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Welttag des Stotterns: Vorurteile über das Stottern – was stimmt, was ist falsch?

Welttag des Stotterns

Vorurteile über das Stottern – was stimmt, was ist falsch?

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    Bei einer Stotter-Therapie wird mit dem Mund und der Zunge der Laut "L" geformt.
    Bei einer Stotter-Therapie wird mit dem Mund und der Zunge der Laut "L" geformt. Foto: Jens Kalaene, dpa (Symbolfoto)

    Ob zu Hause mit der Familie, in der Arbeit mit Kollegen oder beim Einkaufen mit der Verkäuferin: Es vergeht kaum eine Stunde am Tag, in der wir nicht sprechen. 16.000 Wörter reden wir pro Tag - übrigens unabhängig vom Geschlecht.

    Rund einem Prozent der Deutschen fällt allerdings genau das schwer. Ungefähr 800.000 Stotterer leben in Deutschland. Je nach Intensität des Sprachproblems ringen sie immer wieder mit Wörtern, die nicht so aus dem Mund kommen wollen, wie sie sollen. Immer wieder sind Stotterer deshalb Vorurteilen ausgesetzt. Was stimmt, was nicht? Die Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe klärt auf über fünf Klischees.

    Vorurteil 1 - Das Stottern wird vererbt

    Direkt vererbt wird Stottern nach Angaben der Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe (bvss) nicht. Die Ursachen von Sprachproblemen sind bisher noch nicht ausreichend erforscht. Wissenschaftler gehen aber davon aus, dass betroffene Kinder mit einer Veranlagung zum Stottern geboren werden. Nicht in jedem Fall führt das auch tatsächlich zu einem Sprachproblem - aber es kann.

    Die Veranlagung ist aller Wahrscheinlichkeit nach zu 70 bis 80 Prozent die Ursache für das Stottern. Hinzu kommen Einflüsse aus der Umgebung: aus dem körperlichen, dem psychischen, dem sprachlichen und dem sozialen Bereich.

    Vorurteil 2 - Stottern ist ein Phänomen unserer Zeit

    Schon die Menschen im Mittelalter beschäftigte wohl das Sprachproblem. Tatsächlich gibt es 4000 Jahre alte Schriftstücke, die über stotternde Menschen berichten. Und Stottern macht auch nicht vor Grenzen Halt: Es tritt in allen Kulturen auf.

    Vorurteil 3 - Menschen, die stottern, sind weniger intelligent

    Auf die Intelligenz eines Menschen hat Stottern keinen Einfluss - und fehlende Intelligenz ist auch keineswegs eine Ursache für Sprachprobleme. Dennoch sehen sich viele Stotterer diesem Vorurteil immer wieder ausgesetzt. Häufig sind stotternde Kinder allerdings stiller als Gleichaltrige ohne Sprachproblem.

    Denn wenn Stottern bei einem Kind auftritt, versucht es oft, das Stottern zu vermeiden, indem es weniger spricht. Die Scham, Anstrengung und Frustration beim Sprechen können das Stottern allerdings noch verstärken - ein Teufelskreis.

    Vorurteil 4 - Eltern tragen die Schuld am Stottern ihrer Kinder

    Auf den Wahrheitsgehalt dieser Theorie gebe es keinerlei Hinweise, betont die Bundesvereinigung Stottern und Selbsthilfe. Auf das Stottern ihrer Kinder hätten Eltern keinen Einfluss. Es gebe keine typische "Stotterer"-Persönlichkeit und keine typischen "Stotterer"-Familien.

    Die Ursache des Stotterns liegt aller Wahrscheinlichkeit nach in einer genetischen Veranlagung und weiteren Einflüssen aus dem körperlichen, dem psychischen, dem sprachlichen und dem sozialen Bereich. In den meisten Fällen entsteht Stottern in einer Zeit, in der sich das Kind körperlich, geistig, emotional und sprachlich am schnellsten entwickelt - etwa im Alter von zwei bis fünf Jahren.

    Vorurteil 5 - Ohne Therapie verliert sich das Stottern nie

    Viele Kinder, die Stottern entwickeln, haben davor bereits flüssig gesprochen. Fünf Prozent aller Kinder fangen laut bvss zu stottern an. Vier von fünf stotternden Kindern sprechen demnach bis zur Pubertät wieder flüssig. Bei wem sich das Stottern verliert und bei wem nicht, ist allerdings nicht vorherzusagen. Statistisch gesehen hören Mädchen häufiger mit dem Stottern auf als Jungen.

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