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Harvey Weinstein: Weinstein Company hebt Schweigevereinbarungen auf - Insolvenzantrag

Harvey Weinstein

Weinstein Company hebt Schweigevereinbarungen auf - Insolvenzantrag

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    Dem Produzenten Harvey Weinstein wird vorgeworfen, mehr als hundert Frauen belästigt, manche gar vergewaltigt zu haben. Nun muss seine Filmfirma Insolvenz anmelden.
    Dem Produzenten Harvey Weinstein wird vorgeworfen, mehr als hundert Frauen belästigt, manche gar vergewaltigt zu haben. Nun muss seine Filmfirma Insolvenz anmelden. Foto: Guillaume Horcajuelo, dpa (Archiv)

    Der Skandal um den gestürzten Hollywood-Mogul Harvey Weinstein treibt nun wohl auch das von ihm gegründete Filmstudio in die Pleite. Nachdem ein geplanter Verkauf des Unternehmens gescheitert war, will die Weinstein Company Insolvenz beantragen, wie sie am Sonntag (Ortszeit) ankündigte. Der Vorstand habe "keine andere Wahl, als den einzigen Weg zu gehen, der den Restwert der Firma maximiert: Eine geregelte Insolvenz", hieß es in einer Mitteilung, aus der mehrere US-Medien zitierten.  

    Weinstein Company entließ Harvey Weinstein im Oktober

    Die von zahlreichen namhaften Schauspielerinnen vorgebrachten Vorwürfe sexueller Übergriffe gegen den einst übermächtigen Filmmogul Weinstein haben damit nicht nur ihn zu Fall gebracht, sondern jetzt auch seine Firma. Weinstein war im Oktober von seinem Studio entlassen worden. Er hat in der Vergangenheit Fehlverhalten eingeräumt, aber Vorwürfe von nicht-einvernehmlichem Sex wiederholt zurückgewiesen. Derzeit soll er sich in einer Therapie befinden.

    Der geplante Verkauf des Studios an eine Investorengruppe war vor zwei Wochen gescheitert, nachdem der oberste New Yorker Staatsanwalt Eric Schneiderman eine erneute Klage gegen die Firma und ihre Chefetage inklusive Weinstein angestrengt hatte. Die Führungskräfte des Studios hätten es wiederholt nicht vermocht, die Angestellten vor "unablässiger sexueller Belästigung, Einschüchterung und Diskriminierung" durch Weinstein zu schützen, hieß es in der Klage.

    Der Fall Harvey Weinstein und seine Folgen 2017

    5. Oktober 2017: Ein Artikel der New York Times bringt den Stein ins Rollen: Ashley Judd und weitere Schauspielerinnen werfen Weinstein darin sexuelle Belästigung vor. Weinsteins Anwalt spricht von Verleumdung, der Produzent wolle juristisch gegen das Blatt vorgehen.

    8./9. Oktober 2017: Sein eigenes Filmstudio, The Weinstein Company, habe den Hollywood-Mogul entlassen, erklären dessen Direktoren. Prominente wie Meryl Streep, Judi Dench und Hillary Clinton distanzieren sich - ebenso wie Weinsteins Ehefrau Georgina Chapman.

    12. Oktober 2017: Die Polizei in New York will bereits abgeschlossene Ermittlungen gegen Weinstein neu aufrollen.

    14. Oktober 2017: US-Medien berichten, die Oscar-Akademie habe Weinstein nach einer Dringlichkeitssitzung aus dem Verband ausgeschlossen.

    15. Oktober 2017: Scotland Yard in London ermittle wegen sexueller Übergriffe gegen den Produzenten, berichten Medien. Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron will ihm den Titel "Ritter der Ehrenlegion" entziehen, der Weinstein 2012 verliehen worden war.

    16. Oktober 2017: Mit dem Hashtag #MeToo haben sich bereits Zehntausende Frauen im Internet als Opfer sexueller Übergriffe zu erkennen gegeben - ausgelöst durch einen Tweet der Schauspielerin Alyssa Milano.

    17. Oktober 2017: Medien berichten, der Produzent sei als Verwaltungsrat der Weinstein Company zurückgetreten.

    19. Oktober 2017: Die Polizei in Los Angeles nimmt Ermittlungen auf. Das britische Filminstitut entzieht Weinstein die Ehrenmitgliedschaft.

    30. Oktober 2017: Der Verband der US-Filmproduzenten schließt Weinstein aus der Producers Guild of America aus.

    7. November 2017: Der Produzent soll private Sicherheitsfirmen engagiert haben, um Informationen über seine mutmaßlichen Opfer zu sammeln und weitere negative Artikel zu stoppen, berichtet das Magazin The New Yorker. Auch Journalisten seien ins Visier geraten.

