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Affenpocken: Erste Affenpocken-Fälle in Deutschland: Wie gefährlich ist das Virus?

Affenpocken

Erste Affenpocken-Fälle in Deutschland: Wie gefährlich ist das Virus?

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     Eine Frau arbeitet im Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München. Das Institut hat auch erstmals in Deutschland bei einem Patienten das Affenpockenvirus zweifelsfrei nachgewiesen.
    Eine Frau arbeitet im Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München. Das Institut hat auch erstmals in Deutschland bei einem Patienten das Affenpockenvirus zweifelsfrei nachgewiesen. Foto: Martin Bühler/Bundeswehr, dpa

    Die Corona-Pandemie hat viele Menschen sehr sensibel für das Thema Viruserkrankungen gemacht. Nun gibt es Meldungen über gehäufte Auftreten eines anderen Virus: die Affenpocken. Auch in Deutschland wurden jüngst die ersten Fälle bekannt. Neben dem ersten Patienten in München, der laut bayerischem Gesundheitsministerium an der milderen westafrikanischen Virusvarianten leidet, sind jetzt auch zwei Affenpocken-Infektionen in Berlin bestätigt. Experten gehen davon aus, dass die Zahl der Fälle weiter steigen wird. Doch was sind Affenpocken überhaupt, wie ansteckend sind sie und vor allem: wie gefährlich? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

    Was sind die Affenpocken?

    Der Affenpocken-Erreger ist verwandt mit dem Pocken-Virus, aber deutlich harmloser. Das Virus wurde erstmals 1958 in einem dänischen Labor bei Affen nachgewiesen. Experten vermuten aber, dass der Erreger eigentlich in Hörnchen und Nagetieren kursiert. Die "echten" Pocken galten lange Zeit als eine der gefährlichsten Krankheiten überhaupt für den Menschen. Das Pocken-Virus ist hochansteckend und verläuft Schätzungen von Fachleuten zufolge in rund 30 Prozent der Fälle tödlich. Bis heute gibt es kein Heilmittel. Nur durch ein konsequentes Impfprogramm gelang es, das Virus auszurotten. 1979 wurde die Welt von der Weltgesundheitsorganisation WHO für pockenfrei erklärt. Der letzte Fall in Deutschland wurde im Jahr 1972 erfasst.

    Wie werden die Affenpocken übertragen?

    Das Affenpocken-Virus ist auch auf den Menschen übertragbar. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) geschieht das durch den Kontakt mit infizierten Tieren oder tierischem Blut und Sekreten. Andere Übertragungswege sind denkbar über das Essen infizierten Affenfleischs sowie Tröpfcheninfektion. Das Virus gelangt aus den Pusteln (Pocken) Erkrankter in Wunden oder die Augen von Kontaktpersonen. Auch das Einatmen von Tröpfchen mit Partikeln des Erregers ist ein theoretisch möglicher Weg.

    Wie ansteckend ist das Affenpocken-Virus unter Menschen?

    Eigentlich gilt das Virus als wenig ansteckend. Eine Übertragung erfolgt nur über intensiven körperlichen Kontakt. Bei der aktuellen Infektionshäufung sind die detaillierten Infektionsketten noch weitgehend unklar. Eine Übertragung über Aerosole hält der Virologe Stephan Becker von der Uni Marburg derzeit für unwahrscheinlich: "Dann wäre das Ausbreitungsmuster anders." Infektionsketten zwischen Menschen seien aber ungewöhnlich und müssten eng überwacht werden. Ein erhöhtes Infektionsrisiko haben Haushaltsmitglieder und Berufstätige im Gesundheitswesen. Am stärksten für eine Infektion gefährdet sind nach Angaben des Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für sexuell übertragbare Krankheiten (STI) Menschen, die sexuelle Kontakte zu vielen verschiedenen Personen haben.

    Bei den aktuell erfassten Fällen sind in der Mehrheit Männer betroffen, die Sexualkontakte zu anderen Männern hatten. Das Virus scheine sich derzeit vor allem zwischen homo- oder bisexuellen Männern auszubreiten, sagte Becker. Intimkontakt ist aber nur eine Möglichkeit der Übertragung - es sei womöglich Zufall, dass das Virus zunächst in diesen Personenkreis getragen wurde und dann vor allem dort weiter kursierte. Die Deutsche Aidshilfe warnte angesichts der Affenpocken-Fälle bei schwulen Männern vor falschen Schlussfolgerungen und Stigmatisierung: Es gebe zwar oberflächliche Ähnlichkeiten zu HIV, aber in vielen anderen Punkten passe der Vergleich nicht“, sagte Aidshilfe-Sprecher Holger Wicht.

