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  3. Proteste: Drei Schwestern, ein Vatermord - dieser Fall bewegt Russland

Proteste
22.08.2019

Drei Schwestern, ein Vatermord - dieser Fall bewegt Russland

Kristina, eine der drei wegen des Mordes an ihrem Vater angeklagten Schwestern, wartet im Bezirksgericht Basmanny auf ihren Prozess.
Foto: Stanislav Krasilnikov, Tass, dpa

Jahrelang missbrauchte er sie. Irgendwann stachen sie zu. Den Mord an ihrem Vater haben die jungen Russinnen gestanden. Trotzdem fordern tausende ihre Freiheit.

Sie haben die Polizei gerufen, haben alles gestanden: Ja, sie hätten ihren Vater in seinem Sessel angegriffen, auf den zunächst Schlafenden eingestochen, mit dem Hammer auf ihn eingehauen, bis er sich schließlich nicht mehr rührte. Er ist der Mann, der ihnen jahrelang das Leben zur Hölle gemacht haben soll. 36 Stiche zählten die Ermittler später in seinem Körper.

Die Schwestern Kristina, Angelina und Maria Chatschaturjan, zur Tatzeit 19, 18 und 17 Jahre alt, ließen sich widerstandslos abführen und befragen – und sind in Russland durch ihre schockierende Tat zum Symbol eines Systems geworden, das häusliche Gewalt verharmlost. Menschen gehen für die drei Schwestern auf die Straße, sie legen Blumen vor der Generalstaatsanwaltschaft in Moskau ab, führen Theaterstücke und Konzerte für die Teenager auf, die unter Auflagen und ohne jeden Kontakt zueinander seit mehr als einem Jahr auf ihre Verhandlung warten. 20 Jahre Haft drohen ihnen – wegen verabredeten und gemeinsam begangenen Mordes.

Die Schwestern Maria (links) und Angelina vor Gericht.
Foto: Sergei Karpukhin, Tass, dpa

Das Strafverfahren könnte nun aber fallen gelassen werden, weil die Ermittler in diesen Tagen bestätigt hätten, so der Anwalt von Angelina Chatschaturjan, dass die Schwestern von ihrem gewalttätigen Vater Michail jahrelang missbraucht worden seien und körperliche wie psychische Schäden davongetragen hätten. Aus Angst um ihr Leben hätten die Schwestern in Notwehr gehandelt, für diese Deutung setzten sich die Verteidiger der jungen Frauen von Anfang an ein. Kommt es zur Einstellung der Anklage, wäre es ein starkes Zeichen in einem Land, in dem Klapse und Kopfnüsse offiziell zur Erziehung von Kindern dazugehören.

Prügeln in der Familie ist in Russland keine Straftat

Erst im Frühjahr 2017 hatte das russische Parlament ein Gesetz zur „Entkriminalisierung von Prügeln in der Familie“ verabschiedet und dadurch das Klima der Straflosigkeit aufseiten der Männer und der Hilflosigkeit aufseiten der Frauen begünstigt. Häusliche Gewalt, auch wenn der Begriff in der russischen Gesetzgebung nicht definiert ist, ist nur noch eine Ordnungswidrigkeit und wird mit einem Bußgeld von durchschnittlich umgerechnet 70 Euro geahndet. Zuvor drohten zwei Jahre Haft. Begründet wurde das Gesetz mit „traditionellen Werten“ wie Züchtigungsrechten des Familienvaters. „Wir wollen nicht, dass man zwei Jahre im Gefängnis sitzt, nur weil es einmal einen Klaps gegeben hat“, hatte damals Jelena Misulina, die Familienausschuss-Vorsitzende des Parlaments, gesagt. Das führe zur Verschlechterung des Familienklimas und sei aus ihrer Sicht ein familienfeindlicher Zustand.

Michail Chatschaturjan, ein in Moskau lebender Armenier, hatte seine Töchter über Jahre hinweg misshandelt und sexuell missbraucht. Seine Ehefrau und den Erstgeborenen hatte der Waffennarr mit kriminellem Hintergrund bereits vor Jahren aus der gemeinsamen Wohnung geworfen, hatte Nachbarn terrorisiert. Die Behörden waren trotz mehrmaliger Hinweise auf häusliche Gewalt bei den Chatschaturjans nicht eingeschritten. Auch als die Töchter länger in der Schule fehlten, soll das Jugendamt untätig geblieben sein. Der brutale Mord am Vater – die jüngste Tochter soll laut Gutachten bei der Tat unzurechnungsfähig gewesen sein – erschien den Schwestern offenbar als einziger Ausweg aus ihrem Martyrium.

Gewalt ist in vielen russischen Familien alltäglich

Offiziellen Angaben zufolge (aus dem Jahr 2013, aktuellere Zahlen liegen nicht vor) werden in Russland jedes Jahr 12.000 Frauen von Verwandten getötet, alle Dreiviertelstunde eine. 26.000 Kinder werden täglich von ihren Eltern misshandelt. Fast 80 Prozent aller wegen Mordes verurteilten Frauen im Land, heißt es in einer Untersuchung des Online-Portals Mediazona, seien zuvor von gewalttätigen Partnern misshandelt worden.

„In Russland herrscht das Recht des Stärkeren. Der Staat selbst setzt es ein. Bei Demonstrationen dreschen die Polizisten auf friedliche Demonstranten ein, sie zerren sie in Gefangenentransporter, bringen die Menschen mit fabrizierten Verfahren ins Gefängnis. Zu Hause in den Familien funktioniert das Prinzip ähnlich: Der Stärkere haut zu, wenn in seinen Augen seine Regeln missachtet werden“, sagt Anna Riwina, die vor vier Jahren das Online-Projekt nasiliu.net (Keine Gewalt) gestartet hat, „weil ich verstand, dass es jeden treffen kann und weil ich die Informationen bündeln wollte, um den Opfern zu helfen.“ Die 32-Jährige aus Moskau sagt: „Wir sind alle Schwestern Chatschaturjan.“

Häusliche Gewalt wird im Land oft als reine Familienangelegenheit betrachtet. „Wir lernen stets, unser Inneres nicht nach außen zu tragen. ,Behalt’ den Streit im Haus’, predigt man uns von Klein auf. Das prägt“, sagt die Juristin Tatjana Belowa vom „Konsortium der Frauen-Verbände“ in Moskau, das Gewalt-Opfern juristische Hilfe bietet. Der Fall der Chatschaturjan-Schwestern lässt die Menschen reden, lässt sie ihr Inneres nach außen tragen und so ein Stück weit das Tabu von Gewalt in den Familien brechen.

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