    10. November 2017: Die Staatsanwaltschaft in Los Angeles will ein Team von Sonderermittlern einsetzen, um Fälle von sexueller Belästigung in der Filmbranche aufzuklären. Zuvor waren Vorwürfe gegen weitere US-Stars laut geworden - darunter Dustin Hoffmann und Kevin Spacey, der Komiker Louis C.K. sowie der Regisseur James Toback.

    12. November 2017: Bei einem Protestmarsch in Hollywood demonstrieren Hunderte gegen sexuelle Gewalt und Belästigung am Arbeitsplatz.

    Weinstein Company: Staatsanwalt erhob Klage, um den Verkauf zu verhindern

    Daraufhin zogen sich die Investoren um die Unternehmerin Maria Contreras-Sweet, die unter dem früheren US-Präsidenten Barack Obama als ranghohe Beamtin gearbeitet hatte, von den Gesprächen zurück. Sie hatten zuvor rund 500 Millionen Dollar für die Firma geboten. Schneiderman erhob die Klage explizit, um den Verkauf des Studios zu verhindern. Er habe "stichhaltige Gründe" zu der Annahme, dass ein Verkauf der Firma Weinsteins Opfer ohne ausreichende Entschädigung zurücklassen würde, teilte er mit.

    Eine weitere Wendung nahm die Geschichte um die Weinstein Company, als das Studio vor gut einer Woche seinen Präsidenten David Glasser entließ. Gründe dafür wurden nicht genannt. Wäre der Verkauf der Firma wie geplant abgelaufen, wäre er Chef des neuen Studios geworden. Wie die Los Angeles Timesberichtet, hat Glasser seinen Ex-Arbeitgeber wegen unberechtigter Kündigung verklagt.

    Die Weinstein-Enthüllungen im vorigen Herbst hatten die #MeToo-Debatte ausgelöst - eine weltweite Bewegung, bei der Hunderttausende Betroffene über eigene Erfahrungen berichten und Missbrauchsvorwürfe öffentlich machen.

    Rose McGowan twittert zynischen Geburtstagsgruß an Harvey Weinstein

    Die US-Schauspielerin Rose McGowan hat einen bedrohlich klingenden Geburtstagsgruß an den Filmproduzenten Harvey Weinstein gesendet. "Alles Gute zum Geburtstag, Harvey Weinstein", sagt sie in einem via Twitter verbreiteten Video, das sie in der Nacht zum Dienstag (Ortszeit) postete. "Ich habe dir gesagt, dass wir dich holen kommen." Die 44-Jährige wirft Weinstein vor, sie vor 20 Jahren vergewaltigt zu haben. Der Filmproduzent wurde am Montag 66 Jahre alt.

    "Ich habe dir vor zwanzig Jahren gesagt, dass wir dich holen kommen, falls du das einem anderen Mädchen oder einer anderen Frau antust", führte sie weiter aus. "Dass ich dich holen komme. Alles Gute zu deinem verdammten Geburtstag. Von uns allen. Wir gewinnen." Ihre Botschaft beendete sie mit einem ironischen Augenzwinkern. Eine Twitternutzerin kommentierte, sie habe das Gefühl, McGowan imitiere mit ihrer Mimik Weinsteins Flirtverhalten. 

    McGowan war eine der ersten Frauen, die Weinstein Vergewaltigung und sexuelle Übergriffe vorwarfen. Die Vorwürfe kosteten den mächtigen Filmproduzenten seinen Status als Hollywood-Mogul.

    Sexuelle Übergriffe: Weinstein-Filmstudio hebt Schweigevereinbarungen auf

    Weinsteins frühere Firma entließ laut Mitteilung vom Montag alle Mitarbeiter mit sofortiger Wirkung aus Schweigevereinbarungen, die Opfer und Zeugen daran hindern sollten, über sexuelle Übergriffe des Produzenten zu sprechen.

    "Seit Oktober wurde berichtet, dass Harvey Weinstein Geheimhaltungsvereinbarungen als geheime Waffe benutzt hat, um Menschen zum Schweigen zu bringen, die Anschuldigungen gegen ihn erheben", heißt es in einem Statement der Weinstein Company, aus dem US-Medien seit Montag (Ortszeit) zitieren. Diese Vereinbarungen endeten "mit sofortiger Wirkung".

    Der oberste New Yorker Staatsanwalt Eric Schneiderman bezeichnete die Erklärung der Weinstein Company als "Wendepunkt in den Bemühungen, die zerstörenden Wirkungen von sexuellem Fehlverhalten am Arbeitsplatz anzusprechen". Die Aufhebung der Geheimhaltungsvereinbarungen werde "endlich diejenigen zu Wort kommen lassen, die zu lange mundtot gemacht worden sind". (dpa)

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