Erstens kommt es anders, und zweitens als man sowieso denkt. In „Fangschuss“, dem vorherigen Fall aus Münster, verirrten sich 14,56 Millionen Zuschauer – bislang Tatort-Quotenrekord. Nur die Ermittler Stoever und Brockmöller hatten seit Änderung der Quotenmessung mehr Fans.
Da es mit „Schlangengrube“ 2018 nur einen neuen Münsteraner Fall gibt – Friederike Kempter alias Kommissarin Nadeshda Krusenstern erwartet ein Baby –, hätte sich das Autorenteam Stefan Cantz und Jan Hinter wenigstens eine kuriose Geschichte einfallen lassen können.
Kritik: Viel reingepackt in diesen Münster-Tatort
Herausgekommen ist aber wieder nur die fröhliche Kabbelei des arroganten Rechtsmediziners Prof. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) mit dem patenten Hauptkommissar Frank Thiel (Axel Prahl). Blöderweise ist das Drehbuch ziemlich ungeschickt zusammengeschludert. Die Polizistin Krusenstern darf richtiggehend ermitteln, Boerne will sich einen Namen als forensischer Fernsehkoch machen und – jetzt wird es happig – Staatsanwältin Wilhelmine Klemm (Mechthild Großmann) liegt in Dauerfehde mit ihrer beruflichen Widersacherin Frau Ungewitter (Tessa Mittelstaedt).
Hat die Klemm auch etwas mit dem Tod ihrer Nachbarin, der schwer kranken Zoo-Mäzenin Patrizia Merkens (Lilia Lehner), zu tun? Deren samtpfotige Mitbewohner nehmen nämlich Klemms Teppich als Uriniervorlage. Die Staatsanwältin dazu: „Verklagen Sie mal sieben Miezekatzen in diesem Land.“
Es ist einfach zu viel reingepackt in die Geschichte, zumal Boernes Kritik an Thiels Speisegepflogenheiten („degenerierte Geschmacksrezeptoren eines Einmal-Döner“) sich ziemlich schnell erschöpft. Im Gegensatz zu der Zuneigung, die Pinguin Sandy für den Hauptkommissar entwickelt. Der Watschelvogel aus dem Allwetterzoo Münster ist zwar ein Publikumsliebling, tut aber nicht viel für die Krimi-Handlung. Trotzdem ist „Schlangengrube“ eine sichere Miete, was die Einschaltquote angeht.
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