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Kommentar: Tiktok-Trend "That Girl": Eine gute Idee mit fatalen Folgen

Kommentar

Tiktok-Trend "That Girl": Eine gute Idee mit fatalen Folgen

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    Auf Tiktok geht ein neuer Trend um. "That Girl" - Mädchen, die ihren Alltag optimieren wollen.
    Auf Tiktok geht ein neuer Trend um. "That Girl" - Mädchen, die ihren Alltag optimieren wollen. Foto: Marijan Murat, dpa

    Das hier wäre die perfekte Gelegenheit, um sich darüber zu beschweren, wie furchtbar toxisch die sozialen Medien und ihre neuen Trends doch sind. Und ja, dieser Text liefert auch ein bisschen von diesem Gejammere, vielleicht sogar viel davon. Immerhin geht es um den neuesten Tiktok-Trend, das sogenannte „That Girl“. Aber dieser Text will mehr als nur warnen. Es ist an der Zeit, einen Schritt zurück zu machen und die Dinge so zu betrachten, wie sie sind.

    Und das gestaltet sich so: Unter dem Hashtag "That Girl" posten vor allem weibliche Nutzerinnen auf Tiktok Videos, die beschreiben, wie man ein Mädchen oder eine Frau wird, die von anderen angehimmelt wird. „Dieses Mädchen“ eben. Die vermeintliche Perfektion. Sie ist erfolgreich in quasi allen Lebensbereichen. Sie steht für ihre Morgenroutine früh auf und macht Sport. Sie schaut umwerfend aus und zeigt in ihren Videos mit welchen unzähligen Produkten (Vorsicht Werbung!) sie das erreicht hat. Ein „That Girl“ achtet auf gesunde Ernährung. Dabei sieht man vor allem Kaffee-Drinks, bunte Smoothies und viel Avocado. „Dieses Mädchen“ hat gute Noten in der Schule oder an der Uni, prokrastiniert nicht und arbeitet viel, weil sie Erfolg haben will.

    Die Routine eines "That Girl" ist eine Illusion

    Dass Userinnen und User über soziale Medien ein gewisses Image verbreiten, ist jetzt erst mal nichts Ungewöhnliches. Was wir als Menschen, als soziale Wesen, nur immer noch nicht vollends begriffen haben, ist, wie wir gesund mit sozialen Medien umgehen (die Autorin dieses Textes eingeschlossen). Jetzt könnte man sagen: „Aber es ist doch Aufgabe der Unternehmen, einen gesunden Umgang zu begünstigen und zu fördern!“ Richtig. Nur tun besagte Unternehmen das anscheinend nicht. Also hilft nur eins: sich selbst drum kümmern.

    Denn das Bild "dieses Mädchens" ist selbstverständlich eine Illusion – und ja, wahrscheinlich auch toxisch. Wer sich jeden Tag Videos reinzieht, die einem sagen, wie ein perfektes Leben ausschaut, kann sich danach ja eigentlich nur schlecht fühlen. Dabei greift der Trend viele Aspekte von den klassischen Instagram-Lifestyle-Influencern auf. Beiden geht es darum, das eigene Leben möglichst positiv darzustellen. Doch ein „That Girl“ holt die Selbstoptimierung in den Alltag. Nicht nur im Urlaub, in der Freizeit oder beim Essen muss alles möglichst gut ausschauen. „Dieses Mädchen“ will ihre komplette Tagesroutine perfektionieren und andere dazu animieren, es ihr nachzumachen. Jeden Tag. Immer wieder. Bis ins kleinste Detail.

    Einige Userinnen zeigen in den Videos auch, wie sie die Routine durchbrechen

    In dem Zusammenhang ist es wichtig, sich vor Augen zu halten, dass Tiktok vor allem von jungen Mädchen und Frauen genutzt wird. In der Altersgruppe zwischen 13 und 24 Jahren machten sie im Jahr 2021 nach Angaben des Statistischen Bundesamts 44 Prozent aller Nutzerinnen und Nutzer aus.

    Immerhin zeigen einige Userinnen auch Videos, in denen sie ausnahmsweise mal nicht um 6 Uhr aufgestanden sind, weil ihr „Körper das gerade braucht“ und man es ihm deswegen geben sollte. Na, Gott sei Dank! Trotzdem ist es grundsätzlich nicht verkehrt, sich Ziele zu setzen, sich zu bewegen und auf eine gesunde Ernährung zu achten. Das Problem ist – wie so oft in den sozialen Medien – ,wenn es nur noch darum geht. Wenn es zum Zwang wird.

    Aber es gibt eine einfache Lösung, die – zugegeben – schwierig in die Tat umzusetzen ist. Handy einfach mal weglegen. Nicht unbedingt gleich die Toilette runterspülen. Verstopft eh nur und wäre viel zu schade um das teure Ding. Aber einfach mal das Handy ausschalten und zwei Tage lang nicht anrühren. Okay, man kann auch mit einem halben Tag anfangen und später erhöhen. Aber das könnte man sich ja, gemäß einem echten „That Girl“, auf seine To-do-Liste schreiben. Dann MUSS man’s aber auch umsetzen!

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