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Analyse
03.08.2021

Nach der Explosion im Libanon kam die Depression

Wie ein Mahnmal überragt das zerstörte Silo den verwüsteten Hafen von Beirut. Gleichzeitig ist das Bauwerk ein Symbol dafür, dass weder der Wiederaufbau des Hafens begonnen hat, noch die Ermittlungen über die Explosion, die vor Jahresfrist mehr als 200 Todesopfer forderte.
Foto: Marwan Naamani, dpa

Vor einem Jahr tötete eine gewaltige Explosion im Hafen von Beirut mehr als 200 Menschen. Seitdem hat sich die Lage politisch und sozial dramatisch verschlechtert.

Der Hafen von Beirut sieht noch immer so aus, als hätte sich dort ein zorniger Riese ausgetobt. Schiffswracks, bizarr verbogene Kräne und Berge von Schutt – alles überragt durch die Ruine des riesigen Silos. Ein Bild mit trauriger Symbolkraft für den ungebremsten Niedergang des einstmals reichen Libanons. Exakt ein Jahr nach der gewaltigen Explosion, die je nach Quelle am 4. August 2020 über 200 Opfer und tausende von Verletzten gefordert hat und ganze Stadtviertel verwüstete, liegt Agonie und Verzweiflung wie Mehltau über dem Land.

Den Reiseeinschränkungen durch die Corona-Pandemie hat es die Gründerin der Hilfsorganisation „Zeltschule“, Jacqueline Flory, zu verdanken, dass sie anders als geplant erst einige Tage nach der Explosion in Beirut eintraf: „Es war unfassbar. Beirut sah aus, wie eine syrische Stadt nach dem über Jahre andauernden Krieg. Nur, dass sich die Zerstörung in nur wenigen Sekunden ereignete.“

Trinkwasser wird immer knapper

Aktuell ist Flory wieder in der libanesischen Hauptstadt. Sie spricht von einer „großen Hoffnungslosigkeit“ in der Bevölkerung, die ohnehin schon durch die Corona-Pandemie geschwächt ist. Es fehlt an fast allem. Trinkwasser wird immer knapper, Strom gibt es nur stundenweise. Viele Lebensmittel, Hygieneartikel, Medizin oder Benzin sind nicht nur Mangelware, sondern haben sich nach der Explosion extrem verteuert. Der Libanon ist schließlich traditionell in vielen Bereichen von Importen abhängig. Doch dafür fehlt es dem nahezu bankrotten Staat nicht nur an Devisen, sondern auch an einem funktionsfähigen Hafen in der Hauptstadt.

Zudem sind die Banken in eine tiefe Krise gerutscht, parallel leiden die Libanesen unter einer Hyperinflation. Der Staat ist weitgehend abgetaucht. „Vor dem 4. August 2020 war er noch durch Polizeisperren und Militärkontrollpunkte präsent. Danach - als die Menschen Hilfe der Behörden dringend benötigten - ist er völlig ausgefallen“, sagt Flory. Viele Beiruter haben der Civil Defense ihr Leben zu verdanken. Also ehrenamtlichen Helfern, die löschten und Menschen aus den Trümmern ihrer Häuser retteten. Ihre Ausrüstung müssen die Einsatzkräfte selber bezahlen. „Wir haben diese Helfer massiv unterstützt“, sagt Flory im Telefongespräch aus Beirut mit unserer Redaktion.

