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Zoologie: Warum darf der Hitler-Käfer weiter Hitler-Käfer heißen?

Zoologie

Warum darf der Hitler-Käfer weiter Hitler-Käfer heißen?

Holger Sabinsky-Wolf
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    Das Foto zeigt einen Anophthalmus hitleri, einen "Hitler-Käfer", unter einem Mikroskop in der Zoologischen Staatssammlung in München.
    Das Foto zeigt einen Anophthalmus hitleri, einen "Hitler-Käfer", unter einem Mikroskop in der Zoologischen Staatssammlung in München. Foto: Matthias Schrader, dpa (Archivbild)

    Sie sind ein Gegner von "Cancel Culture"? Sie meinen, dass eine Schule den Namen des "Hotzenplotz"-Autors Otfried Preußler behalten sollte, obwohl er in jungen Jahren einen Nazi-Roman geschrieben hat? Dann könnten Sie auch Fan der Internationalen Kommission für zoologische Nomenklatur werden. Das Gremium gibt die Regeln zur Benennung neuer Tierarten heraus. Und findet, dass der Hitler-Käfer weiterhin Hitler-Käfer heißen sollte. 

    Straßen und Schule werden umbenannt, aber Insekten dürfen Hitler und Mussolini heißen

    Dieser – wie sollte es anders sein – kleine braune Käfer wurde im Jahr 1937 von einem österreichischen Käfersammler als neue Art entdeckt. Das etwa fünf Millimeter lange Tier lebt in slowenischen Höhlen, es hat keine Augen. Der Entdecker nannte den Käfer Anophthalmus hitleri – nach Adolf Hitler. Es hat in der Zoologie eine lange Tradition, neu entdeckte Tierarten nach Personen zu benennen – zum Beispiel um einem großzügigen Geldgeber zu schmeicheln, jemanden zu ehren oder mithilfe prominenter Namensgeber Aufmerksamkeit zu erregen.

    Ein feststehender Name kann nicht so einfach geändert werden

    Das Problem: Die ehernen Regeln der Zoologie besagen auch, dass ein einmal publizierter Name nicht wieder geändert werden kann. Und so gibt es neben dem Hitler-Käfer auch einen Mussolini-Falter. Oder Tierarten, deren Namen kolonialen Hintergrund haben oder diskriminierend oder rassistisch sein können.

    Doch die zuständige Kommission lehnt eine Umbenennung aus ethischen Gründen ab. Man habe zwar Verständnis, dass manche Namen Anstoß erregen können. Priorität habe aber eine universelle und stabile Nomenklatur, damit es keine Verwirrung gebe, sagt Daniel Whitmore von der Namenskommission.

    Ein Tausendfüßler ist nach Popstar Taylor Swift benannt

    Vielleicht wäre es also klüger, künftig nur noch auf "unproblematische" Promis zu setzen. Es gibt ja einen Tausendfüßler, der nach Popstar Taylor Swift benannt ist, oder Käfer, die Leonardo DiCaprio heißen. Schwieriger wird's dann schon wieder mit dem Käfer, der Greta Thunbergs Namen trägt. Denn wer konnte vor Jahren ahnen, dass die Klimaschutz-Ikone sich auf einmal im Umfeld von Antisemiten bewegt?

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