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"And Just Like That": Serientod in Folge 1: So geht Peloton mit dem Sportunfall von Mr. Big um

"And Just Like That"

Serientod in Folge 1: So geht Peloton mit dem Sportunfall von Mr. Big um

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    Vom einstigen Quartett sind drei übrig geblieben: (von links) Miranda (Cynthia Nixon), Carrie (Sarah Jessica Parker) und Charlotte (Kristin Davis).
    Vom einstigen Quartett sind drei übrig geblieben: (von links) Miranda (Cynthia Nixon), Carrie (Sarah Jessica Parker) und Charlotte (Kristin Davis). Foto: Sky, dpa

    Die Freude über das Wiedersehen dauert nur kurz. In „And Just Like That“, der Fortsetzung der Kult-Serie „Sex and the City“, die in Deutschland auf Sky läuft, taucht neben Carrie Bradshaw auch Mr. Big wieder auf, der inzwischen geläuterte Macho und über 94 Episoden On- und Off-Traummann der Hauptprotagonistin. Das Paar, so scheint es, hat sich endlich gefunden und ist glücklich verheiratet. Doch schon am Ende der ersten Episode liegt Mr. Big tot am Boden.

    Der dramatische Abgang des sympathischen Zigarrenrauchers ist ein schwerer Schlag für Carrie, die von der Schauspielerin Sarah Jessica Parker dargestellt wird. Mindestens so groß dürfte der Schock bei der Erstausstrahlung am vergangenen Donnerstag aber bei der Fitnessfirma Peloton gewesen sein. Auf deren High-Tech-Indoor-Bike wird der Investmentbanker nämlich während seiner tausendsten Trainingseinheit von einem Herzinfarkt ereilt und aus dem Leben gerissen. Kurz darauf stürzten die Aktien des lange gehypten Unternehmens um zeitweise mehr als 15 Prozent ab.

    "And Just Like That" - wie die Story von "Sex and the City" weiterentwickelt wird

    Aus Sicht der Drehbuchautoren macht der Peloton-Plot in mehrfacher Hinsicht Sinn: Immerhin 17 Jahre nach dem Ende der Erfolgsserie „Sex and the City“ versuchen sie, nicht nur die Alterung der handelnden Personen, sondern auch die gesellschaftliche Entwicklung der Zwischenzeit abzubilden. Die einstige Kolumnistin Carrie macht nun einen Podcast, ihre Freundin Miranda Hobbs (dargestellt von Cynthia Nixon, die sich im echten Leben zwischenzeitlich vergeblich um das New Yorker Gouverneursamt bewarb) kehrt als Anwältin an die Uni zurück, wo sie mit der Me-Too- und der Black-Lives-Matter-Bewegung konfrontiert wird, und Mr. Big (dargestellt von Chris Noth) hat sich, wie viele Amerikaner während der Corona-Pandemie, ein Peloton-Trainingsrad gekauft, um zuhause überzählige Pfunde abzustrampeln.

    Amerikanische Fernsehkritiker sind von der hölzernen Handlung wenig begeistert. Doch Peloton hat nun erst einmal den Schaden. „HBO hat uns vorher den Kontext der Szene nicht wissen lassen“, moniert eine Firmensprecherin. Ihr zufolge wusste das Unternehmen weder, welches tragische Schicksal Mr. Big auf ihrem Bike ereilen würde, noch, dass er in dem Film den Anweisungen der virtuellen Peloton-Trainerin Jess King folgen würde. Unterschiedlichste Formen des Product-Placements sind in amerikanischen TV- oder Streaming-Serien weit verbreitet. Aber eine solche Negativwerbung kommt eher selten vor.

    Ist Bigs tödlicher Trainingsunfall auf dem Peloton Anlass für einen Schadenersatzprozess?

    Entsprechend räsonierte die New York Times bereits, ob Mr. Bigs tödlicher Trainingsunfall Anlass für einen Schadenersatzprozess sein könnte. Experten räumen einer Klage durchaus Erfolgsaussichten ein. Normalerweise, erläuterte Marketingprofessor David Schweidel, würden solche Forderungen von den Filmproduzenten mit dem Hinweis auf den fiktionalen Charakter ihrer Sendung zurückgewiesen.

    Doch im konkreten Fall könnte die Story der Realität etwas zu nahegekommen sein: Nach Dutzenden von Verletzungen und einem Todesfall hatte Peloton im Mai nämlich sein 4300 Dollar teures Laufband Tread+ zurückrufen mussten. Die US-Verbraucherschutzkommission hatte eine „dringende Warnung“ vor dem Gerät veröffentlicht.

    Auch ansonsten sind die Boom-Zeiten für den Fitness-Anbieter, der im Corona-Jahr 2020 trotz Lieferengpässen und langer Wartezeiten seinen Umsatz hatte verdoppeln können, vorerst vorbei. Anfang November kündigte das Unternehmen an, dass sein diesjähriger Jahresumsatz wohl 20 Prozent hinter den Erwartungen zurückbleiben würde.

    Peloton veröffentlicht einen Werbeclip mit Mr. Big-Darsteller Chris Noth

    Trotzdem will Peloton den neuerlichen Rückschlag offenbar sportlich nehmen. „Mr. Big hat einen extravaganten Lebensstil mit Cocktails, Zigarren und fetten Steaks gepflegt“, ordnete die Kardiologin Dr. Suzanne Steinborn, die dem medizinischen Beirat des Unternehmens angehört, den Serientod zunächst aus Fachsicht ein: „Er besaß ein ernsthaftes Risiko, nachdem er schon in der sechsten Staffel einen Herzinfarkt hatte.“

    Am Sonntag dann ging das Unternehmen noch einen Schritt weiter. Es veröffentlichte bei Twitter einen 38-sekündigen Werbeclip, in dem Mr.Big-Darsteller Chris Noth sehr lebendig vor einem knisternden Kamin mit Peloton-Trainerin Jess King flirtet. „Sollen wir es noch einmal machen?“, fragt er doppeldeutig. Kurz darauf schwenkt die Kamera auf zwei Indoor-Bikes. „Fahrradfahren stärkt den Herzmuskel, senkt den Puls und reduziert den Blutfettspiegel“, sagt eine Stimme aus dem Off und stellt trotzig fest: „Er lebt!“

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