nicht verbieten"

    „Er ist gerade aus Florida zurück und bereitet die Veröffentlichung vor“, lässt sein Management wissen. Man habe so viele Anfragen aus der ganzen Republik, dass er leider nicht mit jedem reden könne. Zu Bild immerhin spricht Heino alias Heinz Georg Kramm: „Ich lasse mir von niemand das Singen verbieten. Jahrelang hat man mit meiner Person Schabernack getrieben – jetzt zeige ich den jungen Leuten mal, was man aus ihren Liedern machen kann.“

    Als da wäre zum Beispiel „Sonne“ von Rammstein. „Ein wirklich schönes Stück Volksmusik“, nennt es Heino. „Die Kollegen haben durchaus Talent für volkstümliche Texte. Ähnlich ist es mit dem Ärzte-Stück „Junge“. Während viele der Lieder eintönig arrangiert und mit Standard-Sounds aufgenommen sind, gibt Heino diesem Stück – zumindest wenn man es ironisch gebrochen betrachtet – eine ganz spezielle Note.

    Das Risiko einer Klage wollte kaum ein Platten-Label eingehen

    Offenbar seit Jahren arbeitet der gebürtige Düsseldorfer an diesem Projekt, mit dem er sich Presseberichten zufolge zunächst schwertat, ein etabliertes Musiklabel zu finden. Das Problem: Keine der nachgespielten Bands und Musiker hat dem gelernten Konditor eine Einwilligung für seine Coverversionen gegeben. Das Risiko einer Klage wollte offenbar nicht jedes Label eingehen.

    Doch wahrscheinlich wird der zuletzt in Bild inszenierte Protest eher wie ein Sturm im Wasserglas verlaufen: „Ärzte“-Manager Axel Schulz tat schon vorab kund: „Solange dieser Heini den Originaltitel nicht mutwillig verändert, werde ich nichts dagegen unternehmen.“

    Das kann er Rechtsexperten zufolge auch nicht, denn solange die Lieder originalgetreu sind, braucht man keine Zustimmung der Urheber.

    „Der Wirtschaftswunder-Zombie“ erkämpft sich Respekt

    So locker wie heute war Heino übrigens nicht immer: Als die Toten Hosen vor einem Vierteljahrhundert mit dem „Wahren Heino“ über die Lande tourten, ging er gerichtlich gegen seinen Wiedergänger vor. Der hieß Norbert Hähnel und wurde zu 10 000 Mark Geldstrafe verurteilt. Weil er nicht zahlen konnte, musste er die Strafe 1987 im Gefängnis absitzen.

    Sagen wir es mit einem Liedtitel von Heinos Intimfeind Bushido: „Vergeben und vergessen“. „Der Wirtschaftswunder-Zombie“, wie ihn die Tageszeitung nennt, hat sich den Respekt früherer Geschmacksfeinde erkämpft. Die renommierte Kolumnistin Silke Burmester warnte jedoch bereits auf Spiegel Online: „Nicht auszudenken, wenn andere Ihre Idee abkupfern! Carmen Nebel singt Iggy Pop oder Helene Fischer ,London Calling‘.“

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