Immer wieder flackern im Libanon gewalttätige Proteste auf. Teile der Bevölkerung hegen eine ohnmächtige Wut gegen die korrupte politische Elite des Landes.
Foto: Marwan Naamani, dpa

Auch für den Verein "Zeltschule" wird die Arbeit durch die sich verschärfende Krise noch komplizierter: "Es wird alles immer teurer, aber wir haben keine Wahl. Wir machen weiter", versichert Flory. Jetzt soll die 18. Schule im Libanon eröffnet werden. Weitere 17 Schulen betreibt "Zeltschule" auf der syrischen Seite der Grenze. Insgesamt sind es derzeit mehr als 7200 Mädchen und Jungen, die in Zelten oder angemieteten Räumen unterrichtet werden. Eine Chance auf Bildung, die die jungen Syrer für die Zeit nach dem Krieg wappnen soll - auch vor Extremismus. Jetzt ist geplant, erstmals eine Schule für libanesische Kinder zu eröffnen. Vielen Familien fehlt schlicht das Geld für den Schulbesuch ihres Nachwuchses.

Die soziale Lage der Bevölkerung wird immer prekärer. Eine Analyse der Kinderrechtsorganisation Save the Children ergab, dass Familien aus allen Einkommensschichten tiefer in die Armut gerutscht sind. Danach können sich 47 Prozent der Libanesen und fast 90 Prozent der syrischen Geflüchteten - ihre Zahl wird auf rund 1,5 Millionen geschätzt - Dinge des täglichen Bedarfs nicht mehr leisten.

Die Wut auf die korrupte politische Elite wächst

Hinzu kommt eine schon lange wachsende ohnmächtige Wut auf die korrupten politischen Eliten, die sich seit Jahren immer wieder in Demonstrationen und teils auch gewaltsamen Protesten entlädt. In das düstere Bild passt, dass die offiziellen Ermittlungen über die Explosion im Hafen bisher im Sande verlaufen sind. Es ist offensichtlich, dass die Elite alles tut, um die Untersuchungen zu blockieren. Ungeklärt ist bis heute, wer dafür Verantwortung trägt, dass riesige Mengen der explosiven Chemikalien nahezu ungesichert im Hafen gelagert wurden.

Desillusioniert verfolgen die Libanesen den politischen Machtkampf, der seit Monaten tobt. In der letzten Woche beauftragte Präsident Michel Aoun den 65-jährigen Milliardär Nadschib Mikati mit der Regierungsbildung. Doch der Unternehmer Mikati, der bereits 2005 und 2011 Ministerpräsident war, gilt als Vertreter der alten Elite, die im Libanon fast jegliches Vertrauen in der Bevölkerung verloren hat. Dennoch hätte es einen Vorteil, wenn es gelingen würde, endlich eine Regierung zu installieren. Denn der französische Präsident Emmanuel Macron hat - wie auch weitere potenzielle Geldgeber - weitreichende finanzielle Unterstützung eben davon abhängig gemacht.

Das politische System des Libanon ist verkrustet

Das politische System ist kompliziert. Der Staatspräsident ist immer ein Christ, die Sunniten stellen den Regierungschef und die Schiiten den Parlamentspräsidenten. Dadurch sollten einst Spannungen zwischen den Religionen minimiert werden. Doch was einmal recht gut funktionierte, symbolisiert heute eine alles lähmende politische Verkrustung.

Jacqueline Flory verfolgt die Situation mit Skepsis. "Das Land braucht dringend Veränderungen. Zunächst müsste die Hisbollah ihre Machtposition aufgeben. Doch das wird sie freiwillig kaum tun." Die schiitische Miliz hatte als einzige der Kontrahenten im libanesischen Bürgerkrieg 1975 bis 1990 ihre Waffen nicht abgegeben. Heute kommt an ihr keiner vorbei - sie gilt als Staat im Staate.

Bleibt die vage Hoffnung, dass sich eine junge Generation im Libanon formiert, die unabhängig von Religion und Herkunft entschlossen ist, das Land zu modernisieren. Doch derzeit ist Resignation das Gefühl, das viele junge Libanesen beherrscht. Viele gut ausgebildete Männer und Frauen wollen weg. "Seit ich in Syrien und dem Libanon tätig bin, hat mich noch nie ein Syrer gefragt, wie er nach Deutschland kommen kann. Libanesen fragen mich derzeit sehr oft, ob sie ein Visum bekommen können", sagt Flory.

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