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London: Kopfstehen in der U-Bahn: Das Paradox Museum lässt Besucher staunen

London

Kopfstehen in der U-Bahn: Das Paradox Museum lässt Besucher staunen

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    Warum nicht mal an der Decke einer Londoner U-Bahnstation entlangwandern. Im Paradox Museum ist das möglich.
    Warum nicht mal an der Decke einer Londoner U-Bahnstation entlangwandern. Im Paradox Museum ist das möglich. Foto: Susanne Ebner

    Das Kaufhaus Harrods im noblen Londoner Viertel Knightsbridge ist auch an diesem bitterkalten Januartag ein Touristenmagnet. Menschen posieren, um sich vor dem ikonischen Konsum-Tempel fotografieren zu lassen, dann schlendern sie durch die edlen Verkaufsräume mit den teuren Taschen und Trüffelpasteten. Es ist ein Ort, der den Traum vom Luxus in die Welt trägt und gleichzeitig eine unsichtbare Linie zieht: Viele erkunden ihn, aber nur wenige kaufen tatsächlich dort ein. Die Parfums, deren Duft die Luft erfüllt, kosten schließlich gut und gerne mal eine Monatsmiete. Ein Besuch ist ein Paradox zwischen Nähe und Unerreichbarkeit.

    Vielleicht ist das der Grund, warum sich gleich gegenüber das kürzlich eröffnete Paradox Museum in London befindet. Von einem Balkon aus, der zur Ausstellung gehört, bietet sich jedenfalls ein guter Blick auf das berühmte Einkaufsparadies. Doch in dem Museum, das es auch in Metropolen wie Berlin und Paris gibt, können Besucher mehr entdecken als eine gute Aussicht. Mehr als 50 Exponate und 25 Räume fordern die Wahrnehmung heraus. Ein grüner Plastikklumpen wird durch die Spiegelung auf einem silbernen Rohr optisch zum Frosch. Der „Paradox Stick“, ein vollkommen gerader Stock, der an einem sich drehenden horizontalen Brett befestigt ist, gleitet in Bewegung mühelos durch ein gebogenes Loch. Dreht der Besucher einen Griff nach links oder rechts, wird er Zeuge einer optischen Täuschung: Ein- und dasselbe Objekt erscheint aus zwei Perspektiven unterschiedlich. Aus einem runden Zylinder wird ein Quadrat, aus einem Stern ein Herz. 

    Ein braunes Sofa im Paradox Museum erweckt den Eindruck, als sei der Körper einer Person in mehrere Teile zerlegt

    Anders als in konventionellen Museen werden die Besucher hier in die direkte Auseinandersetzung mit optischen Täuschungen und Paradoxien einbezogen. So erweckt ein braunes „Paradox Sofa“ den Eindruck, als sei der Körper einer Person in mehrere Teile zerlegt. Links schaut der Oberkörper einer Frau heraus, rechts erscheinen die Füße einer jungen Besucherin. Eine Dritte fotografiert die Szene mit ihrem Smartphone. Die Gruppe amüsiert sich über die entstandenen Bilder. „Das Mittagessen ist serviert“ steht über einem Tisch, auf dem neben Äpfeln und einigen antiquarisch anmutenden Büchern auch ein goldener Servierteller platziert wurde. Wer von der gegenüberliegenden Seite unter den Tisch kriecht, bekommt seinen eigenen Kopf als Mahlzeit präsentiert. Spiegel lassen den Unterkörper auf wundersame Weise verschwinden – ein weiteres Fotomotiv entsteht.

    Im Paradox Museum lernt man viel darüber, wie das Gehirn die Realität interpretiert und welche Prinzipien optischen Täuschungen und Paradoxien zugrunde liegen.
    Im Paradox Museum lernt man viel darüber, wie das Gehirn die Realität interpretiert und welche Prinzipien optischen Täuschungen und Paradoxien zugrunde liegen. Foto: Susanne Ebner

    Besonders unterhaltsam und überdies instagramtauglich sind die Stationen, die auf London verweisen. An einer auf dem Kopf stehenden U-Bahn-Station laufen die Besucher quasi an der Decke entlang. Ein gegenüberliegender Bildschirm zeigt den verblüffenden Effekt. Nach einer Drehung um 180 Grad scheint es, als würden sich Männer, Frauen oder Kinder an einen U-Bahn-Wagen klammern. In einer Art Schaueffekt wirkt es, als hielte man sich an der für London typischen Anzeigetafel der Tube fest und sei kurz davor, herunterzufallen.

    In einem Raum scheint man je nach Position zu wachsen oder zu schrumpfen

    Die Gäste des Museums können dann noch mehr über die Wissenschaft der Wahrnehmung erfahren, darüber, wie das Gehirn die Realität interpretiert und welche Prinzipien optischen Täuschungen und Paradoxien zugrunde liegen. Die Ausstellung sei unterhaltsam, aber auch lehrreich, sagt Sprecher Oliver Davies. Im „Infinity Room“, dem „Unendlichkeitsraum“, den man durch eine schwere, dunkel gestrichene Tür betritt, wird durch Spiegel und gezielte Beleuchtung die Illusion eines unendlichen Raumes erzeugt. Das helfe den Besuchern, das Konzept von Reflexion und Symmetrie zu verstehen und zu begreifen, wie Licht eingesetzt werden kann, um die Illusion unendlicher Tiefe zu erzeugen, so Davies. Der sogenannte „Ames Room“, benannt nach dem US-amerikanischen Augenarzt Adelbert Ames, vermittelt indes Wissen über Perspektive und Maßstab. Wer den Raum betritt, scheint je nach Position zu wachsen oder zu schrumpfen. „Das veranschaulicht, wie das Gehirn durch die Manipulation von Tiefenwahrnehmung und Blickwinkeln getäuscht werden kann”, sagt Davies. Jene, die es an diesem Tag ausprobieren, lachen – und staunen.

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