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Interview: Wie geht es Ihnen mit dem Älterwerden, Frau Kriener?

Interview

Wie geht es Ihnen mit dem Älterwerden, Frau Kriener?

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    Gerade auch in ihrer Rolle als „Kommissarin Lucas“ war Ulrike Kriener sehr erfolgreich.
    Gerade auch in ihrer Rolle als „Kommissarin Lucas“ war Ulrike Kriener sehr erfolgreich. Foto: Breuel-bild/pur

    Frau Kriener, zwei Jahre nach der erfolgreichen Komödie „Mona & Marie“ über zwei ungleiche Schwestern gibt es nun ein Wiedersehen. Diesmal wird Ihre Filmschwester Mona 70. Da kommt es zu einem rührenden Happy End. Bevorzugen Sie persönlich Happy Ends oder mögen Sie lieber dramatische Schlussszenen?
    ULRIKE KRIENER: Neeeeiiiiin, kein Drama! Ich mag Happy Ends sehr. Grübelnd und voller unaufgelöster Gedanken gehe ich ungern zu Bett.

    Wie würden Sie selbst diesen runden Geburtstag feiern? Eher zurückgezogen, weit wegfahrend oder mit großer Feier?
    KRIENER: Ehrlich gesagt, wird sich das daraus ergeben, wie ich vorher lebe. Ich werde ja im kommenden Jahr 70. Und ich weiß noch nicht, wie ich das machen werde. Entweder in einer kleinen Familienrunde oder doch wegfahren? Dummerweise habe ich Heiligabend Geburtstag, und da kriegt man nur schwer viele Leute zusammen. Ein großes Fest ist also schwierig. Mir ist es zwar einige Male gelungen, aber da habe ich zusammen mit meinem Mann gefeiert, im Frühjahr, genau zwischen unseren Geburtstagen. Aber so richtig passt das nicht für den 70. Geburtstag. Die andere Möglichkeit ist tatsächlich, mit meinem Mann und meinem Sohn irgendwo hinzufahren. Eine richtige Heimlich-Nummer werde ich aber ganz sicher nicht durchziehen.

    Wie geht es Ihnen mit dem Älterwerden? Ist das ein schwieriger Prozess oder geht das an Ihnen bedeutungslos vorbei?
    KRIENER: Ich habe damit bisher überhaupt keine Probleme. Wenn ich gebrechlich wäre oder eine schwere Krankheit hätte, dann würde ich bestimmt anders reden. Und natürlich bin ich keine 20 mehr und springe auch nicht mehr die Treppen rauf und runter. Aber ich bin fit, ich ernähre mich gesund und ich bin auch guter Dinge. Ich kann arbeiten, verstehe mich mit meinem Mann prima. Im Grunde gibt es nichts, worüber ich mich beschweren könnte. Ich finde das Leben fabelhaft! Und wenn ich nicht alt werden wollte, müsste ich mich erschießen.

    Das ist definitiv keine gute Alternative. Lassen Sie uns wieder zurück zur Komödie kommen. Bei der Ausstrahlung des ersten Films versammelten sich vor zwei Jahren an Weihnachten fast 6,5 Millionen Zuschauer vor den Fernsehgeräten. Hätten Sie das erwartet?
    KRIENER: Nein, das haben wir alle nicht erwartet. Wir haben uns aber wie die Teufel gefreut. 

    Gute Rollen für ältere Schauspielerinnen sind rar gesät. Warum eigentlich?
    KRIENER (LACHT): Ja, warum eigentlich? … Ein Punkt ist sicherlich, dass junge Autoren wohl wenig Lust haben, für ältere Menschen zu schreiben. Mit 50 fängt das Thema bei den weiblichen Schauspielerinnen an, bei den Männern zehn Jahre später. Da gibt es dann auch nicht mehr so viel zu tun. Und ich habe noch eine andere These. Es gibt ja in Deutschland ein wahnsinnig großes Interesse an Krimis. Davon werden auch jede Menge produziert. Und klassischerweise spielen in Krimis deutlich mehr Männer als Frauen mit. Das sind keine familiären Stoffe oder Beziehungsgeschichten, die erzählt werden. Da geht es um Spannung. In dem Moment, wenn man familiäre Stoffe erzählen würde, käme man auch sofort zu mehr Frauenrollen. Aber Kriminalität, das muss man so sagen, ist eher ein klassisches Männerthema.

    Apropos. Sie gehören seit Ihrem Durchbruch mit Doris Dörries Film „Männer“ zu den bekanntesten deutschen Schauspielerinnen. Wie wichtig war dieser Film für Sie und Ihre Karriere rückblickend?
    KRIENER: Sehr wichtig. Aber man darf auch nicht vergessen, dass bei der Erstausstrahlung die Fernseh- und Filmlandschaft auch eine völlig andere war als heute. Dass es überhaupt möglich war, mit einem Film so wahrgenommen zu werden, wäre heute fast unmöglich. „Männer“ war tatsächlich ein exzeptioneller Erfolg. Der Film ist in 42 Länder verkauft worden. Und natürlich hat er mir geholfen, als junge Schauspielerin, die ich damals war, wahrgenommen zu werden. Für die beiden Männer (Heiner Lauterbach und Uwe Ochsenknecht/Anmerkung der Redaktion) ist das gerade anfangs sogar noch besser aufgegangen. Aber keinen von uns hat es in den folgenden Jahren aus dem Beruf rausgespült. Bei mir ist die Nachfrage, je älter ich geworden bin, sogar immer größer geworden.

    Warum gibt es hierzulande nach wie vor nicht wirklich viele witzige Komödien? Die meisten versinken im Morast des platten Humors.
    KRIENER: Hmmmh? Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, warum. Vielleicht wird bei uns das Lachen nicht so ernst genommen? Ich schau lieber auf die Filme, die gelungen sind. Da lernt man mehr. Karoline Herfurth ist zum Beispiel jemand, die Komödie kann. Ihre Arbeiten sind nie platt, sondern kommen mit ernsten Themen ganz leicht daher.

    In Ihrer aktuellen Rolle kiffen Sie. Haben Sie das privat auch schon mal probiert oder war das Neuland?
    KRIENER: Was soll ich sagen? Das war kein völliges Neuland.

    Erst vor wenigen Wochen endete die erfolgreiche Krimireihe, die Rolle der „Kommissarin Lucas“, für die Sie mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurden. War das für Sie ein schwerer Schritt?
    KRIENER: Nein, denn es war ja mein Wunsch, das zu beenden. Trotzdem war es am Ende ein emotionaler Vorgang. Denn die Folgen sind sehr erfolgreich gelaufen. Ich bin stolz, dass ich das so zu Ende bringen konnte und dass beim Abschied alle mit im Boot waren. 

    Wie wollen Sie die Zeit nutzen, die durch das Ende von Kommissarin Lucas frei geworden ist?
    KRIENER: Ich bin nun ja freier in meinen Entscheidungen. Das habe ich mir auch gewünscht. Ich möchte nämlich ein bisschen mehr herumfahren, reisen und nicht mehr diesem Druck und der Verantwortung für eine ganze Filmreihe ausgesetzt sein. Etwas mehr Luft im Leben, darauf freue ich mich.

    Info: Ulrike Kriener in „Mona & Marie II“: „Ein etwas anderer Geburtstag“ amMontag, 4. Dezember, 20.15 Uhr. 

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