Es mag nicht wenige Menschen geben, die etwa die Rolling Stones oder David Crosby verehren und sich fragen, wozu es eigentlich immer noch mehr dieser neuen Musik braucht, die doch nur auf Markttauglichkeit gezüchtet und jedenfalls viel schlechter ist als das Alte. Oder so. Man könnte beispielhaft Hits von Rihanna nehmen, „Umbrella“ oder „Diamonds“: perfekt gemachte Ohrwürmer im Zeitgeistpop. Und sonst? Kritiker nannten die Sängerin nicht zufällig „Barbiepuppe aus Barbados“, weil dieser 1988 auf der Atlantikinsel geborenen Schönheit mit zunehmender Bekanntheit in immer schnellerer Folge erscheinende Alben mit hitträchtiger Musik angezogen wurden wie einer Puppe Kleider eben.
Und nun könnte man genauso fragen: Wer braucht denn bitte immer noch mehr Make-up? Auch da könnte man Rihanna nehmen. Denn, wie Forbes bekannt gab, ist die dank ihrer ungemein erfolgreichen Kosmetikmarke nun die Reichste all der rundum vermarkteten Musikstars. Rihanna überflügelte mit ihren umgerechnet 1,4 Milliarden Euro an Vermögen die bislang an der Spitze stehenden Bling-Bling-Rapper von Jay-Z, Dr. Dre und P. Diddy – für die Stones-Generation: Sie hat jetzt so viel Geld wie Paul McCartney und Madonna zusammen.
Rihanna ist die reichste Musikerin der Welt
Irre? Vielleicht, aber jedenfalls doch interessant. Denn in einem sind sich Pop und Kosmetik ja auch sehr nahe: Es geht um perfekte Oberflächen. Aber gerade in diesen kann sich Bedeutendes ausdrücken, für Einzelne, aber auch für ein in jeder Zeit eben neues, anderes Menschsein – ein Fortschritt sogar.
Das kann man von Rihannas Musik nun kaum behaupten, mit der sie von Kindheit an Karriere machen wollte, in nicht eben sorglosen Umständen auf Barbados geboren, zwei Brüder, drei Halbschwestern, Tochter eines Lagerarbeiters, es gibt Geschichten von Drogen und Gewalt. Aber entdeckt als Schönheitskönigin mit Talent führte ihr Weg bis zu Musikunternehmer Jay-Z, der sie unter Vertrag nahm, das Stil- und Image-Karussell anwarf und eine neue lohnende Pop-Karriere startete. Man muss kein Stones-Fan sein, um zu sagen: Nicht schlimm, dass das letzte Album nun schon fünf Jahre zurückliegt.
Unter dem Markennamen "Fenty" verkauft Rihanna Make-up
Ausgerechnet mit dem Make-up ist es aber mehr. Fenty heißt Rihannas Marke, es ist ihr Familienname. Ausgezeichnet und erfolgreich wurde sie damit, weil ihre Produkte viel besser für viel mehr Hauttypen erhältlich sind – vor allem für auf dem Markt bislang deutlich unterrepräsentierte dunklere. So werden Oberflächen, die individuell sowieso nicht unwichtig sind („We’re beautiful like diamonds in the sky“?), in der Gesellschaft von Bedeutung.
Und interessanter wird es mit Rihanna wohl nicht mehr. Sie ist jetzt 33, war mit dem Kollegen Chris Brown liiert, der wohl sehr das Muster ihres Vaters kopierte, war es dann mit dem saudischen Geschäftsmann Hassan Jameel, ist es nun mit dem Rapper A$AP Rocky – ja, Stones-Fans, Dollar-Zeichen im Namen. Ist blöd und passt jetzt aber voll, oder?