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Interview: Was passiert, wenn man Otto ernste Fragen stellt?

Interview

Was passiert, wenn man Otto ernste Fragen stellt?

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    Otto ist einer der erfolgreichsten Komiker des Landes. Doch auch Künstler. Noch bis 2. September sind im Caricatura Museum Frankfurt 200 seiner Arbeiten zu sehen.
    Otto ist einer der erfolgreichsten Komiker des Landes. Doch auch Künstler. Noch bis 2. September sind im Caricatura Museum Frankfurt 200 seiner Arbeiten zu sehen. Foto: Fabian Sommer, dpa

    Lieber Otto, was halten Sie von der Einstiegsfrage: Herr Waalkes, können Sie auch ernst sein?

    Otto Waalkes: Mein Vorname ist nicht Ernst, sondern Otto. Und der klingt doch schon nicht ganz ernst gemeint.

    Sie mögen diese Frage nicht, weil Sie Ihnen schon tausend Mal gestellt worden ist, oder?

    Otto: Aber selten, bevor ich überhaupt einen einzigen Scherz versucht habe.

    Wann sind Sie richtig ernst?

    Otto: Jetzt zum Beispiel. Voll konzentriert und mit dem nötigen Ernst erwarte ich das Trommelfeuer Ihrer Fragen. Schießen Sie los!

    Sie werden bald 70. Sind Sie zufrieden mit dem, was Sie erreicht haben?

    Otto: Erreicht habe ich noch gar nichts. Der Weg ist das Ziel, wie der alte Konfuzius und der mittlere Franz Beckenbauer zu sagen pflegten.

    Haben Sie sich schon mal bei einem Ostfriesentee mit dem Thema Alter befasst?

    Otto: Eigentlich nicht. Komiker sind zum Glück alterslos, vermutlich weil sie nie erwachsen werden.

    Haben Sie denn eine Pflegeversicherung? Denken Sie manchmal über den Tod nach?

    Otto: Ich komme so selten zum Nachdenken, dass es gerade zum Lebensnotwendigen reicht.

    Sie haben Ihre Karriere ja nicht als Komödiant begonnen… Wären Sie gerne etwas anderes geworden: Rockmusiker, Arzt oder Elektriker?

    Otto: Alles gefährliche Berufe: Elektrizität ist mir unheimlich, seit ich einmal an einem Mikrofon geklebt habe, das nicht geerdet war. Arzt kann ich nicht werden, weil ich kein Blut sehen mag. Und Rockmusiker? Bin ich doch! In diesem Sommer werde ich sogar in Wacken auftreten vor zigtausend Hardrockfans.

    Ihre kürzlich erschienene Biografie heißt „Kleinhirn an alle“. Sie haben gewiss das bekannteste Kleinhirn der Republik. Wie darf man sich das vorstellen?

    Otto: Ich fürchte, ich habe da nie richtig aufgeräumt – das wollte ich mit meiner Ottobiografie endlich nachholen.

    Altert der Humor mit einem Komiker und bekommt auch Falten?

    Der frühe Otto: Der deutsche Komiker während eines Auftritts 1983 in Rendsburg.
    Der frühe Otto: Der deutsche Komiker während eines Auftritts 1983 in Rendsburg. Foto: Wulf Pfeiffer, dpa

    Otto: Komik bekommt keine Falten.

    Hat sich der Humor verändert?

    Otto: Natürlich hat es immer wieder neue komische Ansätze und Möglichkeiten gegeben. Eine wesentliche Erweiterung gab’s um 1970, als der Nonsens in Deutschland salonfähig wurde und reiner Unsinn sogar massenkompatibel. Das war mein Glück.

    Sie treten seit mehr als 40 Jahren mit ähnlich gestrickten Scherzen, Gesten und Hollideridi-Rufen auf und trotzdem füllen Sie noch immer Hallen. Wundert Sie das?

    Otto: Jetzt, wo Sie es sagen! Aber ich gehöre eben zu den Komikern, die ununterbrochen an dem feilen, was sie können. Ich bin kein Kabarettist.

    Wenn Sie in Medien als „Blödel-Otto“ bezeichnet werden, ärgert Sie das?

    Otto: Blödel-Otto: Das ist ein ganz netter Begriff und so schön vieldeutig. Man kann ihn als Attacke oder als Kompliment nehmen. Ich habe mich zu Letzterem entschlossen.

    In „Kleinhirn an alle“ zitieren Sie den Schriftsteller Ferdinand von Schirach: „Alle unsere Erinnerungen sind profan und alle sind heilig.“ Was ist Ihre Lieblingserinnerung und was würden Sie am liebsten vergessen?

    Otto: Tut mir leid, aber da kann ich keine Hitliste aufstellen. Aber natürlich erinnere ich mich lieber an den Erfolg meines ersten Films als an den Hotelbrand in Las Vegas.

    Den Brand 1980 überlebten Sie nur knapp. Und „Otto – Der Film“ sahen alleine im Jahr 1985 rund 14,5 Millionen Menschen in Deutschland.

    Otto: Genau.

    Ihr „Ottifant“ ist ebenfalls ein Riesenerfolg. Wie kamen Sie auf die Idee?

    Wie sieht Otto eigentlich unter der Baseballkappe aus? So! Waalkes Ende 2014 während seiner Auszeichnung mit dem Großen Verdienstkreuz des Landes Niedersachsen.
    Wie sieht Otto eigentlich unter der Baseballkappe aus? So! Waalkes Ende 2014 während seiner Auszeichnung mit dem Großen Verdienstkreuz des Landes Niedersachsen. Foto: Ingo Wagner, dpa

    Otto: Der Ottifant ist ein missglücktes Selbstporträt. Sagt zumindest die Legende, und Legenden sollte man nicht widersprechen.

    Was halten Sie von der These: Bayern sind die besseren Ostfriesen?

    Otto: Bayern, das ist mir zu pauschal. Es gibt Oberbayern und Unterbayern, es gibt Oberfranken und Unterfranken, und es gibt sogar Schwaben in Bayern. Womöglich sind das die allerbesten Ostfriesen.

    Hat sich Ihr Publikum eigentlich über die Jahre verändert?

    Otto: Ist mir nicht so aufgefallen. Es stimmt allerdings, dass es im Schnitt jünger geworden ist während der letzten Tourneen. Vermutlich dürfen Kinder heute länger aufbleiben.

    Wie unterscheidet sich der private Otto von der Figur auf der Bühne?

    Otto: Kaum. Ich habe nie angefangen, mich zu verstellen. Damit habe ich mir allerhand Anstrengungen erspart.

    Und warum beantworten Sie keine politischen Fragen?

    Otto: Das ist mir zu privat. Und Meinungen gibt’s doch schon genug auf der Welt.

    Wenn ich nun doch eine politische Frage stelle?

    Otto: Dann werde ich mich bemühen zu antworten.

    Wen schätzen Sie mehr: Angela Merkel oder Horst Seehofer?

    Otto: Merkel oder Seehofer? Das ist ja wie früher: Beatles oder Rolling Stones? Meinen Sie jetzt menschlich oder politisch? Beides? Da komme ich ja total durcheinander. Also, ich würde sagen: Merhofer – ne, Seekel... Ja, die beiden haben doch viel gemeinsam. Ist Ihnen das schon mal aufgefallen, dass beide so was Wässriges im Namen haben? See oder Meer? Ach, da kann ich mich einfach nicht entscheiden. Aber im Zweifelsfall: The Beatles.

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