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Porträt: Sibel Kekilli verlässt den "Tatort"

Porträt

Sibel Kekilli verlässt den "Tatort"

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    Schauspielerin Sibel Kekilli verlässt den "Tatort" und damit ihre Figur Sarah Brandt. Ein Aus für ihre Schauspielerkarriere bedeutet das noch lange nicht - im Gegenteil.
    Schauspielerin Sibel Kekilli verlässt den "Tatort" und damit ihre Figur Sarah Brandt. Ein Aus für ihre Schauspielerkarriere bedeutet das noch lange nicht - im Gegenteil. Foto: Bernd von Jutrczenka, dpa

    Das war es dann: Sibel Kekilli haut als "Tatort"-Kommissarin Sarah Brandt am Sonntag dem konservativen Kollegen Borowski den Macho um die Ohren. Ja, so muss es sein in einer Zoffgemeinschaft. Aber so wird es nie wieder sein. Sarah Brandt geht. Weil die in Heilbronn geborene Tochter türkischer Eltern neugierig ist und die Welt erkunden will, die interessante Rollen für eine begabte Schauspielerin bereithält.

    Wissenswertes zum "Tatort"

    Der ARD-"Tatort" ist die langlebigste und erfolgreichste Krimireihe im deutschen Fernsehen.

    DER ERSTE FALL: Der erste "Tatort" war "Taxi nach Leipzig", der am 29. November 1970 lief. Der Hamburger Hauptkommissar Paul Trimmel (Walter Richter) musste einen deutsch-deutschen Mordfall klären. Der 1000. Tatort heißt ebenfalls "Taxi nach Leipzig".

    DIE ERSTE KOMMISSARIN: Als erste Ermittlerin der Reihe schickt der Südwestfunk (SWF) 1978 Kommissarin Marianne Buchmüller (Nicole Heesters) mit "Der Mann auf dem Hochsitz" ins Rennen. Bis 1980 gibt es drei Folgen.

    GIFTSCHRANK: Einige wenige Folgen dürfen nicht wiederholt werden. Sie haben senderintern einen Sperrvermerk. Die Gründe sind verschieden. So spielen bei "Wem Ehre gebührt" verletzte religiöse Gefühle eine Rolle, bei "Krokodilwächter" die große Brutalität im Film.

    DER MISSGLÜCKTESTE "TATORT": Zu den Tiefpunkten der "Tatort"-Reihe zählen Kritiker die Fälle (1996 - 1998) des Berliner Kommissars Ernst Roiter (Winfried Glatzeder). Aus Kostengründen hatten die Folgen eine billig wirkende Optik. Zudem warf man den Filmen vor, zu sexistisch, brutal oder zu wirr zu sein. Die Quoten waren trotzdem passabel.

    DIE MEISTEN ZUSCHAUER: "Rot - rot - tot" sahen am Neujahrstag 1978 mehr als 26 Millionen Menschen. Das entspricht einer Quote von 65 Prozent. In heutiger Zeit wäre das undenkbar.

    DIE MEISTEN TOTEN: Die Folge "Im Schmerz geboren" mit Ulrich Tukur als Felix Murot stellt einen Leichenrekord in der "Tatort"-Geschichte auf. Experten vom "Tatort-Fundus" zählen 51 Leichen.

    DER VORSPANN: 30 Sekunden mit spannender, hastiger Ohrwurmmusik, zwei Augen in Nahaufnahme, das rechte im Fadenkreuz, ein Mann, der abwehrend die Arme hebt, rennende Beine auf nassem Asphalt und ein Fingerabdruck, dessen Linie den Flüchtenden einkreist.

    Dass Hollywood ein schwieriges Pflaster ist, weiß sie. Veronica Ferres kann ein unschönes Lied davon singen, Diane Kruger ein schönes, weil sie sich in der US-Filmfabrik das Rüstzeug holte für eine erfolgreiche Rückkehr nach Europa, inklusive der Siegerpalme in Cannes als beste Schauspielerin. Wie wird es laufen für die 37-jährige Kekilli, die nun erst einmal den Episodenfilm "Berlin, I Love You" abgedreht hat? Die uns vertraute Sarah Brandt aus dem "Tatort" mit Pferdeschwanz, lockeren Klamotten und Angstattacken wird es nicht mehr geben. Wer und ob jemand nachfolgt, ist noch nicht bekannt. Der NDR schweigt vorerst.

    Wie die "Bild" Kekillis Vergangenheit gegen sie ausspielte

    Fast hollywoodreif klassisch ist aber der berufliche Aufstieg der Sibel Kekilli. Kellnerin, Verkäuferin, Reinigungskraft und einiges mehr in unterbezahlten Jobs. Aber ein Casting für die weibliche Hauptrolle in dem Film "Gegen die Wand" änderte alles. Der Film von Regisseur Fatih Akim wurde bei der Berlinale 2004 mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet. Was die Bild-Zeitung so nicht hinnehmen wollte. Sie machte Kekillis Vergangenheit als Porno-Darstellerin publik. Bei der Bambi-Verleihung konnte der verkannte Star nicht mehr an sich halten und sprach von einer "dreckigen Hetzkampagne".

    Unterstützung erfuhr die Schauspielerin vom Deutschen Presserat, der die Menschenwürde der Schauspielerin verletzt sah.

    Sibel Kekilli erhielt Bundesverdienstkreuz

    Sibel Kekilli denkt international. Vielfach preisgekrönt, hat sie mehrfach betont, dass sie nicht auf das Klischee türkischstämmiger Figuren festgelegt werden will. Sibel Kekilli ist seit dem Jahr 2004 Botschafterin von "Terre des Femmes", was heißt, dass sie sich für (muslimische) Frauen einsetzt. Für Aufsehen sorgte 2006 im Berliner Abgeordnetenhaus eine ihrer Äußerungen ("leider gehört Gewalt im Islam zum Kulturgut"). Mit der Folge, dass der türkische Generalkonsul den Saal verließ.

    Kein Wunder, dass die so taffe wie zierliche Frau auch bei den Protesten in der Türkei an der Seite der Demonstranten stand. Und im März 2017 das Bundesverdienstkreuz erhielt.

    In erster Linie aber sieht sich die in Hamburg lebende Kekilli als Schauspielerin. In einer der erfolgreichsten TV-Serien aller Zeiten ("Game Of Thrones") spielte sie eine Prostituierte. Da der angesehene US-Sender sehr professionell gearbeitet hat, könnte Hollywood eine Option sein. Auch wenn wir Sarah Brandt nicht wiedererkennen sollten.

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