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Silvester in Deutschland: Zwei Tote und Angriffe auf Helfer: Die Bilanz der Silvesternacht

Silvester in Deutschland

Zwei Tote und Angriffe auf Helfer: Die Bilanz der Silvesternacht

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    Feuerwerk gehört für viele zu Silvester dazu. Fehlgezündete Böller oder Raketen, die nicht wie geplant nach oben schießen, können aber zu schweren Verletzungen führen.
    Feuerwerk gehört für viele zu Silvester dazu. Fehlgezündete Böller oder Raketen, die nicht wie geplant nach oben schießen, können aber zu schweren Verletzungen führen. Foto: Florian Schuh, dpa-tmn (Symbolfoto)

    Millionen Menschen in Deutschland sind mit fröhlichen Silvesterpartys und knallbuntem Feuerwerk ins Jahr 2018 gestartet. Bei der größten Silvesterparty Deutschlands am Brandenburger Tor in Berlin feierten mehrere Hunderttausend. Hier und in weiteren Großstädten wurden nur vereinzelt sexuelle Übergriffe auf Frauen gemeldet. Zwei junge Männer in Brandenburg starben in der Silvesternacht bei Unfällen mit Böllern, zahlreiche weitere Menschen wurden durch - oftmals illegale - Knaller verletzt. 

    Ein 35 Jahre alter Mann erlag in Gusow bei Frankfurt/Oder beim Böllern trotz sofortiger Erster Hilfe seinen schweren Verletzungen. In Kleinmachnow bei Potsdam starb ein 19-Jähriger: Er wollte nach Polizeiangaben selbstgebautes Feuerwerk zünden und wurde am Kopf getroffen. Auf einer Silvesterfeier im niedersächsischen Löningen wurde ein 22-Jähriger lebensgefährlich verletzt, als ein Böller zu früh an seinem Gesicht explodierte. 

    Ein 14-jähriges Mädchen im thüringischen Triptis muss laut Polizei um sein Augenlicht fürchten, nachdem ein Böller in eine Menschengruppe geworfen wurde. Die Wucht der Explosion habe ihr die Brille "weggesprengt". Bei dem Sprengkörper soll es sich Ermittlungen zufolge um einen verbotenen sogenannten Polen-Böller handeln. Im Unfallkrankenhaus Berlin war das Team der Handchirurgie durchgehend in drei Operationssälen im Einsatz. Mindestens fünf Patienten hätten schwere Amputationsverletzungen durch Böller erlitten.

    Ein zwölfjähriges Mädchen ist in Salzgitter angeschossen und schwer verletzt worden. Das Kind schwebe aber nicht in Lebensgefahr, teilte die Polizei mit. Wegen eines versuchten Tötungsdelikts werde gegen einen 68-jährigen Verdächtigen ermittelt. "Ob es ein Unfall war oder vorsätzlich, können wir im Moment nicht sagen", erklärte Polizeisprecher Matthias Pintak. "Wir stehen noch am Anfang der Ermittlungen." Zunächst war von drei Verdächtigen die Rede. Der Tatverdacht gegen die anderen beiden Männer habe sich aber nicht erhärtet, teilte die Polizei am Montagabend mit.

    In München sind vier Buben am Neujahrstag beim Zünden eines Böllers verletzt worden. Sie erlitten Verbrennungen an den Händen und Knalltraumata. Einer von ihnen verletzte sich außerdem im Brustbereich. Alle vier wurden ins Krankenhaus gebracht. Die Mutter der Geschwister erlitt einen Schock und musste ebenfalls behandelt werden.

    Polizisten in Leipzig mit Böllern und Steinen angegriffen

    Randalierer in Leipzig attackierten Polizisten in der Silvesternacht mit Böllern und Steinen. Über Lautsprecher hätten die Beamten die Angreifer verwarnt, erklärte die Polizei. Da sich diese weiterhin widersetzt hätten, habe man Wasserwerfer eingesetzt. Mehrere Personen wurden wegen schweren Landfriedensbruchs in Gewahrsam genommen. Leipzig war in den vergangenen Jahren immer wieder mal Schauplatz von Krawallen der linksextremen Szene.

