Für verzweifelte Eltern erscheint die Babyklappe oft als letzter Ausweg. Hinter abgegebenen Säuglingen verbergen sich oft gravierende Notlagen: Finanzielle Not und Überforderung treiben Eltern dazu, ihr Neugeborenes in die Obhut anderer zu geben. Ein Fall jedoch, der sich Ende August in einem Warschauer Kloster ereignete, war für die Franziskanerinnen, die sich um die abgegebenen Kinder kümmern, besonders tragisch: Sie entdeckten eine Sechsjährige, verkrampft und verängstigt im „Fenster des Lebens“, wie die polnische Zeitung Fakt berichtete.
Babyklappen sind in Polen, wie auch in Deutschland, rechtlich erlaubt. Die Schwestern sollen allerdings geschockt gewesen sein, das große Kind in der Klappe zu finden, die eigentlich für Neugeborene vorgesehen ist. Gegen 22 Uhr soll ihr Vater sie – im Wissen der Mutter – dorthin gebracht haben. Das Mädchen sei verängstigt, aber unverletzt gewesen. Der hinzugezogenen Polizei soll sie schließlich ihren Namen und ihren Wohnsitz genannt haben.
Die Eltern steckten die Spielsachen der abgegebenen Tochter in Müllsäcke
Beim Zuhause des kleinen Mädchens angekommen, entfaltete sich die Tragödie weiter vor den Augen der Ermittelnden: Vor dem Haus der Familie in der polnischen Kleinstadt Nasielsk fand die Polizei Spielzeuge, Kuscheltiere und Puppen des Mädchens in Müllsäcken. Verschiedenen Medien zufolge soll der Tag des Ereignisses außerdem ihr sechster Geburtstag gewesen sein.
Wieso aber wollten die Eltern ihr Kind scheinbar loswerden? Laut Fakt soll das Paar sein Kind ausgesetzt haben, um in die Niederlande auszuwandern, wo der Vater bereits arbeitete. Das Motiv sei vermutlich gravierende Geldnot. Die Eltern seien hoch verschuldet, dem Vater soll zudem wegen ausgebliebener Unterhaltszahlungen bereits mehr als zwei Monate im Gefängnis verbracht haben.
Nachbar der Familie: „So etwas tut man nicht“
Die Nachbarn der Familie zeigen sich erschüttert äußerten sich gegenüber Fakt zur traurigen Geschichte der Sechsjährigen: „Ich verstehe nicht und werde wahrscheinlich nie verstehen, was diese Eltern angetrieben hat. Manchmal gibt es bessere und schlechtere Tage, aber so etwas tut man nicht. Es handelt sich um ein unschuldiges Kind, das Fürsorge und Unterstützung braucht. Eine Mutter, die ihr eigenes Kind liebt, tut so etwas nicht. Wenn man sich in einer schwierigen Situation befindet und Probleme hat, sollte man Hilfe suchen, von Tür zu Tür gehen und das Kind, das man unter dem Herzen trägt, nicht loswerden“.
Medienberichte zufolge wollten die Eltern ihre Tochter nicht abholen. Vorerst kam die Sechsjährige nun in einem Warschauer Kinderheim unter, inzwischen soll sie in eine Pflegefamilie gebracht worden sein. Ein Gericht soll jetzt entscheiden, wie es weitergeht. Gegen die Eltern werde ermittelt.
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