Der gewaltsame Tod des kleinen Tobias ist bereits über elf Jahre her. Am heutigen Donnerstag hat der Prozess um den Mord an den elf Jahre alten Tobias am Landgericht Stuttgart begonnen. Der angeklagte Rolf H. hat zu Beginn des Prozesses ein umfassendes Geständnis abgelegt. Die Polizei war erst im August vergangenen Jahres auf die Spur des 48 Jahre alten Rolf H. gekommen.Die Staatsanwaltschaft wirft Rolf H. vor, Tobias Ende Oktober 2000 mit zahlreichen Messerstichen ermordet zu haben.
Tobias angelte allein am Weiher
Mord und schwere versuchte sexuelle Nötigung wird dem Bäcker vorgeworfen. Der letzte Tag im Leben des kleinen Tobias soll sich laut Staatsanwalt Albrecht Braun folgendermaßen abgespielt haben: Tobias hat alleine an einem Weiher in der Nähe seines Heimatorts im Kreis Böblingen geangelt. Da kam Rolf H. zufällig mit seinem Fahrrad vorbei. "Er lockte ihn unter dem Vorwand, Probleme mit seinem Fahrrad zu haben, hinter die Fischerhütte", sagte der Staatsanwalt.
Toten Tobias Geschlechtsteil abgeschnitten
Dort habe H. das Kind mit einem Messer bedroht und ihn aufgefordert, ihm sein Geschlechtsteil zu zeigen. Weil Tobias sofort zu schreien angefangen habe, sei es zu einer Rangelei gekommen, so Albrecht Braun. "Wahllos" habe der Angeklagte schließlich mit seinem Messer auf den Jungen eingestochen, sagte Braun, insgesamt 38 Mal. Dem toten Jungen habe er schließlich sein Geschlechtsteil abgeschnitten, um sich daran sexuell zu vergehen. "Tobias hatte dem Angriff auf sein Leben, mit dem er nicht rechnete, nichts entgegenzusetzen."
Die Eltern des Opfers sowie dessen Bruder waren als Nebenkläger im Prozess anwesend. Mutter und Vater seien von den Aussagen des Angeklagten "ziemlich betrübt", sagte deren Anwalt Hans-Peter Schmitt am Rande des Prozesses. "Sie waren darauf vorbereitet, sie haben gesagt, sie müssen das hören."
Mordfall Tobias: Angeklagter räumt masochistische Neigungen ein
Der angeklagte Bäcker Rolf H. gestand vor Gericht die Tat und räumte auch masochistische Neigungen ein. Auf die Frage, warum er zugestochen habe, fand er keine Antwort. Er habe einen Blackout gehabt. Das Tatmesser habe er zu Hause im Hausmüll entsorgt. Die Tat habe ihn in den darauf folgenden Jahren immer verfolgt, sagte der 48-Jährige. In Untersuchungshaft habe er zwei Mal versucht, sich das Leben zu nehmen. Nun aber sei es gut, dass er es nicht getan habe, "für die Eltern von Tobias, damit die die Wahrheit erfahren".
Im vergangenen August waren Ermittler Rolf H. eher zufällig auf die Spur gekommen, als sie seine Wohnung in einer anderen Sache durchsuchten und dabei auf verdächtige Zeitungsartikel und Fotos gestoßen seien. Die Ermittler befragten den Mann. Schon der Polizei gestand er daraufhin die Tat. Im weiteren Prozessverlauf soll es auch um die Frage gehen, ob der 48-Jährige in eine psychiatrische Klinik eingewiesen werden muss. afp/AZ