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TV-Kritik: Jan Hofer in "RTL Direkt": Verloren im Nachrichten-Kuddelmuddel

TV-Kritik

Jan Hofer in "RTL Direkt": Verloren im Nachrichten-Kuddelmuddel

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    Moderator Jan Hofer und sein Premierengast  Annalena Baerbock in der Nachrichtensendung "RTL Direkt".
    Moderator Jan Hofer und sein Premierengast Annalena Baerbock in der Nachrichtensendung "RTL Direkt". Foto: Markus Nass/RTL, dpa

    Jan Hofer saß 35 Jahre lang direkt im Wohnzimmer der Deutschen. Vertraut und unverrückbar wie die Stehlampe neben dem wuchtigen Fernseher der Eltern. Deutsche Wende, 9/11, sehr viel Angela Merkel: Was sich in Deutschland und der Welt ereignete, so laut und mitunter grausam es auch war, geschah mit dem ruhigen Sound seiner Stimme. 2020 war Schluss für den Nachrichtensprecher der ARD-"Tagesschau". Mit 70 legte er die Krawatte ab. Ein schon sehr pathetisches Symbol. Aber zu ihm passte es.

    Jetzt, mit 71, ist Jan Hofer wieder da, ohne Schlips. Er sitzt nicht, er steht, wie in den letzten Jahren seiner "Tagesschau"-Zeit. Nur hatte er da seinen Schreibtisch als Schutzwall um sich herum. Und er war Sprecher, ein Vortragender. Nur Hofer und sein Wort. Das hatte Gewicht.

    Bei RTL nennen sie ihn nun "Anchorman". Hofer moderiert, am Montagabend um 22.15 Uhr. Das ist zunächst nichts Neues für ihn. Der Mann hat einst das Talk-Format "Riverboat" im MDRpräsentiert. Wer sich dafür partout nicht eignet, bleibt dort nicht 20 Jahre. Aber dies war doch meist leichte Muse. "RTLDirekt", das neue Nachrichtenformat des Senders, ist das nicht. Und irgendwie doch. Und alles zusammengenommen war das Problem der Premierensendung.

    Moderator Jan Hofer soll sich mit Pinar Atalay abwechseln

    Das Kölner Medienhaus hatte quasi einen Angriff auf die Nachrichtenkompetenz der Öffentlich-Rechtlichen angekündigt. RTLwill seriöser werden, informativer. Deshalb die Verpflichtung von Hofer und Pinar Atalay von den "Tagesthemen", deshalb der Sendeplatz: von Montag bis Donnerstag zeitgleich eben mit den "

    Pinar Atalay soll sich mit Jan Hofer bei der Moderation abwechseln.
    Pinar Atalay soll sich mit Jan Hofer bei der Moderation abwechseln. Foto: Pförtner/Kaiser, dpa

    Ein magaziniges Schaufenster des Tagesgeschehens ist "RTLDirekt" jedenfalls nur am Rande. Erst fühlt man sich für einen Moment im "Heute-Journal", dann doch wieder bei "Stern TV", am Ende sogar kurz in der "Heute-Show". Konkret heißt das an diesem Montagabend: kurzer Einspieler zu Afghanistan, ein paar pflichtschuldige Fragen an den Studiogast, die Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock. Schnell noch die restlichen Nachrichten des Tages weggetrailert.

    Zum Schluss dann noch ein Hauch von "Heute-Show"

    Dann darf Baerbock für sich, die Grünen und den Klimaschutz Werbung machen. Ein Ansatz von Kritik (Wer soll das eigentlich bezahlen?) erstickt im Keim, weil der blasse Hofer nicht nachfragt, als sich Baerbock in Floskeln verliert. Schließlich, als 20 doch sehr oberflächliche Minuten fast vorbei sind, darf Kabarettist Abdelkarim noch ein wenig kalauern, weil, wie Moderator Hofer sagt, er die Sendung immer "mit einem Lächeln" beenden wolle.

    1,87 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer (9,1 Prozent) schalten ein - immerhin. Zum Vergleich: Die ARD-"Tagesthemen" sehen ab 22.30 Uhr 2,06 Millionen (11,6 Prozent). Jan Hofer verabschiedet sich mit den Worten: "Ihnen einen schönen Abend, bis morgen, und machen wir alle das Beste daraus." Im Fall von "RTLDirekt" muss dies wohl Kollegin Pinar Atalay übernehmen.

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