    Wie gefährlich ist das Affenpocken-Virus?

    Gesundheitsbehörden zufolge verursacht das Affenpocken-Virus meist nur milde Symptome wie anfangs Fieber, Husten, Kopf-, Muskel- oder Rückenschmerzen sowie geschwollene Lymphknoten. Später kommt es meist zur Bildung von Pusteln, die jucken können. Das beginnt häufig im Gesicht und breitet sich auf weitere Körperteile aus. Im Gegensatz zu den Pocken erholen sich laut RKI mit Affenpocken erkrankte Menschen in den allermeisten Fällen innerhalb weniger Wochen wieder. Das RKI bewertet die Prognose als günstig. Schwere Fälle oder Todesfälle seien sehr vereinzelt bei sehr jungen oder immungeschwächten Menschen möglich. Der Infektiologe Leif Erik Sander von der Berliner Charité beschrieb die Affenpocken bei Twitter als weniger krankmachend als die Pocken, es sei aber „dennoch eine ernste und in Einzelfällen tödliche Erkrankung“.

    Warum werden gerade jetzt so viele Infektionen mit Affenpocken gemeldet?

    Affenpocken-Infektionen beim Menschen waren bislang vor allem aus Regionen West- und Zentralafrikas bekannt. Der erste Fall einer Affenpocken-Infektion beim Menschen ist 1970 im Kongo registriert worden. Außerhalb von Afrika wurden Affenpocken-Infektionen beim Menschen bisher erst ganz wenige Male nachgewiesen. Insofern ist die Ausbreitung auch in westlichen Ländern derzeit ungewöhnlich. In den vergangenen beiden Tagen haben ständig neue Länder erste Fälle der Affenpocken gemeldet. Experten gehen davon aus, dass der Erreger schon längere Zeit unbemerkt im Umlauf war. Durch die gestiegene Aufmerksamkeit bei der Bevölkerung und bei Medizinern ist mit weiterhin vermehrten Nachweisen zu rechnen. Das Friedrich-Loeffler-Institut teilte mit: "Die jetzt außerhalb Afrikas auftretenden Fälle sind schon ungewöhnlich und müssen genau untersucht und eine etwaige weitere Verbreitung genau beobachtet werden." Hintergrund der vermehrten Infektionen könnte auch eine mögliche Mutation des Virus sein.

    Die WHO rief zu einer rigorosen Verfolgung aller Kontakte von Betroffenen auf. Kliniken und Bevölkerung müssten dafür sensibilisiert werden, einen ungewöhnlichen Hautausschlag von Fachpersonal begutachten zu lassen. Erhärte sich der Verdacht auf Affenpocken, sollten Patienten isoliert werden. Experten zufolge hat sich die weltweite Zahl der nachgewiesenen, wahrscheinlichen und vermutlichen Fälle von Affenpocken in den vergangenen fünf Jahrzehnten mehr als verzehnfacht. Als möglichen Grund nennen die Forschenden einen nachlassenden Immunschutz nach dem Stopp der Pockenimpfungen 1980.

    Gibt es eine Impfung oder ein Medikament gegen Affenpocken?

    Ein Heilmittel gegen die Affenpocken gibt es nicht. Behandelt werden nur die Symptome oder mögliche bakterielle Sekundärinfektionen. Eine spezielle Impfung gegen Affenpocken gibt es ebenfalls nicht. Medizinhistorischen Daten zufolge schützt aber eine Pockenimpfung, wie sie lange Jahre in Deutschland Pflicht war, lebenslang gut vor den Affenpocken. Eine Impfung mit diesem Pocken-Impfstoff gilt daher als mögliche Maßnahme, um Kontaktpersonen von Infizierten zu schützen. Großbritannien hat einem Bericht der BBC zufolge bereits Pocken-Impfstoff gekauft. (mit dpa)

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