Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Klima: Hitze, Brände, Wassermangel: Spanien ächzt unter Dürre

Klima

Hitze, Brände, Wassermangel: Spanien ächzt unter Dürre

    • |
    In diesem Jahr verbrannte in Spanien schon sechsmal mehr Waldfläche als im Schnitt der letzten 20 Jahre. Unser Bild entstand vor knapp drei Wochen in der Provinz Zamora im Nordwesten des Landes.
    In diesem Jahr verbrannte in Spanien schon sechsmal mehr Waldfläche als im Schnitt der letzten 20 Jahre. Unser Bild entstand vor knapp drei Wochen in der Provinz Zamora im Nordwesten des Landes. Foto: EUROPA PRESS / Emilio Fraile / Emilio Fraile

    Die letzten Glutnester des riesigen Waldbrandes in der nordwestspanischen Provinz Zamora konnten gerade erst, nach drei Wochen, gelöscht werden. Mindestens 250 Quadratkilometer an Naturlandschaft verbrannten – was der Fläche von Großstädten wie etwa Frankfurt am Main entspricht. Eine traumhafte Bergregion mit dem Namen Sierra de la Culebra (Schlangengebirge) gleicht einer Mondlandschaft.

    Das Buschfeuer, das vermutlich durch ein Trockengewitter ausgelöst wurde, war eines der größten in der jüngeren spanischen Geschichte. Allein in diesem Jahr verbrannte in Spanien nach Angaben des satellitengestützten EU-Beobachtungsprogramms Corpernicus sechsmal mehr Waldfläche als im Schnitt der letzten 20 Jahre. Täglich werden aus irgendeiner Region des Landes neue Waldbrände gemeldet. „Spanien steht in Flammen“, titeln spanische Zeitungen.

    Spanien ist massiv vom Klimawandel betroffen

    In der durch das Feuer verwüsteten Sierra de la Culebra hatte es seit Winter nicht mehr geregnet. Deswegen brannte der Wald wie Zunder. Nicht nur in dieser Region machen immer längere Dürrezeiten und immer heftigere Hitzewellen den Menschen zu schaffen. Gerade erst hat das Königreich die wärmsten Monate Mai und Juni des Jahrhunderts erlebt – mit Spitzenwerten von bis zu 43 Grad. Der in Spanien besonders heiße Sommer verlängert sich von Jahr zu Jahr, berichtet der spanische Wetterdienst Aemet. Zwischen Oktober 2021 und Juni 2022 sei rund 25 Prozent weniger Niederschlag in Spanien registriert worden als in normalen Jahren.

    Das alles habe zweifellos mit dem Treibhauseffekt zu tun, sagen die staatlichen Meteorologen. Der jüngste UN-Klimabericht warnt ebenfalls, dass Waldbrände und Extremwetter zunehmen werden. Schon bei einem globalen Temperaturanstieg von 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter werde sich die Zahl der Trockenperioden verdoppeln – derzeit liege der mittlere weltweite Anstieg der Oberflächentemperatur bereits bei 1,2 Grad. „Das, was wir in Spanien erleben, bestätigt dies“, sagt Regierungschef Pedro Sánchez. Der spanische Mittelmeerraum gehöre jetzt schon zu den am meisten durch den Klimawandel betroffenen Zonen.

    Wüstenbildung auf der iberischen Halbinsel schreitet voran

    Immer wärmer, immer trockener, immer unwirtlicher: Die Wüstenbildung, die in Nordafrika bereits ein Riesenproblem ist, schreitet auch auf der Iberischen Halbinsel voran. 75 Prozent der Landfläche sind bereits von Erosion und Austrocknung bedroht, sagt Umweltministerin Teresa Ribera. Durch Wassermangel, landwirtschaftliche Übernutzung oder auch Waldbrände verschwindet die natürliche Vegetation. Auf den Kanarischen Inseln und in Südspanien ist diese Landverödung besonders spürbar.

    Die Dürre spiegelt sich zudem unübersehbar in Spaniens Talsperren. Sie sind im nationalen Schnitt nur noch zu 45 Prozent gefüllt – der niedrigste Wasserstand zu dieser Zeit seit Jahrzehnten.

    Die andalusischen Bauern mussten bereits die Bewässerung ihrer Plantagen, auf denen Oliven, Getreide, Reis, Gemüse und Obst wachsen, stark reduzieren. Ein Sprecher der Bauernvereinigung klagt: „Unsere Felder vertrocknen.“ Im Nachbarland Portugal sieht es nicht besser aus.

    Dürre in Spanien und Portugal – Notfallpläne werden erarbeitet

    Wegen der wachsenden Wassernot beginnen jetzt immer mehr Regionen, Notpläne zu erarbeiten und die Bevölkerung zum Sparen anzuhalten. Im Nordosten Portugals wird bereits daran gedacht, das Trinkwasser nachts ganz abzustellen. Zudem soll das Leitungsnetz repariert werden: Bei der Überprüfung der Rohre in der spanischen Provinz Málaga, eine jener Regionen mit chronischem Wassermangel, entdeckte man: Nur 25 Prozent des eingespeisten Wassers kommt tatsächlich beim Verbraucher an. In anderen Worten: Drei von vier Litern versickern dort im Erdboden.

    Auf Mallorca sieht es noch ein bisschen besser aus. Zwar herrscht auch dort Regenmangel. Doch die Trinkwasserspeicher seien noch zu mehr als 50 Prozent gefüllt, teilten die Behörden mit. Die Inselurlauber müssen also momentan noch keine Einschränkungen fürchten.

    Mallorca zehrt vor allem vom Grundwasser. Auf dem Eiland gibt es zwei Talsperren, die momentan zu 63 Prozent gefüllt sind, aber sie tragen nur relativ wenig (acht Prozent) zur Versorgung bei. Vor allem jetzt im Sommer, wenn sich hunderttausende Urlauber auf Mallorca aufhalten, müssen mehrere Meerwasser-Entsalzungsanlagen angeworfen werden, um den Bedarf zu sichern. Insel-Umweltminister Miquel Mir ist aber trotzdem besorgt, dass sich Mallorcas Wasserprobleme noch verschärfen könnten.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden