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Borowski-Tatort: Liebe, Lust und ein mageres Ende

Tatort-Kolumne

„Borowski und das hungrige Herz“: Sex muss auch mal sein

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    Daniel Wirsching ist einer von fünf „Tatort“-Kritikerinnen und -Kritikern unserer Redaktion.
    Daniel Wirsching ist einer von fünf „Tatort“-Kritikerinnen und -Kritikern unserer Redaktion. Foto: Augsburger Allgemeine (Illustration)

    Mit den Borowski-„Tatorten“ ist es so eine Sache: Sie sind mal ambitionslos, mal ambitioniert, oft allerdings unentschieden, ob sie eher witzig oder bedeutungsschwer sein wollen – und nicht immer gelingt es dem wunderbaren Axel Milberg, das aufzufangen. Ist das Buch schlecht, kann er noch so gut den deutschen Columbo geben und selbst eine künstliche Intelligenz (KI) derart belabern, dass sie sich ihm ergibt – wie kürzlich im hanebüchenen „Borowski und das ewige Meer“.

    In jenem „Tatort“ war zu erleben, was derzeit häufiger in der ARD-Vorzeige-Krimireihe zu beobachten ist: Offensichtlich aus Spargründen gibt es verstärkt Szenen, die reich an Dialogen und arm an Handlung, ergo kostenintensiven Drehorten sind. Das aber kann nur funktionieren, wenn die Dialoge stark sind. In der Folge „Borowski und das hungrige Herz“ (Sonntag, 20.15 Uhr, ARD), die bereits im Herbst des Corona-Jahres 2021 gedreht und der nach NDR-Angaben die KI-Episode aufgrund der Aktualität des Themas vorgezogen wurde, sind sie es nicht. Die Orte des Geschehens sind statisch, und sogar Milberg wirkt nicht ganz auf der Höhe.

    „Borowski und das hungrige Herz“: Das schmerzt

    Weiteres untrügliches Zeichen für einen schwachen „Tatort“ (Drehbuch: Katrin Bühlig): Wenn alles mit Musik zugepinselt wird und Wände, Möbel, Figuren in den Farbeimer getunkt erscheinen, da Musik und Farben eine dröge Handlung aufpeppen sollen. Die „Tatort“-Malermeister trugen hier kräftig auf, inklusive Andrea Bergs „Die Gefühle haben Schweigepflicht“ („Tausendmal hast du mich berührt / Und jetzt ist es passiert“) und vor allem mit dem titelgebenden MiA-Song „Hungriges Herz“: „Wie weit willst du gehen?“. Das schmerzt.

    Borowski und Sahin im und am Tatort. Auf dem roten Sofa lebte sich Steuerfachfrau Andrea Gonzor aus, in der Nähe starb sie.
    Borowski und Sahin im und am Tatort. Auf dem roten Sofa lebte sich Steuerfachfrau Andrea Gonzor aus, in der Nähe starb sie. Foto: NDR/Thorsten Jander

    Den Herzen und den Schmerzen also widmet sich dieser vorletzte Borowski – der letzte wird am 16. März ausgestrahlt – in unterschiedlichen (Pärchen-)Anordnungen. Da ist das Mordopfer, Steuerfachfrau Andrea Gonzor (Anna König), samt Zahnarzt-Freund und einer höchst ominösen Vertrauten (ein Lichtblick: Laura Balzer). Die Frauen haben sich in der Selbsthilfegruppe „Anonyme Sex- und Liebessüchtige“ kennengelernt. Nun lud Gonzor sechs fremde Männer zur Gangbang-Party auf ihr rotes Sofa, am nächsten Morgen liegt sie erschossen in ihrem Bett nebenan. Da ist Ermittlerin Mila Sahin (Almila Bagriacik), die sich in Gestalt eines plötzlich aufgetauchten ehemaligen Berliner Kollegen einen Lover gönnt, weil sie findet: „Sex muss auch mal sein.“ Da ist ein älteres Paar in der Wohnung unter der von Gonzor, dessen Sexleben eingeschlafen ist. Und da ist noch ein älteres Paar: Borowski, der seinen Chef Schladitz (Thomas Kügel) mit Gulasch beglückt.

    Dieser „Tatort“ ist wie ein wenig schmackhaftes Gulasch

    „Borowski und das hungrige Herz“ ist ein „Tatort“ voller abgenutzter, klischeehafter Bilder, tausendmal gesehen. Was funktionieren könnte, würden die Klischees ad absurdum geführt oder zumindest gebrochen. Versucht wird es, das Ergebnis jedoch präsentiert sich als wenig schmackhaftes Krimi-Gulasch. Man hofft für Schladitz, dass Borowskis besser war. Besonders nervig, neben der nervtötenden Musik: das Nebenfiguren-Kuriositätenkabinett und die braven verdeckten Ermittlungen Sahins als „pralle Praline“ auf einem Parkplatz-Swinger-Treff. Am Ende fragt sie: „Was war das jetzt?“ Schade, dass Borowski nicht antwortet: Hausmannskost.

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