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Erfindung: 125 Jahre Taschenmesser: Mit Messer geht’s besser – auch im Weltall

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125 Jahre Taschenmesser: Mit Messer geht’s besser – auch im Weltall

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    Taschenmesser im Wandel der Zeit: Dieses mit USB-Stick wurde 2014 auf einer Messe vorgestellt.
    Taschenmesser im Wandel der Zeit: Dieses mit USB-Stick wurde 2014 auf einer Messe vorgestellt. Foto: Daniel Karmann, dpa

    Als der kanadische Astronaut Chris Hadfield und sein Kommandant mit der Raumfähre Atlantis die Raumstation Mir erreichten, bekamen sie ein Problem: Sie konnten die Luke nicht öffnen, durch die sie hinein gelangen sollten. „Wir brachen in die Mir ein, indem wir ein Schweizer Taschenmesser benutzten“, erinnerte sich Hadfield später. Und riet: „Verlasse den Planeten nie ohne eines.“ Selbstredend gehört das Schweizer Taschenmesser inzwischen zur Ausrüstung für Astronauten der US-amerikanischen Raumfahrtagentur Nasa.

    Die Anekdote aus dem November 1995 zählt zu den vielen nahezu unglaublichen Erzählungen, die sich um das Schweizer Taschenmesser ranken. Nur wenige andere Produkte können es in puncto Bekanntheit, Unverwechselbarkeit, Nützlichkeit und Multifunktionalität mit dem „Swiss Army Knife“ aufnehmen. Sogar ins Museum schaffte es das Allzweckwerkzeug, etwa ins New Yorker Museum of Modern Art.

    Das Schweizer Taschenmesser ist 125 Jahre alt und immer noch viel unterwegs

    Fans feiern in diesen Tagen seinen Geburtstag: Vor 125 Jahren nämlich, am 12. Juni 1897, ließ der Schweizer Karl Elsener sein „Offiziers- und Sportmesser“ gesetzlich schützen. Für das Führungspersonal der Schweizer Armee konstruiert, war es sogar mit einem Korkenzieher ausgestattet. Inzwischen lassen auch andere Armeen ihre Soldaten mit Schweizer Messern ausrüsten. Bei den Schweizer Streitkräften allerdings gibt es kein „Offiziersmesser“ mehr – alle Uniformierten erhalten das gleiche Modell.

    Seine Erfindung bescherte dem Messerschmied Elsener aus Ibach im Kanton Schwyz Ruhm und ein florierendes Unternehmen, Victorinox, das seine Familie noch heute steuert und besitzt – in vierter Generation. Die drei Nachfolger Karl Elseners hießen und heißen: Carl Elsener. Für den Konzern arbeiten weltweit 2100 Menschen. Jeden Tag fertigt Victorinox 45.000 Taschenmesser und Taschenwerkzeuge – und damit stehen die Eidgenossen im Weltmarkt oben. Anfang März fiel ein Markt jedoch weg: Russland. Victorinox zog sich aus dem Reich von Wladimir Putin zurück, wie viele andere Schweizer Unternehmen auch.

    Mehr Allzweck geht immer: Das Messer „Swiss Champ“ hat 33 Funktionen

    Im Victorinox-Sortiment finden die Kunden auch Haushalts- und Berufsmesser, Uhren, Reisegepäck und Parfums. Kern des Geschäfts, das pro Jahr rund 400 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet, bleiben die Schneidewerkzeuge. „Die Grundfunktionen unserer Sackmesser kennen Sie bestimmt“, sagt Claudia Mader-Adams, Sprecherin von Victorinox und zählt sie auf: „Klinge, Dosenöffner, Kapselheber, Schraubendreher, Korkenzieher, Pinzette und Zahnstocher.“ Auch bieten die handlichen Geräte eine Holzsäge, Schere und Inbusschlüssel. Das Topmodel „Swiss Champ“ vereint 33 Funktionen, besteht aus 64 Einzelteilen und durchläuft bei seiner Fertigung 450 Arbeitsschritte.

    Begonnen hatte alles 1884. Elsener gründete eine Werkstatt in Ibach, wo die Firma noch immer ihren Sitz hat. Seine Mutter Victoria unterstützte ihn mit Hingabe. Ihr zu Ehren wählte er ihren Namen auch als Markennamen; das Emblem mit Kreuz und Schild ließ er gesetzlich schützen. Die Erfindung des rostfreien Stahls, Inox, 1921 war für die Messerschmiede übrigens ein Quantensprung – und die Wörter „Victoria“ und „Inox“ wurden miteinander verschmolzen. Später kauften US-Soldaten, die in Europa stationiert waren, massenweise die Messer und machten sie in ihrer Heimat bekannt. In der Folge expandierte Victorinox global.

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