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Vergewaltigungsopfer: "Pille danach": Im Augsburger Josefinum wird sie nicht verschrieben

Vergewaltigungsopfer

"Pille danach": Im Augsburger Josefinum wird sie nicht verschrieben

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    Der Chefarzt für Gynäkologie am Kölner Heilig Geist Krankenhaus, Hendryk Pilch, faltet während einer Pressekonferenz seine Hände.
    Der Chefarzt für Gynäkologie am Kölner Heilig Geist Krankenhaus, Hendryk Pilch, faltet während einer Pressekonferenz seine Hände. Foto: Oliver Berg dpa

    Zwei katholische Krankenhäuser in Köln sollen es abgelehnt haben, eine mutmaßlich vergewaltigte Frau gynäkologisch zu untersuchen. Mit folgender Begründung: „Zu einer Untersuchung nach sexueller Gewalt gehöre ja auch ein Gespräch über die „Pille danach“ und die Ausstellung eines Rezeptes. Und das ist nach einem neuen Erlass mit dem christlichen Gedankengut nicht vereinbar und das dürfen wir nicht machen“, habe es in der Antwort des Klinikpersonals geheißen. So jedenfalls schildert das eine Kölner Notärztin, die zusammen mit dem Opfer abgewiesen worden ist.

    Köln: Reste von K.-o.-Tropfen im Blut festgestellt

    Das, was die Kölner Ärztin schildert, hört sich an wie ein Albtraum. Eine junge Frau kam im Dezember zu ihr in die Notfallpraxis – in schmutzigen Kleidern, weinend. Sie sei betäubt und vermutlich vergewaltigt worden, habe die 25-Jährige erzählt. Die Medizinerin untersuchte sie und stellte sowohl Reste von K.-o.-Tropfen im Blut fest, als auch Spuren sexueller Gewalt. Um das Schlimmste für die Frau zu verhindern – nämlich nach der Vergewaltigung von einem unbekannten Gewalttäter ungewollt schwanger zu werden – verschrieb die Notärztin die „Pille danach“ und rief die Polizei, um das Protokoll für eine später mögliche Anzeige aufzunehmen. Danach brachen die beiden zur frauenärztlichen Untersuchung auf. Das Ergebnis ist bekannt.

    „Am Josefinum wird niemand aus welchem Grund auch immer abgewiesen“

    So wäre das im Augsburger Josefinum, einer der größten Geburtshilfekliniken Deutschlands, nicht abgelaufen, sagt Winfried Karg, Sprecher der Katholischen Jugendfürsorge, die Träger der Einrichtung ist. „Am Josefinum wird niemand aus welchem Grund auch immer abgewiesen“, so Karg. Die Frau wäre selbstverständlich untersucht und behandelt worden. Aber: Auch hier hätte sie kein Rezept für die „Pille danach“ bekommen. Die Ärzte des Josefinums klärten zwar darüber auf, verwiesen Rat suchende Opfer aber an die gängigen Beratungsstellen. „Im Josefinum werden keine Schwangerschaftsabbrüche gemacht“, sagt Karg.

    Gestern Nachmittag bestritt das Erzbistum Köln, dass seine Krankenhäuser gynäkologische Untersuchungen zur Spurensicherung bei Vergewaltigungsverdacht verweigern. Die Stiftung der Cellitinnen stellt fest, es sei „vermutlich zu einem Missverständnis“ gekommen. Das evangelische Krankenhaus Köln-Kalk hatte die Untersuchung schließlich durchgeführt. (mit dpa)

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