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Interview: Ex-Russland-Botschafter über Putin: „Dann wird er scharf, zynisch, ausfallend“

Interview

Ex-Russland-Botschafter über Putin: „Dann wird er scharf, zynisch, ausfallend“

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    Rüdiger von Fritsch (rechts), damals deutscher Botschafter in Russland, neben Wladimir Putin bei einem russisch-deutschen Studententreffen in Moskau im jahr 2016.
    Rüdiger von Fritsch (rechts), damals deutscher Botschafter in Russland, neben Wladimir Putin bei einem russisch-deutschen Studententreffen in Moskau im jahr 2016. Foto: Alexei Druzhinin, Sputnik/dpa (Archivbild)

    Herr von Fritsch, Sie waren von 2014 bis 2019 Botschafter in Moskau und haben den russischen Präsidenten aus einer Nähe erlebt wie kaum ein anderer Deutscher. Was ist Wladimir Putin für ein Mensch?
    RÜDIGER VON FRITSCH: Das Wichtigste hat er einmal über sich selbst gesagt: Einmal KGB, immer KGB. Er ist geprägt von seinem sowjetisch-geheimdienstlichen Hintergrund und von einer spezifischen Art zu denken. Sie kreist um Verschwörungen, die sich gegen einen selbst, gegen die Macht und gegen das eigene Land richten, und sie kann sich nicht erklären, dass es Widerspruch und Widerstand in Ländern gibt gegen eine Führung, ohne dass das vom Ausland angezettelt ist. Wladimir Putin ist geprägt davon, dass er – wie sein ganzes Land – die jüngere Geschichte nie wirklich aufgearbeitet hat, sie nur unter ihren negativen Erfahrungen betrachtet und mit diesem Trauma die ganze Welt behelligt. Er sieht nicht, dass andere viel schwerer unter sowjetischer Herrschaft gelitten haben. Zum Trauma gehört auch, dass mit der Sowjetunion das letzte Kolonialreich der Erde endet und dass viele Teile des alten Reiches davonstreben. Das empfindet man als etwas, das von anderen verursacht wurde, und sieht nicht die selbst verschuldete Implosion des sowjetischen Systems.

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