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Tatort: Tatort-Kritik: Es fährt ein "Taxi nach Leipzig"

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Tatort-Kritik: Es fährt ein "Taxi nach Leipzig"

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    Die Schauspieler Maria Furtwängler und Axel Milberg sind am Sonntag in der 1000. "Tatort"-Folge "Taxi nach Leipzig" zu sehen.
    Die Schauspieler Maria Furtwängler und Axel Milberg sind am Sonntag in der 1000. "Tatort"-Folge "Taxi nach Leipzig" zu sehen. Foto: Georg Wendt, dpa

    Das „Taxi nach Leipzig“ rollte am 29. November 1970 im TV durch Fernseh-Westdeutschland. Die 1000. Folge des "Tatort" griff den Titel wieder auf. Heute am Sonntag kommt die Wiederholung des gelungenen Krimis. So kam der Tatort 2016 bei den Kritikern an:

    Tatort "Taxi nach Leipzig": Nur wenig Action

    Es ist ein zum Glück für die Jubilare von 2016 überdurchschnittlicher „Tatort“ geworden. Ein Krimi? Irgendwie schon. Ein Psycho-Thriller? Auf jeden Fall.

    Dieses „Taxi nach Leipzig“ gefällt sicherlich nicht jedem. Es gibt wenig Action und zu lange Szenen, die dialoglastig die Autofahrten künstlich verlängern. Aber was für eine Konstellation! Cooler Anfang: Da sitzen der Kieler Hauptkommissar Klaus Borowski (Axel Milberg) und LKA-Frau Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) aus Hannover in einem stinklangweiligen Seminar, bei dem es nur mickrige Brötchen gibt, wobei die Lindholm dem hungrigen Borowski das letzte Häppchen wegschnappt.

    Doch bevor der Kieler Cop Zeit findet zu schmollen, landen beide in einem Taxi. Das fährt der liebeskranke, psychisch gestörte  Rainald Klapproth (Florian Bartholomäi) – eine unberechenbare Zeitbombe, die den Plot vorantreibt. Zwei festgebundene Polizisten auf dem Rücksitz in einer verzweifelten Reise in die Nacht, weil am Steuer ein Elitesoldat mit Afghanistan-Trauma sitzt. Ein Profi, der die Eskalationstheorie-Versatzstücke, die Lindholm anbringt, kennt.

    1000. Folge Tatort: Charmantes Wiedersehen beim Jubiläum

    Mag sein, dass für manchen Zuschauer zu viel gesprochen wird in dem Krimi, der eigentlich eine Mischung aus Psycho-Thriller und Kammerspiel ist. Und die Gedanken der drei Hauptfiguren, die viel verraten, auch noch hören lässt. Das Taxi als Symbol der Klaustrophobie, aus der Borowski und Lindholm nur einmal kurz flüchten können. Am Ende gerät die ganze Geschichte aus dem Ruder.

    Wissenswertes zum "Tatort"

    Der ARD-"Tatort" ist die langlebigste und erfolgreichste Krimireihe im deutschen Fernsehen.

    DER ERSTE FALL: Der erste "Tatort" war "Taxi nach Leipzig", der am 29. November 1970 lief. Der Hamburger Hauptkommissar Paul Trimmel (Walter Richter) musste einen deutsch-deutschen Mordfall klären. Der 1000. Tatort heißt ebenfalls "Taxi nach Leipzig".

    DIE ERSTE KOMMISSARIN: Als erste Ermittlerin der Reihe schickt der Südwestfunk (SWF) 1978 Kommissarin Marianne Buchmüller (Nicole Heesters) mit "Der Mann auf dem Hochsitz" ins Rennen. Bis 1980 gibt es drei Folgen.

    GIFTSCHRANK: Einige wenige Folgen dürfen nicht wiederholt werden. Sie haben senderintern einen Sperrvermerk. Die Gründe sind verschieden. So spielen bei "Wem Ehre gebührt" verletzte religiöse Gefühle eine Rolle, bei "Krokodilwächter" die große Brutalität im Film.

    DER MISSGLÜCKTESTE "TATORT": Zu den Tiefpunkten der "Tatort"-Reihe zählen Kritiker die Fälle (1996 - 1998) des Berliner Kommissars Ernst Roiter (Winfried Glatzeder). Aus Kostengründen hatten die Folgen eine billig wirkende Optik. Zudem warf man den Filmen vor, zu sexistisch, brutal oder zu wirr zu sein. Die Quoten waren trotzdem passabel.

    DIE MEISTEN ZUSCHAUER: "Rot - rot - tot" sahen am Neujahrstag 1978 mehr als 26 Millionen Menschen. Das entspricht einer Quote von 65 Prozent. In heutiger Zeit wäre das undenkbar.

    DIE MEISTEN TOTEN: Die Folge "Im Schmerz geboren" mit Ulrich Tukur als Felix Murot stellt einen Leichenrekord in der "Tatort"-Geschichte auf. Experten vom "Tatort-Fundus" zählen 51 Leichen.

    DER VORSPANN: 30 Sekunden mit spannender, hastiger Ohrwurmmusik, zwei Augen in Nahaufnahme, das rechte im Fadenkreuz, ein Mann, der abwehrend die Arme hebt, rennende Beine auf nassem Asphalt und ein Fingerabdruck, dessen Linie den Flüchtenden einkreist.

    Da können die Kurz-Auftritte der „Tatort“-Veteranen wie Karin Anselm, Günter Lamprecht und Hans Peter Hallwachs nur für ein charmantes Wiedersehen sorgen.

    Für die schauspielerische Chemie sorgt neben dem von Bartholomäi als durchgeknallte Type faszinierend gespielten Taxifahrer das Duo Borowski/Milberg und Lindholm/Furtwängler. Job mit Schmerzen erledigt, aber man fragt sich, warum die zwei selbst in Todesangst sich noch siezen. „Klaus, gehen Sie jetzt nicht raus!“ Der Klaus ging trotzdem raus.

    Tatort "Taxi nach Leipzig", Sonntag, 22. Juli 2018, ARD, 20.15 Uhr

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