    In Leipzig ist es in der Silvesternacht zu Ausschreitungen gekommen.
    In Leipzig ist es in der Silvesternacht zu Ausschreitungen gekommen. Foto: Sebastian Willnow, dpa

    An weiteren Orten gab es Angriffe auf Rettungskräfte: Die Besatzung eines Rettungswagens der Berliner Feuerwehr wurde am Neujahrsmorgen von Unbekannten mit Schusswaffen bedroht. Feuerwehrleute alarmierten die Polizei, diese stellte zwei scharfe Schusswaffen sicher. Die Feuerwehr Berlin nannte am Morgen die Zahl von acht Angriffen auf Einsatzkräfte und 57 Angriffen auf Einsatzfahrzeuge mit erheblichen Sachschäden - dies mache "sehr nachdenklich und betroffen". Bundesinnenminister Thomas de Maizière schickte eine Dankesbotschaft an die vielen Einsatzkräfte: "Statt selbst zu feiern haben Sie gearbeitet, damit andere feiern konnten."

    Am Brandenburger Tor unterhielten Stars wie Oli P. und Conchita die Besucher. Um 0.00 Uhr erleuchtete ein riesiges Feuerwerk den Nachthimmel. Auch in Hamburg feierten die Menschen laut Polizei meist friedlich. Rund um die Landungsbrücken und den Jungfernsteig zählte die Feuerwehr in der Hansestadt Zehntausende. 

    Allzu dick anziehen mussten sich die Feiernden draußen nicht: An vielen Orten war es zum Jahreswechsel fast schon frühlingshaft. Am Silvesternachmittag wurde im badischen Rheinfelden mit 16,1 Grad am Rekord gekratzt. Wärmer war es an Silvester zuletzt 1961.

    Die Festmeile vor dem Brandenburger Tor.
    Die Festmeile vor dem Brandenburger Tor. Foto: Britta Pedersen (dpa)

    Auf der Domplatte in Köln herrschte vor einer Konzertbühne der Polizei zufolge eine entspannte Atmosphäre. Beim Jahreswechsel vor zwei Jahren waren am Kölner Hauptbahnhof viele Frauen sexuell bedrängt und beraubt worden, die Vorkommnisse machten weltweit Schlagzeilen. Diesmal gab es in Nordrhein-Westfalen laut Polizei kaum Probleme mit großen Gruppen junger Männer. 

    In ganz NRW seien in der Silvesternacht 16 Straftaten angezeigt worden, die aus Gruppen von mindestens drei Personen heraus verübt wurden, wie das Amt für Zentrale Polizeiliche Dienste mitteilte. Im vergangenen Jahr gab es noch 38 solcher Delikte. Insgesamt habe die Polizei in NRW 41 (Vorjahr: 25) Anzeigen wegen Sexualdelikten aufgenommen - darunter aber auch sexuelle Beleidigungen.

    Bei der großen Silvesterparty auf der Festmeile am Brandenburger Tor gab es nach Polizeiangaben vom Montagmorgen zehn Fälle von sexueller Belästigung. Sieben Personen seien in Gewahrsam genommen worden. Erstmals gab es auf der Festmeile ein Zelt für Frauen, die sexuell belästigt wurden, mit geschulten Helfern des Roten Kreuzes. In München sei "gar nichts" Derartiges gemeldet worden, sagte ein Polizeisprecher am Montagmorgen. Die Erfahrung zeige aber, "dass so etwas oft erst ein, zwei Tage später angezeigt wird".

    Salzgitter: Zwölfjähriges Mädchen in Silvesternacht angeschossen

    Ein unbekannter Autofahrer soll am frühen Neujahrsmorgen in der Düsseldorfer Innenstadt versucht haben, Gäste und Türsteher einer Diskothek gezielt zu überfahren. Ein Mann wurde von dem Auto erfasst und schwer verletzt. Er schwebte zeitweise sogar in Lebensgefahr, wie die Polizei mitteilte. Der Autofahrer floh. Die Polizei ermittelt im Fall eines versuchten Tötungsdelikts: Vieles deute darauf hin, dass der Mann die Menschengruppe vorsätzlich anfahren wollte.

    Als eines der ersten Babys des neuen Jahres kam der kleine Alvin Karl in Hagenow in Mecklenburg-Vorpommern zur Welt. Sieben Minuten nach Mitternacht wurde der 3950 Gramm schwere und 54 Zentimeter große Junge geboren, wie Hebamme sagte. Die 36-jährige Mutter und ihr Sohn seien beide gesund und wohlauf.

    Schon Stunden vor den Feiern in Deutschland hatte das Jahr 2018 in vielen Teilen der Welt bereits begonnen. Zuerst war es im Pazifik um 11 Uhr MEZ so weit, später begrüßte Australien mit einem spektakulären Feuerwerk in Regenbogenfarben in Sydney das neue Jahr.

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