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Ruhestätte in der Kritik: Wolfgang Grupp und sein pompöses Familiengrab

Ruhestätte in der Kritik

Wolfgang Grupp und sein pompöses Familiengrab

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    Trigema-Chef Wolfgang Grupp.
    Trigema-Chef Wolfgang Grupp.

    Burladingen. Seine Vorliebe für Extravagantes hat Trigema-Chef Wolfgang Grupp schon oft schräge Blicke eingebracht.

    Jetzt plant er für seinen Tod - und bleibt sich treu: 45 Meter lang und 15 Meter breit ist das Familiengrab, das der 67 Jahre alte Textilfabrikant derzeit am Rande des Friedhofs in seiner Heimatstadt Burladingen (Zollernalbkreis) errichten lässt. Ein Monument aus weißen Betonmauern. Gelästert wird darüber aber vor allem außerhalb Burladingens. Die Bürger in Grupps strukturschwacher Heimatstadt aber wissen, was sie dem großzügigen Multimillionär schuldig sind, und lassen ihm fast alles durchgehen.

    600 Quadratmeter und eine Marmorplatte

    Allenfalls hinter vorgehaltener Hand sorgt die mehr als 600 Quadratmeter große Grabstätte für Diskussionen. Die Verkäuferin einer Bäckerei erzählt, dass viele Kunden sich schon über das protzige Familiengrab aufregten. Öffentlich will darüber aber kaum einer sprechen. "Viele hängen halt von seiner Arbeit ab", sagt die Verkäuferin.

    700 Menschen arbeiten allein in Grupps Stammwerk in der 13 000- Einwohner-Stadt. 1200 Trigema-Mitarbeiter gibt es im nahen Umkreis. Hinzu kommen Zulieferbetriebe rund um Burladingen, denn Grupp achtet auf kurze Lieferketten. "Ohne ihn ginge es vielen hier schlechter", sagt eine Apothekerin. "Also soll er doch meinetwegen dieses Luxusgrab bauen."

    Zwar wird Grupp oft als selbstherrlich beschrieben - trotzdem kümmert er sich mit viel persönlichem Einsatz um seine Mitarbeiter. Seit 1969 musste bei Trigema niemand mehr aus Arbeitsmangel entlassen oder in Kurzarbeit geschickt werden. Grupp verlangt hohen Einsatz von seinen Leuten. Aber er nimmt sie auch ernst, kennt viele sogar mit Namen. Allen Kindern seiner Mitarbeiter garantiert er einen Arbeitsplatz bei Trigema.

    Und er zeigt sich gern als großzügiger Mäzen seiner Heimatstadt: Immer wieder spendiert er Millionenbeträge für öffentliche Projekte, zuletzt für eine Sporthalle. Nach dem Niedergang der einst florierenden Textilindustrie ist Grupp der einzige Garant für den relativen Wohlstand der Stadt.

    Da werden ihm seine Macken gerne verziehen. Auch die 600 Quadratmeter große Familiengrabstätte. Grupp selbst zeigt wenig Verständnis für die Kritik an dem Vorhaben: "Mit Protz hat das nichts zu tun. Da kommt kein Mausoleum und nichts hin", betont er. Die Grabstätte werde für jedermann zugänglich bleiben - quasi ein kleiner Park, den er der Stadt und ihren Bürgern schenke. Sein Grab werde später lediglich an einer Marmorplatte zu erkennen sein und an dem Namensschild, das dahinter in die Mauer eingelassen werde.

    Schon sein Großvater, der Gründer der Firma Trigema, hat ein Familiengrab auf dem Burladinger Friedhof anlegen lassen. Das ist vergleichsweise bescheidene 25 Quadratmeter groß und spartanisch ausgestattet. Vor allem aber sei es zu klein, sagte Grupp. Er selbst, seine Frau und seine zwei Kinder könnten dort nicht mehr beigesetzt werden. Er sehe es deshalb als seine Pflicht, in der Nähe der alten Familiengrabstätte eine neue anlegen zu lassen. Das gebiete die Familienehre.

    Wie ein kleiner Park mit Brunnen und Linden

    In diesen Tagen sollen die Bauarbeiten weitgehend abgeschlossen werden, dann können die Gärtner kommen. Ein Brunnen soll noch entstehen, und Platz für große Linden ist auch vorgesehen. Eine Ruhestätte, die einem Unternehmer mit pompöser Villa, Butler, Privathubschrauber samt gläserner Garage angemessen ist. Neidisch sei sie nicht, sagte eine 81-Jährige, die wenige Meter entfernt die Grabstätte ihres Mannes pflegt. "Der muss den gleichen Weg gehen wie wir alle."

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