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Müllsammler am Gardasee: Enzo muss 500 Euro Strafe zahlen - Italiener empört

Italien

Enzo sammelt seit 30 Jahren Müll am Gardasee - und soll jetzt dafür bestraft werden

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    Am Gardasee ist Müllsammeln neuerdings verboten.
    Am Gardasee ist Müllsammeln neuerdings verboten. Foto: Daniel Karmann, dpa (Symbolbild)

    Enzo Fattori steht am südwestlichen Gardasee-Ufer und versteht die Welt nicht mehr: "Mir fehlen die Worte, es ist absurd", sagt er in die laufenden Kameras der angereisten italienischen Journalisten. Enzo Fattori wurde für sein freiwilliges Müllsammeln am Strand von Desenzano del Garda, das übrigens zu den Top 15 Sehenswürdigkeiten am Gardasee gehört, vor kurzem zu einer saftigen Bußgeldstrafe verurteilt. 

    Viele Italiener sind darüber empört, dass ein am Gemeinwohl interessierter Mitbürger bestraft wird für das, was eigentlich den Behörden aufgetragen ist. Doch welche Verordnung steckt hinter der Bestrafung, was hat es damit auf sich und wie versucht die Bevölkerung Enzo zu unterstützen? Hier lesen Sie alle wichtigen Informationen zum Vorfall.

    Übrigens: Es gibt noch weitere Verbote am Gardasee, die auch Touristen interessieren könnten.

    Müllsammler am Gardasee: 500 Euro Strafe wegen unerlaubtem Einsammeln von Müll

    Gegen Enzo Fattori wurde laut Corriere della Sera am 17. April von der örtlichen Polizei ein Bußgeld verhängt. Das bizarr klingende Vergehen lautet: unerlaubtes Mülleinsammeln. 

    "Es ist paradox", so der ehrenamtliche Umweltschützer, der vor Ort nur "Racman" genannt wird, worin das italienische Wort "raccogliere" (zu Deutsch: aufheben) steckt, in einem Videoausschnitt im italienischen Fernsehen. "In dreißig Jahren", so Enzo, "habe ich tonnenweise Dinge gesammelt, und für ein Stück Plastik bekomme ich eine Strafe von 500 Euro." Gemeint war ein sogenannter Fender, ein Plastikschutzkörper, der eine Beschädigung von Schiffen bei Anlegemanövern verhindern soll. 

    Bis vor dem Bußgeldbescheid postete Enzo auf Facebook regelmäßig seine Ausbeute und seine kleine Mülldeponie: Zu sehen sind Tüten voller Dosen, dutzende Schachteln gefüllt mit Schrauben, Drähten und sonstigem Metallgerät, und natürlich Plastikschrott jeglicher Art. "Der See ist voll und wenn ich nicht weitermachen würde, gäbe es schlimme Zustände am Strand", so Enzo auf Facebook. Um Anerkennung seitens der Gemeinde ging es ihm dabei aber nie: "Ich habe noch nicht einmal um ein Paar Handschuhe gebeten."

    Neue Verordnung verbietet das Sammeln von Müll am Gardasee

    Der Grund für Enzo Fattoris Bußgeld ist eine neue Verordnung, die laut Corriere della Sera am 25. Januar von der Gemeinde Desenzano erlassen wurde und die das Sammeln von Gegenständen an den Stränden und im Wasser des Gardasees untersagt. Dahinter steckt laut der Zeitung il giorno die jüngsten Funde von Militärgerät und Munition aus den beiden Weltkriegen in der Nähe des alten Hafens von Desenzano. Man wolle so ihre sichere Entschärfung gewährleisten und die Bürgerinnen und Bürger schützen, zitiert die Zeitung die Behörde.

    Und so wurde das Mülleinsammeln am Gardasee kurzerhand einfach ganz verboten. Für viele Italiener ist die Bestrafung eines engagierten Mitbürgers wie Enzo aber dennoch nicht hinnehmbar. 

    Große Solidarität mit Enzo - Bürgermeister versucht Wogen zu glätten

    Viele Menschen solidarisierten sich nach der medialen Berichterstattung mit Enzo. Eine aufgebrachte Nutzerin postete etwa auf Facebook: "Seit Jahrzehnten kümmert er sich unentgeltlich um den Gardasee und wurde dafür bestraft. Die Gemeinde verhängt Bußgelder, räumt aber nicht auf." Ein weiterer Kommentar lautet: "Eine seriöse Verwaltung sollte diese Gruppe von Freiwilligen belohnen, die sich zusammen mit Enzo Fattori täglich für den Zustand unseres Sees und unserer Stadt einsetzen, stattdessen werden sie bestraft (...)". Eine Spendeninitiative für das Bußgeld soll laut einem Bericht von il giorno bereits laufen. 

    Die Solidaritätsbekundungen für "Racman" Enzo reichen aber weit über die sozialen Medien hinaus. "Ich hatte gehofft, dass es sich um einen Scherz handelt", sagte etwa die Präsidentin der Anti-Mafia-Kommission der Region Lombardei, Paola Pollini, "aber das ist es nicht, und deshalb bringt es diejenigen, die sich auf ihre Weise um ihr eigenes Gebiet kümmern, in große Bedrängnis. Enzo Fattori ist ein Beispiel für einen Bürger mit Bürgersinn", wird sie im Corriere della Sera zitiert. 

    Zum Buhmann scheint derweil der Bürgermeister von Desenzano, Guido Malinverno, zu werden. In einem Video bekräftigt er das Verbot zum Müllsammeln: "Die Verordnung wurde von den Unterzeichnern im Einvernehmen mit den zuständigen Stellen nach den Kriegsfunden an der Küste erlassen. Es ist klar, dass Verordnungen respektiert werden müssen." Er danke Enzo Fattori aber für seinen freiwilligen Einsatz beim Einsammeln von Müll und lade ihn zu einem persönlichen Gespräch ins Rathaus ein. 

    Übrigens: Das ist die beste Reisezeit, um an den Gardasee zu fahren. 

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