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Feuerwehr: Wie Ziegen in Portugal Waldbrände bekämpfen sollen

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Wie Ziegen in Portugal Waldbrände bekämpfen sollen

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    Ziegenhirte Fernando Moura in der Serra da Estrela: Der 49-Jährige treibt seine Herde täglich im Auftrag der Regierung durch den Nationalpark.
    Ziegenhirte Fernando Moura in der Serra da Estrela: Der 49-Jährige treibt seine Herde täglich im Auftrag der Regierung durch den Nationalpark. Foto: Francisco Leong, afp

    Zur Waldbrandverhütung setzt Portugal auf insgesamt 40 Ziegenherden: Die Tiere sollen das Gras- und Buschland abfressen und so natürliche Brandschneisen schaffen. Der Einsatz der Ziegen-Feuerwehr wurde von der Regierung beschlossen, nachdem immer wieder verheerende Waldbrände das Land heimgesucht hatten. Im August etwa waren im Hinterland der Algarve-Küste, in der Umgebung des Ortes Monchique, 28.000 Hektar Wald abgebrannt. Im Jahr 2017 kamen in Portugal bei den schlimmsten Waldbränden der letzten Jahrzehnte 115 Menschen um.

    Meckern ist bei der Arbeit der ungewöhnlichen Feuerwehr ausdrücklich erwünscht. Besonders wenn die Leitziege im Morgengrauen die Herde zusammenruft und aus dem Stall ins Einsatzgebiet führt. „Wenn eine Ziege nicht meckert, geht es ihr nicht gut“, lautet eine Weisheit der Ziegen-Hirten. Seit einigen Monaten arbeiten sie sich mit fast 5000 Ziegen durch Portugals trockene Wälder und Graslandschaften.

    Ein wissenschaftlicher Pilotversuch rund um das Dorf Santa Maria da Feira im Hinterland der Stadt Porto bewies, wie effektiv die Ziegen-Feuerwehr sein kann. 26 Tiere unter Führung der Leitziege Genoveva vertilgten dort tonnenweise Gräser und trugen dazu bei, dass es dort in diesem Jahr keine größeren Waldbrände gab. „Die Ergebnisse sind sehr positiv“, sagte die Wissenschaftlerin Ana Catarina Fontes, die den Fressfortschritt der Testherde aus der Luft mit einer Drohne überwachte. Der Einsatz der Ziegen, deren Nutzen für die Landschaftspflege im 21. Jahrhundert vielerorts in Vergessenheit geriet, ist für den Staat eine sehr günstige Brandschutzmaßnahme: Rund 3,5 Millionen Euro stellte die portugiesische Regierung bis zum Jahr 2022 für die Unterhaltung und den weiteren Ausbau der Ziegenherden bereit. Wenig verglichen mit jenen 27 Millionen Euro, die alleine für die Anschaffung eines neuen Canadair-Löschflugzeuges ausgegeben wurden. Wobei: Ohne Feuerbekämpfung aus der Luft geht es in Portugals leicht entzündlichen Eukalyptus- und Kiefernwäldern nicht.

    Die Ziegen-Feuerwehr hat viele Vorteile

    Portugals Ziegen-Feuerwehr hat aber noch einen Vorteil: Die Tiere kommen ohne Probleme ins schwer zugängliche Bergland – also dorthin, wo Einsatzfahrzeuge kaum oder gar nicht hinkommen. Gerade in unwegsamem Gelände seien Ziegen sehr viel effektiver als Bulldozer oder Waldarbeiter, sagt daher auch ein Sprecher der portugiesischen Naturschutzbehörde.

    Früher, berichtet der portugiesische Hirte Fernando Moura, seien hunderte von Ziegenherden im ländlichen Portugal unterwegs gewesen und hätten für eine natürliche Stutzung der Vegetation gesorgt. Doch mit der Landflucht der Menschen und dem schleichenden Niedergang der Landwirtschaft sei das bergige Hinterland zunehmend sich selbst überlassen worden. Verwilderte Wälder und hochgewachsene Busch- und Graslandschaften begünstigten in Portugal aber immer wieder eine rasend schnelle Ausbreitung von Bränden.

    Fernando Moura treibt seine Herde täglich im Auftrag der Regierung durch den bis zu 2000 Meter hohen Gebirgszug Serra da Estrela. Ein Nationalpark, der etwa hundert Kilometer östlich der Universitätsstadt Coimbra liegt und in dem 2017 ein schwerer Brand wütete. Rund 120 Euro bekommt Moura vom Staat für jeden Hektar, den seine Tiere abgegrast haben. Er lebt hauptsächlich vom Verkauf von Ziegenmilch, Käse und Fleisch.

    Der Ziegeneinsatz in besonders gefährdeten Gebieten sei nur einer von vielen notwendigen Schritten, um neue Feuerkatastrophen zu verhindern, sagt Tiago Oliveira, Chef der staatlichen Anti-Waldbrand-Kommission. Weitere Maßnahmen, wie etwa eine bessere Bewirtschaftung der Wälder, müssten unbedingt folgen. Nach den katastrophalen Buschfeuern der vergangenen Jahre, die oft erst nach Wochen unter Kontrolle gebracht werden konnten, sei allen klar geworden, wie wichtig die Brandvorbeugung sei, sagt Oliveira. „Denn es ist keine Lösung, allein auf das Löschen zu vertrauen.“

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